Neoliberale Hyperaktivität

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Bei ihrer traditionellen Pressekonferenz zum Schulbeginn hat die Lehrergewerkschaft SEW-OGBL Claude Meisch heftig kritisiert. Dieser sei ein „hyperaktiver“ Minister, der eine neoliberale Bildungspolitik betreibe.

Ob im Bereich der Grundschule oder der Sekundarstufe: Die Lehrergewerkschaft SEW-OGBL ließ kein gutes Haar an der Politik des Bildungsministers. Davon abgesehen, dass der DP-Politiker „den Dialog mit der Basis abgebrochen“ habe und sich in einem „permanenten Wahlkampf“ befinde, betreibe Claude Meisch eine neoliberale Schulpolitik, die eine Ellenbogenmentalität unter den Schulen, Schülern und Lehrern schaffe. Die soziale Kohäsion sei in Gefahr, da ein Konkurrenzkampf unter den Schülern entfacht werde, bei dem sich nur die starken und sozial besser gestellten Kinder und Jugendlichen durchsetzen würden.

Patrick Arendt, beim SEW für die Grundschule zuständig, betonte, dass immer mehr Kinder nach der Grundschule ins „Modulaire“ orientiert werden würden. Dass der Bildungsminister den Eltern nun mehr Mitspracherecht bei der Orientierung geben will, sei nur Augenwischerei und diene dazu, die Statistiken zu manipulieren.
Diese Reform führe nämlich nur dazu, dass mehr Kinder in klassische Lyzeen orientiert werden würden. Dies sehe in den Statistiken gut aus, würde jedoch nichts über die tatsächliche Entwicklung der Schüler aussagen. Um besonders den Eltern aus bildungsfernen Schichten zu helfen, die Entwicklung ihrer Kinder zu verstehen, setzt sich der SEW für ein komplett neues Notensystem in der Grundschule ein. Einfache Benotungen von 0 bis 10 schweben der Gewerkschaft vor.

Sorge wegen „Stage“-Zeit

Der SEW macht sich im Bereich der Grundschule ebenfalls Sorgen um die neuen Lehrer. Wegen der dreijährigen „Stage“- Zeit würden diese sich mehr auf die Arbeiten während des „Stage“ als auf ihren Unterricht konzentrieren, was letztlich den Schülern schade. Auch im Bereich der Sekundarschule zeigt sich der SEW äußerst unzufrieden. Der hohe Rhythmus, mit dem Claude Meisch große Projekte ankündige, erinnere an Hyperaktivität. Oftmals seien diese allerdings nicht wirklich durchdacht und undurchsichtig. Jules Barthel nannte vor diesem Hintergrund u.a. das Beispiel der Europaschule in Differdingen. Die Nachfrage sei viel größer als die angebotenen Plätze gewesen. Nach welchen Kriterien die Schüler nun selektioniert und ob diese Kriterien von irgendjemandem überprüft wurden, sei nach wie vor nicht bekannt.

Auch die geplante größere Autonomie der Schulen wird von der SEW kritisiert. Laut der Lehrergewerkschaft diene diese Meisch vor allem dazu, sich seiner Verantwortung zu entziehen. Bezüglich der finanziellen Mittel betonte der SEW, dass das Ministerium durchaus über genügend Geld verfüge, dieses allerdings falsch investiere. So würden deutlich zu viele Expertenposten geschaffen werden.
Letztlich ist die Politik des Ministers laut dem SEW von großen, allerdings schlecht durchdachten Ankündigungen geprägt. Demnach muss Claude Meisch auch im kommenden Schuljahr mit viel Gegenwind rechnen.