Mehr Plätze, mehr Qualität

Mehr Plätze, mehr Qualität

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG – Kinderbetreuung ja, stimmen muss jedoch auch die Qualität. Das Parlament nahm sich am Mittwoch der Kleinen an.

Die DP hatte die Debatte über Kinderbetreuung und deren Qualität angeregt. Luxemburg habe im Vergleich zum Ausland zu wenige Betreuungsstellen, so Parteipräsident Claude Meisch am Mittwoch im Parlament. Dabei sei die Kinderbetreuung ein wichtiger Bestandteil der Arbeits- und Familienpolitik. Nur wenn ausreichend hochqualitative Betreuungsstrukturen existieren, könne man Fortschritte erzielen, was die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben betrifft.

Die Dienstleistungsschecks, die kurz vor den Wahlen 2009 eingeführt worden waren, seien sicherlich eine gute Initiative, weil sie die Kinderbetreuung „bezahlbarer“ machen. Aber man sei nicht ausreichend auf ihre Einführung vorbereitet gewesen, sodass die Gemeinden mit Anfragen überschwemmt wurden. Die Folge: Zu wenig Plätze, zu wenig Personal und eine schlechte Betreuungsqualität. Trotz der hohen Kapazitäten in Kinderbetreuungsstätten reiche es nicht für jedes Kind. Dazu bräuchte man für jedes Kind drei „Betreuer“, so Studien im Ausland, betonte Josée Lorsché („déi gréng“). Auch die Aus- und Weiterbildung müsse weiter verbessert werden.

Zahl der Plätze steigt

Zwischen 2004 und 2010 ist die Zahl der Betreuungsplätze (Kinderkrippe, Maison relais oder Tagesbetreuung) für Kinder im Alter von drei Monaten bis zwölf Jahren von 7 712 auf 32 342 gestiegen. Und im letzten Jahr kamen etwa 8 000 neue Betreuungsplätze dazu. Doch das reicht nicht.

Am 1.Januar 2011 waren im Großherzogtum 77 239 Kinder unter zwölf Jahren angemeldet. Das heißt, nur vier Kinder von zehn bekommen einen Betreuungsplatz. Der Plan der Regierung, die staatliche Beteiligung an den Kosten der Betreuung zu reduzieren, wurde am Mittwoch heftig kritisiert. Mehr als 4 000 Personen arbeiten in der Kinderbetreuung in Luxemburg, erklärte Ben Fayot (LSAP). Sie würden oft die schwierigen Arbeitsbedingungen kritisieren.

Kinder auf die Schule vorbereiten

Auch die Frühförderung müsse reformiert werden, forderten die Oppositionspolitiker am Mittwoch. Sie müsse enger an die Schule gebunden werden. Kognitive Aufnahmefähigkeit, soziale Kompetenzen usw. würden im frühesten Kindesalter entwickelt, erklärte Josée Lorsché. Alle Redner betonten, dass eine effiziente Betreuung die schulischen Leistungen der Kinder verbessert. Einigkeit herrschte im Parlament auch darüber, die Eltern enger in die Entscheidungen einzubinden. Der Übergang zwischen den verschiedenen Betreuungsstrukturen (Kinderkrippe, Maison Relais, Schule usw.) müsse fließender werden, sagte Claude Meisch. Die Kompetenzen sollte in einems einzigen Ministerium gebündelt werden. Im Augenblick teilen sich das Familien- und das Schulministerium die Verantwortung.

Die CSV- und LSAP-Redner und die Regierung wiesen jedoch die Kritik der Opposition zurück, zu wenig für die Betreuung der Kinder zu tun. Es sei in den letzten Jahren viel passiert, unterstrich zum Beispiel Sylvie Andrich-Duval (CSV). Die Betreuung sei ein wichtiges Element der Familien- und Integrationspolitik.

Gut ausgebildetes Personal

Einverstanden war man auf der Koalitionsbank mit der Opposition, dass die Qualität der Betreuung im Vordergrund stehen müsse. Familienministerin Marie-Josée Jacobs sagte, Richtlinien würden die Betreuung genau regeln. Die Beschäftigten der Betreuungsstrukturen müssten regelmäßig an Weiterbildungskursen teilnehmen. Die Qualität der Arbeit in den Kinderkrippen und Betreuungsstätten prüfen Fachleute, betonte die Familienministerin. Auch das Gesetzprojekt über die Tageseltern hätte als Ziel, die Betreuung der Kinder zu verbessern. Jedes Jahr werden etwa 200 Millionen Euro in die Kinderbetreuung investiert.

Die Internetseite www.accueilenfant.lusoll die Eltern bei der Suche nach einem Krippenplatz oder einem Kindergarten helfen.