Mittwoch12. November 2025

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Nebenprodukt des Massentourismus

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Kaum einer hält Prostitution von Minderjährigen und Kinderpornografie im Internet für akzeptabel. Ecpat, die weltweit für den Schutz von Kindern eintritt, wollte wissen was die Luxemburger darüber denken.

Einer Studie von Ecpat zufolge verurteilt die luxemburgische Bevölkerung die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen. 56 Prozent der Befragten glauben, dass ebenfalls luxemburgische Touristen an ihrem Ferienort Sex mit Kindern haben. Die Umfrageergebnisse waren am Mittwochmorgen vorgestellt worden. Die Anfang der 1990er gegründete, internationale Vereinigung Ecpat bekämpft die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Die Abkürzung steht für End child prostitution, child pornografy and trafficking.

In Asien ist Kinderprostitution am weitesten verbreitet, hieß es am Mittwoch bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Es sind vor allem Männer, die Sex mit Minderjährigen suchen. Um dem Problem beizukommen, muss die Tourismusbranche sich aktiv am Kampf gegen Kinderprostitution beteiligen, betonen die Verantwortlichen von Ecpat. Auch 88 Prozent der Befragten fordern eine engere Zusammenarbeit. Laut Thomas Kauffmann, Direktor der Luxemburger Ecpat-Zweigstelle, stellen die Ergebnisse der Umfrage im Allgemeinen keine Überraschung dar.

Die Realität sieht anders aus

Erhebliche Unterschiede zwischen der Meinung der Leute und der Lage vor Ort gibt es dennoch. So gab nur ein Drittel der Befragten an, dass Kinderprostitution in Nordafrika und im Maghreb existiert. Dabei gehört käuflicher Sex mit Minderjährigen auch dort zum touristischen Alltag. „Da der Pedotourismus in diesen Ländern nicht so wahrgenommen wird, sind diese Länder auch nicht stigmatisiert“, erklärte Thomas Kauffmann. Oft sei die Kinderprostitution ein „Kollateralschaden vom Massentourismus“.

Eine weitere Überraschung für die Ecpat: Sechs Prozent der Teilnehmer an der Umfrage sagten, schon einmal Zeuge von Sextourismus geworden zu sein. Wie würden die Luxemburger reagieren, wenn sie Zeuge von Sextourismus werden? Ein Prozent der Nicht-Zeugen würde nichts unternehmen. Das Ganze gehe sie ja nichts an, so ihre Begründung. 29 Prozent der Leute, die schon Zeuge einer „Sex-Transaktion“ mit Kindern waren, würden auch nicht reagieren. 38 Prozent würden gerne reagieren, aber wissen nicht wie. 45 Prozent der Luxemburger Touristen würden vor Ort ihren Touristenführer informieren. Aber nur neun Prozent der Zeugen haben es getan.

Kinderpornos im Internet

Auch bei der Kinderpornografie im Internet bleiben die meisten Zeugen stumm. Nur 3 Prozent informieren die Polizei. Dabei sind 21 Prozent der Befragten schon einmal auf Webseiten mit kinderpornografischem Inhalt gestoßen. Bei Surfern, die noch nicht in Kontakt mit Kinderpornografie im Internet gekommen sind, gaben aber 55 Prozent an, sich sofort an die Behörden zu wenden. 26 Prozent würden die Pornoseite via „LISA Stopline“ melden. Ziel dieser Webseite ist es, jedem die Möglichkeit zu geben, illegale Inhalte im Internet per Internetseite anonym zu melden. Die Meldungen werden dann in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene bearbeitet.

Laut Charles Margue von TNS-Ilres und Thomas Kauffmann muss der Informationsweg vereinfacht werden. Informations- und Sensibilisierungskampagnen seien notwendig, besonders in den Touristenorten. Eine Meinung, die 86 Prozent der Befragten teilen. Sie fordern zusätzliche Maßnahmen gegen die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen.