„Mein Computer wurde geputzt“

„Mein Computer wurde geputzt“
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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Der Bommeleeër-Prozess lässt tief auf die Ermittlungsarbeit der Polizei blicken. Immer mehr Nebenschauplätze tun sich auf. Jetzt meldet sich "De Sheriff vun der Grenz" zu Wort.

Ex-Polizist Romain Wünsch geht mit dem aktuellen Polizeidirektor Romain Nettgen hart ins Gericht. Die Beamten der „Section de recherches“ leisteten demnach bei den Ermittlungen gegen den Escher Polizisten Wünsch, auch bekannt unter dem Namen „De Sheriff vun der Grenz“ ganze Arbeit. Sie ermittelten unter anderem wegen Bestechung, Vergewaltigung und Waffenhandel gegen Beamte der Gendarmerie-Dienststelle in Esch/Alzette, darunter Romain Wünsch.

„Allerdings sind sämtliche Protokolle von damals verschwunden oder wurden unter einer neuen Nummer klassiert,“ kritisiert der Ex-Polizist am Mittwoch gegenüber Tageblatt.lu. Auch sei sein Dienstcomputer auf der Wache „geputzt“ worden. Wünsch spricht von einer illegalen Aktion. „Man wollte mich kaltstellen. Sämtlich Protokolle seien nie beim Gericht gelandet,“ moniert Wünsch.

Spuren verwischt

Er spricht von einem von ihm und Kollegen identifizierten Dienstwagen der Gendarmerie auf französischem Staatsgebiet, welcher von den Ermittlern eingesetzt wurde. Wünsch sieht eine direkte Verbindung zu der Affäre. In dem Wagen sollen damals neben dem aktuellen Bommeleeër-Ermittler Carlo Klein, Fernand Ruppert sowie der frühere Srel-Mitarbeiter André Kemmer gesessen haben. Der damaligen Chefermittler Romain Nettgen (jetziger Polizeidirektor) dementierte laut Wünsch den Vorfall. Nettgen: „Das Fahrzeug befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Garage bei der Gendarmerie und war damit nicht im Einsatz.“ Wünsch spricht von zahlreichen Augenzeugen. Die Affäre verlief im Sand. Der ehemalige Polizist wurde in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Über die Geschichte sollte Gras wachsen, eigentlich. Der ehemalige Polizist Wünsch will jetzt Nettgen nach eigener Aussage zur Rechenschaft ziehen und die Affäre neu aufrollen.

Am Dienstag hatte der ehemalige Polizist André Steffen scharf gegen den Bommeleeër-Ermittler Carlo Klein geschossen. Steffen wurde nach eigener Aussage wegen einer „inszenierten“ Undercover-Aktion in eine Falle gelockt und vor Gericht verurteilt. Es ging um Drogenhandel. Ermittler Klein habe laut Steffen in der Vergangenheit immer wieder eine Schlüsselrolle bei sogenannten „Deals“ und „Kuhändel“ zwischen Justiz und Polizei gespielt. Auch der aktuelle Polizeidirektor Romain Nettgen wird dabei genannt. Auf die von Anwalt Gaston Vogel am Dienstag vor Gericht angesprochenen Vorwürfe reagierte Ermittler Klein sichtlich genervt. Klein sprach von Verschwörungstheorien.

„Er war ein Profi“

Das ehemalige Brigade Mobile-Mitglied Steffen galt unter Polizeikollegen als nicht gerade einfacher Beamter. Er wurde allerdings in seiner Eigenschaft als Undercover-Ermittler in der Drogenszene in Luxemburg sehr geschätzt. „Er war ein Profi, der die Messlatte sehr hoch ansetzte. Dies störte in gewissen Kreisen,“ heißt es hinter vorgehaltener Hand aus der Polizei. Steffen hält sich mit seiner Kritik auch heute noch nicht zurück. So spricht er von Clans innerhalb der Police Judiciaire. „Es wurde nie über die Bommeleeër-Affäre gesprochen, jedenfalls nicht öffentlich. Die einen wussten alles, die andern nichts oder durften nichts wissen,“ sagt Steffen gegenüber Tageblatt.lu.

Er spricht auch von geschönten Statistiken bei den Drogentoten in Luxemburg. „In meiner Zeit als Beamter in der Police Judiciaire musste ich feststellen, dass vieles faul läuft. So mussten wir damals die Statistik der Drogentoten nach unten drücken da wir ansonsten in Europa an 1. Stelle gestanden hätten,“ moniert Steffen.

Bestechung im Justizministerium

Der Ex-Polizist spricht auch von Beamtenbestechung: „In einer Untersuchung gegen Chinesen, war ein Beamter im Justizministerium, der zu der Zeit 200.000 Franken Schmiergeld pro ausgestelltes Dokument für die Chinesen bekam,“ sagt Steffen. Nach eigenen Angaben lagen ausreichend Beweise und sogar Aussagen mit dem Namen des Beamten vor. Allerdings habe der damalige Staatsanwalt Heisbourg Druck auf die Ermittlungen ausgeübt. Der betroffene Beamte wurde laut Steffen frühzeitig in Rente geschickt.