Neue Strategie im Kampf gegen die Terrormiliz

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Das Anti-IS-Bündnis ist in Klausur und verbreitet Optimismus. Überschattet wird das Treffen vom Tod von Zivilisten, die bei einem Angriff der Koalition ums Leben kamen.

Rund neun Monate nach Beginn der Luftangriffe gibt sich das internationale Bündnis im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) siegessicher. „Dieser Plan wird die Niederlage des IS herbeiführen“, sagte der britische Brigadegeneral Gary Deakin am Freitag nach einem mehrtägigen Strategietreffen von mehr als 300 Militärvertretern aus 39 Ländern in Tampa im US-Bundesstaat Florida. Dort hat das US-Zentralkommando seinen Sitz, das die Angriffe gegen die IS-Kämpfer koordiniert.

„Am Boden haben irakische Kräfte die Ausbreitung des IS gestoppt und drängen ihn zurück“, sagte der französische Generalmajor Bernard Commins. Es ist die dritte Runde dieser Art binnen eines Jahres, die vom US-Zentralkommando ausgerichtet wurde.

80 Zivilisten unter den Opfern

Kurz vor Ende des Strategietreffens war bekanntgeworden, dass bei einem US-Luftangriff auf die Terrormiliz im Norden Syriens Berichten zufolge bis zu 80 Zivilisten getötet und Dutzende weitere verletzt worden sein sollen. Es dürfte das bisher folgenschwerste Bombardement der US-geführten Allianz in Syrien sein.

Zu künftigen Angriffsplänen des Anti-IS-Bündnisses wurde erwartungsgemäß nichts bekannt. Das US-Zentralkommando teilte mit, zwölf Länder der Koalition hätten bislang mehr als 3600 Luftangriffe im Irak und in Syrien geflogen. Im Irak beteiligten sich daran Staaten wie Australien, Belgien, Dänemark, Jordanien und Frankreich. In Syrien bombardierten neben den USA und Kanada auch mehrere arabische Länder IS-Ziele. Als Teil des Bündnisses hat Deutschland unter anderem kurdische Kämpfer im Nordirak ausgebildet.

Dorf wurde angegriffen

Bei dem Vorfall in Nordsyrien hatten US-Kampfflugzeuge laut Berichten ein Dorf unter IS-Kontrolle angegriffen. Auch Kämpfer der Extremisten seien getötet worden. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass der IS die Zivilisten als Schutzschilde missbrauchte.

Die vom IS kontrollierte Nachrichtenagentur Amaaq bezifferte die Zahl der getöteten Zivilisten mit 80. Aktivisten außerhalb der IS-beherrschten Zone sprachen von zusammengerechnet 90 Toten und Verletzten. Die Syrischen Menschenrechtsbeobachter, die Informationen von Aktivisten in ganz Syrien auswerten, beziffern die Zahl der zivilen Opfer aller bisherigen US-Angriffe in Syrien mit 70.

Pentagon bestätigt Angriffe

Das Pentagon in Washington bestätigte, dass in sechs Luftangriffen sieben IS-Stellungen und ein Fahrzeug der Terrormiliz zerstört wurden. Über zivile Opfer machte das US-Verteidigungsministerium wie gewohnt keine Angaben.

Rebellen und Regierungskräfte lieferten sich indes unweit der Hafenstadt Latakia heftige Kämpfe um die strategisch wichtige Anhöhe Nabi Junis. Sollten die Regimegegner das Gebiet einnehmen, würde ihnen das den Weg in die syrische Küstenebene öffnen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dort hat die religiöse Minderheit der Alawiten ihre Hochburg, der auch Machthaber Baschar al-Assad angehört. Die Küstenebene um Latakia ist seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 weitgehend von Kämpfen verschont geblieben. Sollte der Konflikt das Gebiet erreichen, würde das den Druck auf die von Alawiten getragene Zentralregierung stark erhöhen.

Der UN-Sondervermittler für Syrien, Staffan de Mistura, will von Dienstag an in Genf versuchen, wieder Friedensverhandlungen zwischen Regierung und Opposition in Gang zu bringen. Die Sondierungsgespräche mit einzelnen Konfliktparteien sollen über mehrere Wochen gehen. Die letzten Friedensverhandlungen in Genf waren Anfang 2014 gescheitert.

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