Mit dem Hubschrauber auf Dienstreise

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Das Münchner Amtsgericht prüft, ob der Autofahrerclub noch dem Vereinsrecht genügt. Dem Chef des Vereins Peter Meyer wird vorgeworfen, den Rettungshubschrauber für Dienstreisen genutzt zu haben.

Der ADAC muss nach der Affäre um den Autopreis „Gelber Engel“ um seinen Vereinsstatus bangen. Das Registergericht beim Amtsgericht München überprüft den Status des Autoclubs. Der Ausgang ist offen – und damit auch die Folgen, die der Wirbel um die geschönten Zahlen beim Preis „Lieblingsauto der Deutschen“ für den traditionsreichen Autofahrerclub am Ende haben könnte. Der bemüht sich vor allem gegenüber der Autoindustrie weiter um Schadensbegrenzung und kündigte eine umfassende Entschuldigung an.

Eine Sprecherin des Gerichts sagte am Donnerstag, Auslöser für die Prüfung sei ein Antrag gewesen. Die Justiz sei – auch wenn es die Möglichkeit dafür gebe – nicht von sich aus tätig geworden. Der Ausgang des Verfahrens sei offen. Lange wird der ADAC aber kaum auf eine Entscheidung warten müssen. „Das wird kaum länger als einen Monat dauern“, sagte die Sprecherin. Zuerst hatte die „Märkische Allgemeine“ (Freitag) über die Untersuchung berichtet.

Der Verein ist überrascht

Der ADAC zeigte sich überrascht. „Der ADAC ist dem Gericht seit vielen Jahrzehnten bekannt“, sagte ein Sprecher. „Wir haben auch immer wieder Kontakt und Änderungen im Register. Es gab jedoch noch nie Beanstandungen in dieser Richtung.“ Zur Prüfung wollte er nichts sagen, da die Prüfung dem ADAC offiziell noch nicht bekannt sei. Über mögliche Folgen wollten weder Gericht noch ADAC spekulieren. Gegen Entscheidungen des Gerichts sind Rechtsmittel möglich.

Geprüft wird, ob die wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb des Vereins noch mit dem Vereinsrecht im Einklang stehen. Die ausgegliederten Unternehmen des ADAC sind nicht betroffen. Der Bundesgerichtshof hatte in einem umstrittenen Urteil die Ausgliederung von Firmen 1982 für rechtmäßig erklärt. Vereinen, die laut Gesetz keine wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe sein dürfen, wird damit ermöglicht, trotzdem Einnahmen zu erzielen.

19 Millionen Mitgliedern

In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Kritik an der Doppelstruktur des ADAC gegeben. Der ADAC als Verein gliedert sich neben dem, ADAC e.V. in 18 unabhängige Regionalclubs. Dazu kommen Unternehmen, die unter dem Dach der ADAC Beteiligungs- und Wirtschaftsdienst GmbH tätig sind. Mit fast 19 Millionen Mitgliedern ist der ADAC der mit Abstand größte Verein in Deutschland. Der Club beschäftigt insgesamt etwa 8600 Menschen.

Angesichts des Kritiksturms will sich der ADAC nicht nur bei den Autoherstellern, sondern auch bei den Zulieferern entschuldigen. Das werde auf allen Ebenen geschehen – im persönlichen Gespräch, telefonisch und auch schriftlich, sagte ein Sprecher des Autoclubs. „Auf höchster Ebene“ werde es einen offiziellen Brief geben. Bei einigen Herstellern habe der Club sich bereits entschuldigt. Beim Preis „Lieblingsauto der Deutschen“ hatte der inzwischen geschasste ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter die Zahlen geschönt.

„Gelber Engel“ hat keine Zukunft

Unklar ist weiter die Zukunft des Autopreises „Gelber Engel“. ADAC-Präsident Peter Meyer hatte der Branchen- und Wirtschaftszeitung „Automobilwoche“ gesagt, der Preis „Gelber Engel“ habe „sicherlich“ keine Zukunft. „Das war ein Totalschaden“, sagte er dem Blatt. „Wir denken im Moment überhaupt nicht darüber nach, ob wir so etwas Ähnliches wieder machen wollen.“ Ein ADAC-Sprecher in München hatte am Donnerstag erneut betont, es sei noch nicht entschieden, ob und in welcher Form es den Preis in Zukunft noch geben werde. Allerdings werde es die aufwendige Preisverleihung in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz künftig definitiv nicht mehr geben.

Zum Skandal um den „Gelben Engel“ kommt jetzt noch ein weiteter hinzu. Dem Magazin „Stern“ zufolge hat der Präsident des Automobilclubs, Peter Meyer, Rettungshubschrauber für Dienstreisen genutzt. Der Verein bestätigte die Information. Das Magazin nennt ein Beispiel. Am 27. Juni 2003 sei Peter Meyer zum Hamburger Hafen zum „Tag der Verkehrssicherheit“ mit dem Pannen-Hubschrauber geflogen worden, dann nach Wolfsburg zu einer Tagung von dort aus weiter. Der Hubschrauber sei nie auf Flughäfen gelandet. Der Flug wurde vom Verein bezahlt. Der ADAC besitzt 51 Hubschrauber. Der ADAC reagierte auf die Vorwürfe indem er betonte, dass die Präsidiumsmitglieder die Reserve-Helikopter zu Dienstreisen nutzen koönnen, wenn dadurch Kosten gesenkt werden.