/ Nach außen hui, nach innen pfui

(Fabrizio Pizzolante)
Elf offizielle Badegewässer gibt es in Luxemburg. Sie haben einem EU-Bericht zufolge eine ausgezeichnete Wasserqualität. Das liegt über dem EU-Durchschnitt. Es handelt sich um Badestellen in Weiswampach, Remerschen und am Stausee. Um die Qualität von Badegewässern zu bestimmen, werden gemäß der EU-Badegewässerrichtlinie zwei mikrobiologische Parameter herangezogen:
1. das Vorkommen von Escherichia-Coli-Bakterien (E. coli). Sie kommen im Darm vieler Tiere vor und gelangen etwa durch Vogelkot oder von Kuh- und Schafweiden in Ufernähe auch in Badegewässer. Meist sind die Fäkalkeime harmlos. Einige E.-coli-Bakterien können aber beim Menschen Übelkeit, Durchfall und Fieber verursachen. Bisweilen lösen die Keime Harnwegsinfektionen aus, die zu Nierenschäden führen können.
Baden verboten
2. das Vorkommen von Darm-Enterokokken. Sie deuten in größeren Mengen ebenfalls auf fäkale Verschmutzungen hin. Wer sie verschluckt und in den Magen-Darm-Trakt aufnimmt, dem droht keine Infektion. Gelangen die Enterokokken aber über Wunden in den Körper, können sie schwere Erkrankungen verursachen.
An allen anderen Seen und Flüssen eignet sich die Wasserqualität nicht zum Baden. Aufgrund mangelnder Kläranlagen ist die Sauer seit Jahren zum Teil stark mit Bakterien belastet. Auch entlang der Our ist das Baden verboten, da Gefahr für die Gesundheit besteht. Beide Flüsse sind stark mit Bakterien und anderen Stoffen belastet.
Doch der Schein trügt. Luxemburg hat alles andere als saubere Gewässer. In allen nicht oben genannten Flüssen und Seen ist die Wasserqualität so schlecht, dass sich das Baden nicht lohnt oder sogar verboten ist. Alzette, Sauer und Our sind regelrechte Jauchegruben. Gerade im Sommer riecht man das Problem. Ursache sind die mangelnden Kläranlagen.
Wie ist es um die Gewässer in der EU bestellt?
Im vergangenen Jahr hatten laut dem neuen Bericht 97,2 Prozent aller Küstenbadegewässer und 94,3 Prozent aller Binnenbadegewässer in der EU eine mindestens „ausreichende“ Qualität und entsprachen damit dem in der Badegewässerrichtlinie festgelegten Mindestqualitätsstandard. Im Vergleich zur Saison davor verbesserte sich die Qualität erneut.
Warum haben es Länder mit Meereszugang grundsätzlich leichter?
Allgemein kann gesagt werden, dass die Wasserqualität an der Küste besser ist als die der Binnenbadegewässer. Laut Umweltagentur liegt das an der höheren Selbstreinigungsfähigkeit des Meeres. Außerdem liegen viele Badestellen an den Binnengewässern an kleineren Seen und langsam fließenden Flüssen, die insbesondere im Sommer nach starkem Regen anfälliger sind für kurzzeitige Verschmutzungen.
Welche EU-Länder sind in Sachen Badestellen die besten?
In fünf Ländern waren mindestens 95 Prozent der Badegewässer von „ausgezeichneter Qualität“: Luxemburg (alle elf Badegewässer), Zypern und Malta (99 Prozent der Badegewässer) sowie Griechenland (97 Prozent) und Österreich (95 Prozent). In Deutschland bekamen 90,8 Prozent der aufgelisteten Badestellen das höchste Label „excellent“.
Wie viele mangelhafte Badegewässer gibt es in der EU?
Von der Badesaison 2015 zur Saison 2016 ging die absolute Zahl der mangelhaften Badegewässer zurück: und zwar von 383 auf 316. Bei 93 Badegewässern wurde der Zustand von „mangelhaft“ auf „ausreichend“ heraufgestuft. 72 Badegewässer rutschten dagegen in die Qualitätsstufe „mangelhaft“ ab.
Wo sind die meisten mangelhaften Gewässer in der EU?
Die drei EU-Länder mit der höchsten Anzahl sind Italien (100 Badegewässer von 5.518 untersuchten; entspricht 1,8 Prozent), Frankreich (82 Badegewässer von 3.359; 2,4 Prozent) und Spanien (39 Badegewässer von 2.191; 1,8 Prozent). Den höchsten Anteil an Badegewässern mit mangelhafter Qualität verzeichneten jedoch Irland (4,3 Prozent/6 Badegewässer), Großbritannien (3,2 Prozent/20 Badegewässer) und die Slowakei (3 Prozent/ein Gewässer).
Was passiert an den mangelhaften Gewässern?
Laut EEA gibt es zunächst nur Empfehlungen: So sollte für alle Badegewässer, die in der Saison 2016 eine mangelhafte Wasserqualität aufwiesen, in der Saison 2017 ein Badeverbot verhängt oder zumindest vom Baden abgeraten werden. Außerdem sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die Verschmutzungen zu verringern oder zu verhindern. „Wird ein Badegewässer in fünf aufeinanderfolgenden Jahren als ‚mangelhaft‘ klassifiziert, ist es mit einem dauerhaften Badeverbot zu belegen beziehungsweise mit einem dauerhaften Warnhinweis …“.
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