Mersch zieht ins EZB-Direktorium ein

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Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch übernimmt den freien Platz im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB). Das sagten zwei Diplomaten am Donnerstag in Brüssel.

Dies sei beim EU-Gipfel in Brüssel verabredet worden, so die Diplomaten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der 62 Jahre alte Zentralbanker und Präsident der Luxemburger Zentralbank Yves Mersch nimmt den Platz des Spaniers José Manuel Gonzalez-Paramo ein, der bereits Ende Mai nach acht Jahren turnusmäßig den sechsköpfigen EZB-Vorstand verlassen hatte.

Der Luxemburger Notenbankchef Yves Mersch soll ins EZB-Direktorium einziehen. (Bild: Pierre Matgé)

Seitdem war der Platz vakant, weil sich die Regierungen, die das Besetzungsrecht haben, nicht auf einen Kandidaten einigen konnten.

Mersch ist Urgestein der Währungsunion

Yves Mersch ist ein Urgestein der Europäischen Währungsunion. Gemeinsam mit dem französischen Notenbankchef Christian Noyer sitzt er so lange im für die Geldpolitik entscheidenden EZB-Rat wie kein anderer Zentralbanker in Europa. Die Notenbank des kleinen Luxemburgs führt der 62 Jahre alte Jurist seit ihrer Gründung Ende der 90er. Wenn Mersch seine Karriere jetzt nach einer langen Hängepartie mit dem Einzug ins sechsköpfige Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) krönen kann, zieht auf den ersten Blick ein Verbündeter der stabilitätspolitischen Tradition der Bundesbank in den Vorstand der Euro-Notenbank ein.

In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gab der Jazzfan mit dem Schnauzbart vor ein paar Monaten zu Protokoll, stabilitätsorientierte Geldpolitik sei für ihn beileibe „kein deutscher Exportartikel, der den anderen aufgezwungen würde“. Ein Vermittler ist er, sagen die, die ihn näher kennen; einer, der durch Wissen, Erfahrung und politisches Geschick überzeugt, der alle wieder an einen Tisch holt im Zweifelsfall und den Konsens sucht; einer, der um Rat gefragt wird; kein Dogmatiker, sondern ein Pragmatiker.

Merschs Werdegang

Mersch studierte an der Pariser Universität Sorbonne Jura und spezialisierte sich auf Internationales Recht und Politik. Ab Mitte der 70er-Jahre steht er in Diensten des Luxemburger Finanzministeriums, arbeitet beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington, kehrt nach Luxemburg zurück und wird dann für sein Heimatland zu den Vereinten Nationen (UN) nach New York entstandt. 1983 geht er zum Luxemburger Währungsinstitut, der Vorgängerinstitution der Zentralbank, in den 90ern ist er Direktor des Schatzamtes und verhandelt die Grundlagen der Währungsunion, die 1992 im Vertrag von Maastricht münden.

Mitte 1998 übernimmt er schließlich den Chefposten bei der neu geschaffenen Luxemburger Notenbank und sitzt seitdem als Vertreter seines Landes im EZB-Rat. Ein erster Anlauf Richtung EZB-Direktorium scheiterte vor zwei Jahren.

Zu den alten Hasen

Im Notenbank-Vorstand wird Mersch zu den alten Hasen gehören, neben dem Präsidenten Mario Draghi, Constancio und Chefvolkswirt Peter Praet – alle jenseits der 60. Sie kennen und schätzen Mersch seit vielen, vielen Jahren. Doch auch die beiden „Youngsters“ im einflussreichen EZB-Vorstand, der frühere deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen und der Franzose Benoit Coeure, wissen, welches fachliche Schwergewicht sie mit Mersch gewinnen.

Der Luxemburger löst den Spanier Jose Manuel Gonzalez Paramo ab, der nach acht Jahren Ende Mai turnusmäßig gehen musste. Merschs Amtszeit läuft 2020 ab. Bis dahin wird er die Fahne der Stabilitätspolitik hochhalten in der EZB.