Nervenkrieg in Toulouse

Nervenkrieg in Toulouse
(AP)

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In einem Großeinsatz hat die französische Polizei am Mittwoch den mutmaßlichen Todesschützen von Toulouse in die Enge getrieben. Noch wird verhandelt.

Hunderte Einsatzkräfte umstellten ein Haus im Viertel Croix-Daurade, in dem sich der Verdächtige verschanzte. Nach einem Schusswechsel zwischen der Polizei und dem als Mohammad Merah identifizierten 24-Jährigen, bei dem drei Beamte verletzt wurden, entwickelte sich ein Nervenkrieg: Der Franzose algerischer Abstammung kündigte mehrmals an, sich am Nachmittag zu stellen, und brach dann den Kontakt ab, bevor er wieder zu Verhandlungen bereit war.

Am Nachmittag bereitete sich die Polizei nach eigenen Angaben auf die Erstürmung des Gebäudes vor. Alle Bewohner des fünfgeschossigen Hauses waren bis Mittag über das Dach evakuiert worden.

Weitere Anschläge

Der mutmaßliche Serienmörder hat zugegeben, dass er am Mittwoch einen Anschlag gegen einen weiteren Soldaten geplant habe. Zudem habe der Mann Polizisten erschießen wollen, sagte der zuständige leitende Staatsanwalt François Molins am Mittwoch in Toulouse. Er habe im Gespräch mit Polizisten bedauert, nicht noch mehr Opfer getötet zu haben. Ein Renault
Clio werde noch gesucht, der wahrscheinlich Waffen und Sprengstoff enthalte. Ein Motorroller sei ebenso wie eine Kamera gefunden worden.

Innenminister Claude Guéant sagte, der Verdächtige habe erklärt, dass er der Al-Kaida angehöre. Den Behörden sei bekannt, dass er einige Zeit in Afghanistan und Pakistan verbracht habe. Der mutmaßliche Täter wolle „Rache für die palästinensischen Kinder nehmen“, die im Nahen Osten getötet worden seien. Darüber hinaus sei er wütend wegen der französischen Militäreinsätze im Ausland. Merah stand nach Angaben aus dem Innenministerium wegen fundamentalistischer Ansichten bereits unter Beobachtung. Er hatte weitere Anschläge angekündigt.

Blutige Spur

Einige Stunden nach Beginn der Polizeiaktion gegen 03.00 Uhr warf der Mann am Morgen eine Schusswaffe aus dem Fenster. Im Gegenzug erhielt er ein Gerät, um mit den Einsatzkräften zu sprechen. Der Verdächtige verfüge aber noch über mehr Waffen, sagte Guéant, der sich vor Ort aufhielt. Weitere Waffen seien im Auto gefunden worden. Aus Ermittlerkreisen verlautete zuvor, man sei zuversichtlich, dass es sich um den Todesschützen handele, der am Montag vor einer jüdischen Schule vier Menschen erschoss.

Der 24-Jährige wird auch mit Mordanschlägen auf drei Fallschirmjäger in Verbindung gebracht. Ein Soldat wurde am 11. März in Toulouse erschossen und zwei weitere am 15. März in der nahegelegenen Stadt Montauban. Die Männer waren muslimischer und französisch-karibischer Herkunft. Der Verdächtige erklärte jedoch nach Angaben von Guéant, dies habe bei seinen Taten keine Rolle gespielt. Aus Justizkreisen verlautete, die Mutter des Mannes sei ebenso wie der Bruder und dessen Begleiter zur Befragung in Gewahrsam genommen worden.

Mahnende Worte

Staatspräsident Nicolas Sarkozy rief angesichts der Anschläge die Bürger seines Landes zur Einheit auf. „Der Terrorismus wird es nicht schaffen, unsere nationale Gemeinschaft zu spalten“, sagte er am Mittwoch nach einem Treffen mit Vertretern der jüdischen und muslimischen Gemeinschaft in Paris. Die Sicherheitskräfte würden alles tun, um den Täter festzunehmen und vor Gericht zu stellen.