Freitag14. November 2025

Demaart De Maart

„Minusrunde kommt nicht in die Tüte“

„Minusrunde kommt nicht in die Tüte“
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Seit Anfang des Jahres laufen bei der Luxair die Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag. Die Gespräche erweisen sich als schwierig.

Die Verhandlungen um einen neuen Kollektivvertrag zwischen der Direktion der Luxair und den Gewerkschaften stellen sich immer mehr als eine harte Nuss heraus. Dies aus mehreren Gründen: Erstmals soll entsprechend der Einheitsstatutsregelung ein einziger Kollektivvertrag für alle Angestellten ausgearbeitet werden, der Hauptgrund dürfte allerdings das derzeit schwierige wirtschaftliche Umfeld sein.

Ein Blick auf den dem Tageblatt vorliegenden Forderungskatalog der Gewerkschaften einerseits und der Luxair-Direktion andererseits genügt, um zu sehen, dass die nunmehr seit etwas mehr als sechs Monaten andauernden Verhandlungen zur Erneuerung des Kollektivvertrags alles andere als einfach sind.

Mehr Geld

Während zum Beispiel die Arbeitnehmervertreter für Boden- und Flugpersonal eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent pro Vertragsjahr fordern, ist die Unternehmensleitung nicht bereit, ihren Angestellten mehr zu zahlen.

Und während die Gewerkschaften den Zuschlag für Überstunden unverändert bei 50 Prozent belassen wollen, plädiert die Arbeitgeberseite für ein Herabsetzen um zehn Prozent. Lediglich in Sachen Nachtarbeit konnten sich beide Parteien bislang einigen: Die Gewerkschaften hatten in diesem Punkt eine Anhebung des Zuschlags von 25 auf 30 Prozent angestrebt, während die Luxair-Direktion den Zuschlag von 25 auf 15 Prozent senken wollte. Nun bleibt es bei dem bisherigen Wert.

Den übrigen Forderungen der Gewerkschaften hält die Fluggesellschaft die schwierige wirtschaftliche Lage entgegen. Trotz einer Steigerung der Passagierzahlen um 6,3 Prozent im vergangenen Jahr hat die Luxemburger Fluggesellschaft, wie am Montag bekannt wurde, 2011 einen Verlust von 16,3 Millionen Euro gemacht. Die sinkende Rentabilität war denn auch schon vor rund einem Jahr tarifvertragsunabhängig der Grund dafür, dass die Luxair-Verantwortlichen mit den Gewerkschaften über etwaige Einschnitte diskutieren wollten. Damals ohne Erfolg.

Die Gewerkschaften, vor allem der OGBL, der innerhalb der Personalvertretung rund zwei Drittel aller Mandate innehat, wollen das wirtschaftliche Argument nicht gelten lassen.

„Nur Panikmache“

„Hier wird nur Panik gemacht“, betont Hubert Hollerich, Zentralsekretär des OGBL-Syndikats Zivile Luftfahrt, dem Tageblatt gegenüber. Die Airline-Sparte der Luxair sei nachweislich in den vergangenen 40 Jahren noch nie rentabel gewesen. „Verluste in diesem Bereich sind kein neues Moment.“

Allerdings seien die Rahmenbedingungen derzeit insgesamt etwas schwierig, gesteht der Gewerkschafter ein. Vor allem im Cargo-Bereich, seit jeher die „Milchkuh“ der Luxair, wie Hollerich sich ausdrückt, stelle derzeit ein „dickes Problem“ dar.

In diesem Sinne ist der OGBL-Sekretär auch nicht gut auf den politisch verantwortlichen Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler zu sprechen. „Wiseler kündigt immer an, über die Logistikpolitik reden zu wollen. Aber von dem CSV-Minister kommt nichts, rein gar nichts. Frei nach dem Motto ‚Wer nichts macht, macht auch nichts falsch’“, regt sich Hollerich auf. Der Ressortminister ziehe den Kopf ein und währenddessen würden dem hiesigen Flughafen, genau wie dies im Straßentransport bereits der Fall sei, die Betriebe wegbleiben.

„Strategie muss her“

„Ohne Strategie kriegt Luxemburgs Flughafen den zweiten Preis. Bereits jetzt profitieren die Flughäfen im benachbarten Ausland von der hiesigen Untätigkeit“, warnt Hollerich, der gleichzeitig aber große Hoffnungen in Wirtschaftsminister Etienne Schneider setzt. Er könne die treibende Kraft in der Entwicklung der Logistik im Flughafenbereich werden. Auf Wiseler jedenfalls könne man nicht zählen.

Was den neuen Kollektivvertrag anbelangt, so gibt sich der OGBL trotz aller Vorbehalte den Argumenten der Luxair-Direktion gegenüber gesprächs- und kompromissbereit. Nur: „Eine Minusrunde kommt nicht in die Tüte“, setzt Hollerich ganz klare Grenzen.

Ticketpreise und Löhne

Schließlich wiederholt der Gewerkschafter seine Absage an jegliche Forderung nach einer Preissenkung bei der Luxair. „Preissenkungen, sprich die Annäherung an Low-Cost-Airlines, würden nichts bringen“, sagt Hollerich. „Der Kunde muss sich bewusst werden, dass eine direkte Verbindung zwischen Preisen und Löhnen besteht. Wollen wir zu Low-Cost-Preisen fliegen? Dann müssen wir uns auch bewusst sein, dass auch eine Luxair über kurz oder lang ihr Personal in Billiglohnländern zum Beispiel in Osteuropa rekrutieren und auch dort die Verträge erstellen wird. Wollen wir das?“, fragt Hollerich.

Und fügt hinzu, dass ihn die ganze Sache irgendwie an Villeroy & Boch erinnere. Ein Unternehmen, das in Schwierigkeiten geraten ist, weil es Qualitätsprodukte herstellt, die einen gewissen Preis haben. Der Verbraucher bevorzugt mehrheitlich aber billigere Produkte aus Fernost von geringerer Qualität. Mit dem bekannten Ergebnis.