Mehr HIV-Infektionen in Russland

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Ein starker Anstieg der HIV-Infektionen vor allem in Russland führt nach Angaben der Vereinten Nationen zu Verzögerungen im weltweiten Kampf gegen Aids.

Während die Zahl neuer HIV-Infektionen in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem bei Kindern deutlich gesunken sei, habe die Entwicklung bei Erwachsenen in den vergangenen fünf Jahren stagniert und sich in einigen Regionen sogar verschlechtert, heißt es in dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht „Präventionslücke“ der UN-Organisation UNAids.

Dem Bericht zufolge infizierten sich zwischen 2010 und 2015 pro Jahr schätzungsweise 1,9 Millionen Erwachsene mit dem HI-Virus. Weltweit tragen 36,7 Millionen Menschen das Virus, die meisten von ihnen sind südlich der Sahara lebende Afrikaner. Die Ansteckung von Kindern ging seit 2001 um 70 Prozent zurück und ist weiter rückläufig.

Zunahme der Zahl der Neuinfektionen

Die UNO hat sich zum Ziel gesetzt, die Epidemie bis zum Jahr 2030 zu beenden. Doch seit 2010 gehen die Zahlen nicht weiter zurück, in manchen Regionen legen sie sogar zu. Dem UN-Bericht zufolge schnellte die Zahl der Neuinfektionen in Osteuropa und Zentralasien binnen fünf Jahren um 57 Prozent in die Höhe: In Russland stieg sie um 80 Prozent, in der Ukraine um zehn Prozent. In der Karibik nahmen die Neuinfektionen dem Bericht zufolge um neun Prozent zu, im Nahen Osten und Nordafrika um vier Prozent und in lateinamerikanischen Ländern um zwei Prozent.

„Diese Situation macht mir Angst und wir müssen schnell handeln“, sagte UNAids-Chef Michel Sidibé in Genf. Sonst könne die Epidemie erneut zu hohen Opferzahlen und finanziellen Verlusten führen. Für den starken Anstieg der Neuinfektionen in Russland macht der Bericht vor allem fehlende Präventionsprogramme verantwortlich.

Experten empfehlen Aufklärungsunterricht

Experten werfen der russischen Regierung vor, sich auf die Behandlung zu konzentrieren und Vorsorgemaßnahmen wie Aufklärungsunterricht in Schulen zu vernachlässigen. Methadonprogramme für Drogenabhängige, die Neuinfektionen durch benutzte Spritzen vermeiden helfen, gibt es nicht. Mehr als die Hälfte aller neu infizierten Menschen in Russland spritzten sich Drogen, sagte Sidibé. „Wenn du die nicht erreichst, kannst Du die Epidemie nicht kontrollieren“, warnte er.

UNAids zeigt sich aber auch besorgt über die vielen Aidskranken in Ostafrika und südlich der Sahara. Während die Zahl neu infizierter Erwachsener dort zurückging, legte die Zahl infizierter junger Frauen deutlich zu: Dreiviertel aller neu Infizierten zwischen 15 und 24 Jahren in der Region sind Mädchen und junge Frauen. Dies liege zum einen an „extrem hohen Missbrauchs- und Gewaltraten gegen Mädchen, auch Minderjährige, Kinderheiraten und Zwangsheiraten“, heißt es in dem Bericht. Zudem hätten Mädchen und Frauen wegen ihres Geschlechts nicht denselben Zugang zu Aidsprogrammen wie Männer.

Seit dem ersten Auftreten von Aids vor mehr als 30 Jahren starben 35 Millionen Menschen an dem HI-Virus und damit zusammenhängenden Krankheiten. Zu den Risikogruppen zählen dem Bericht zufolge Schwule, Prostituierte und ihre Kunden, Transgender, Drogenabhängige und Häftlinge.