/ Meist ist Überbevölkerung schuld
Im Gefängnis von Jamioulx bei Charleroi sind am Sonntag drei Schwerverbrecher ausgebrochen. Sie nahmen eine Wärterin als Geisel und verübten mehrere Car-Jackings. Die Geisel wurde am späten Sonntagabend wieder frei gelassen. Die zwischen 22 und 34 Jahre alten Männer sind zu Gefängnisstrafen von insgesamt mehr als 45 Jahren verurteilt. Sie werden von der Polizei als extrem gefährlich angesehen. Am Dienstag hatte die Polizei noch immer keine heiße Spur. Die Staatsanwaltschaft bestätigte jedoch, dass eine Spur nach Frankreich führt.
Dieser Gefängnisausbruch ist schon der sechste dieses Jahr. Insgesamt gelang elf Gefangenen die Flucht. Letztes Jahr schafften es laut einem Bericht der Justizbehörden nur drei Insassen, auszubrechen. 2009 brachen 18 Personen aus belgischen Gefängnissen aus.
Sicherheit nicht garantiert
Die erneute Flucht und die Geiselnahme haben in Belgien des Weiteren wieder Diskussionen über die Sicherheit des Gefängnispersonals entfacht. Die Wärter aus Jamioulx haben seit Sonntag bis Dienstag ihre Arbeit niedergelegt, um gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu protestieren. Sie fordern unter anderem strengere Sanktionen bei Disziplinarverstößen.
Das belgische Justizministerium betont, dass die Vollzugsanstalten technisch sicher seien. Auch wird erklärt, dass das Überwachungspersonal gut geschult sei. Durch die Überbevölkerung seien die Haftbedingungen und Arbeitsbedingungen in vielen belgischen Gefängnissen jedoch schlecht, gibt die Regierung zu. Die Gesamtkapazität der 33 belgischen Gefängnisse liegt bei 9.500 Insassen. Im Augenblick seien aber über 11.000 Verurteilte eingesperrt.
Und in Luxemburg?
Wie steht es mit Ausbrüchen in Luxemburg? In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im letzten Jahr hatte Justizminister François Biltgen auch in Luxemburg eine chronische Überbevölkerung im Gefängnis festgestellt. Das Gefängnis ist für etwa 400 Insassen ausgelegt. Es sitzen aber meist über 600 Gefangenen in Schrassig ein. Die Sicherheit in der Haftanstalt sei jedoch optimal, so der Minister weiter. Seit längerem sei keinem Häftling mehr die Flucht aus Schrassig geglückt.
Die letzte spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis in Schrassig liegt schon ein paar Jahre zurück. Nuka Kujtim war im Februar 2007 aus dem Gefängnis ausgebrochen. Dabei war er über drei Mauern und zwei Zäune geklettert und durch Stacheldraht gekrochen. 15 Stunden war Nuka Kujtim
damals auf freien Fuß. Kurz nach Mitternacht wurde er in Mensdorf wieder festgenommen. Der Albaner war 2006 wegen Kokainhandel zu zweimal 15 Jahren Haft verurteilt worden.
Bekhti und Agovic
2003 war es Abdellatif Bekhti gelungen, die Gefängnismauern zu überwinden. Er war wegen des brutalen Überfalls auf das Zentrallager von Brinks in Capellen am 17. April 2000 zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Bekhti soll des Weiteren Kontakte zu Al Kaida gehabt haben. Am Morgen des 16. März 2003 gelang ihm jedoch die Flucht aus Schrassig. Er wurde erst im Februar 2008 in Marokko festgenommen.
Der wohl prominenteste Ausbrecher war aber Muhamed Agovic. Der Schwerverbrecher war Ende 1994 zu mehreren Jahren Haft wegen schweren Diebstahls und Heroinschmuggels verurteilt worden. Am 15. Februar 1995 brach er aber aus dem Gefängnis in Schrassig aus. Der Flüchtige wurde am 13. April in Arlon wieder eingefangen. Am 6. Dezember 1995 brach er jedoch ein zweites Mal aus, zusammen mit drei Mithäftlingen. Am 10. Dezember war er bei einem Überfall auf die Diskothek „Tropical“ in Konz (D) beteiligt, bei dem ein Türsteher erstochen wurde. Agovic wurde verhaftet und in Trier wegen Mordes angeklagt. Aber wenige Tage vor der Urteilsverkündung gelang dem Schwerkriminellen erneut die Flucht, diesmal aus dem Trierer Gefängnis. Es sollte über ein Jahr dauern, bis Agovic in seinem Heimatland Montenegro wieder dingfest gemacht werden konnte. Laut Medienberichten wandelten die montenegrinischen Richter anschließend die „lebenslange Haftstrafe“ in eine 20-jährige Gefängnisstrafe um, von der Agovic nur acht Jahre verbüßte.
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