„Mehrmals gegen einen Gegenstand eingetreten“

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Fortsetzung im Prozess gegen einen 35 Jahre alten Mann, der sich wegen Mord verantworten muss. Nach der ersten Verhandlung ist aber nicht eindeutig klar, ob der Beschuldigte mit in den Fall verwickelt war oder nicht.

Die gestrigen Aussagen fielen aber etwas anders aus. Zurück zu den Fakten: Am 28. März 2014 kam es gegen 21 Uhr auf der route de Trèves in Luxemburg in der Nähe der Unterkunft für Obdachlose („Wanteraktioun“) zu einem Zwischenfall. Ein damals 41-jähriger Mann wurde so schwer am Kopf verletzt, dass er einige Tage später, am 7. April 2014, im Krankenhaus an seinen Verletzungen starb.

Dafür wird ein heute 35-jähriger Mann verantwortlich gemacht. Er soll das Opfer brutal mit Füßen getreten und mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen haben. Sowohl das Opfer als auch der Angeklagte waren obdachlos. Sie haben beide in dem Nachtfoyer übernachtet. Warum es zu dem Streit kam, ist bisher nicht bekannt. Fest steht, dass der Beschuldigte aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Frankreich verhaftet wurde. Nach dem zweiten Tatverdächtigen wird zurzeit noch gesucht.

Bluterguss im Kopf

Gestern hat ein Neuroradiologe ausgesagt, dass ein Schlag die wahrscheinlichste Möglichkeit für die Verletzung beim Mann wäre. „Das ist die häufigste Ursache in solchen Fällen, denn der Patient hat aktiv im Inneren geblutet. Ich konnte zudem einen frischen Bluterguss zwischen den beiden Hirnhäuten im Kopf feststellen. Die Verletzung könnte aber auch von einem Sturz stammen. An den restlichen Knochen konnte ich aber keine weiteren Brüche feststellen“, so der Facharzt.

Eigenartig ist, dass der Gerichtsmediziner, der das Opfer zehn Tage nach dem Todeszeitpunkt untersucht hatte, am Dienstag nicht genau sagen konnte, durch was genau der Tod eingetreten war. Eigentlich sollte es gestern zu einer Gegenüberstellung der beiden Gutachter kommen. Der Gerichtsmediziner konnte aber nicht anwesend sein.

Sehr stark betrunken

Ein Mann, der selbst zu dieser Zeit in der „Wanteraktioun“ übernachtete, betonte, dass sowohl das Opfer als auch der Beschuldigte und ein Freund von letzterem den Bus in Richtung Findel nahmen. Auf der Bushaltestelle in der Nähe der „Wanteraktioun“ seien alle ausgestiegen. Laut dem Zeugen hätten dort sowohl das Opfer als auch der Angeklagte und sein Bekannter noch uriniert. Er selbst sei aber in Richtung Foyer gegangen.

Nach einiger Zeit sei der Angeklagte auch ins Foyer gekommen. Er hätte dem Zeugen ein Zeichen gegeben, dass er nichts sagen soll. „Ich habe das sofort einem Betreuer gemeldet. Ich weiß nicht, ob der Mann an dem Tod beteiligt war oder nicht. Fest steht aber, dass das Opfer sich öfters rassistisch äußerte und sehr oft stark betrunken war. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden auf das Opfer warteten, gesehen habe ich das aber nicht“, so der Zeuge.

Eine Frau hatte damals bemerkt, dass zwei Männer sie an dem Abend beobachtet hätten, die mit Füßen auf etwas eingetreten hätten. „Außerdem habe ich anschließend erkannt, dass eine Person neben der Straße lag. Mein Mann ist Arzt und ich sagte damals zu ihm, er solle nach dem Verletzten schauen. Danach habe ich meinen Wagen geparkt und bin zum Tatort gegangen“, betonte die Zeugin.

Auf den Mann eingetreten

Ihr Mann, also der Arzt, erklärte, dass das Opfer schwer am Kopf verletzt war. „Ich habe damals eine Herzmassage durchgeführt. Ob Glas in der Wunde war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Auch ob zwei Männer auf den Mann eingetreten haben, konnte ich damals nicht beobachten“, so der Zeuge.

Eine weitere Zeugin erklärte im Zeugenstand, sie hätte damals beobachten können wie zwei Männer mehrmals mit den Füßen gegen einen Gegenstand getreten haben. Ob es eine Person war, konnte die Zeugin aus der Distanz nicht erkennen. „Erst nachdem ich näher am Tatort war, konnte ich sehen, dass es ein Mann war, der schwer verletzt am Boden lag“, sagte die Zeugin.

Der Angeklagte selbst erklärte, er habe das Opfer nicht persönlich gekannt. Er habe aber gewusst, wer das Opfer sei, weil beide im Foyer der „Wanteraktioun“ übernachteten. „Als wir aus dem Bus ausgestiegen waren, hatten das Opfer und mein Kollege sich gestritten. Was genau aber geredet wurde, konnte ich nicht nachvollziehen, weil es Polnisch war und ich nur Litauisch kann“, so der Mann vor den Richtern. Er betonte jedenfalls, dass nicht er es selbst war, der den Mann zu Boden gestoßen hat, sondern der andere. „Ich habe aber gesehen, dass das Opfer anschließend zu Boden gefallen ist“, so der Angeklagte. Heute wird der Prozess mit dem Plädoyer des Verteidigers und dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft abgeschlossen.