/ Mehr als 80 Tote nach Einigung auf Waffenruhe
Nach der Einigung auf eine neue Waffenruhe für Syrien hat sich die Gewalt im Bürgerkriegsland unvermindert fortgesetzt. Oppositionsnahe Aktivisten berichteten von mehr als 80 Toten bei syrischen und russischen Luftangriffen auf die Städte Idlib, Aleppo und Duma. Die Staatsmedien meldeten Angriffe von Rebellen auf Regierungsviertel von Aleppo.
Nur wenige Stunden zuvor hatten sich Russland und die USA auf eine neue Waffenruhe für Syrien verständigt. Diese soll zwar erst ab Montagabend gelten, doch die neuen Angriffe nährten Zweifel, ob sich auch beide Seiten daran halten würden. Auch in den Tagen vor der letzten – gescheiterten – Waffenruhe im Februar war es noch einmal zu heftigen Kämpfen gekommen, weil alle Bürgerkriegspartein versuchten, ihre Positionen abzusichern und weiteres Territorium zu erobern.
45 Menschen in Aleppo getötet
Allein in und um Aleppo seien am Samstag mindestens 45 Menschen getötet worden, berichteten oppositionelle Aktivisten vom Aleppo Medienzentrum. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete 30 Tote aus Aleppo und 39 weitere aus Idlib. Die Aktivisten der Örtlichen Koordinationskomitees machten russische Kampfjets für die Angriffe auf Idlib verantwortlich. Im Damaszener Vorort Duma kamen beiden Gruppen zufolge mindestens vier Kinder durch einen Luftangriff ums Leben.
Die Staatsmedien wiederum berichteten, Rebellen hätten Regierungsviertel von Aleppo beschossen und dabei mindestens einen Menschen getötet. Zudem habe die Terrormiliz Islamischer Staat Geschosse auf ein Viertel in Dair as-Saur gefeuert, dabei seien neun Menschen ums Leben gekommen.
Die in der Nacht zum Samstag zwischen US-Außenminister John Kerry und seinem russischen Kollege Sergej Lawrow in Genf erzielte Einigung sieht neben der Waffenruhe für Syrien auch eine militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Großmächten vor, die im syrischen Bürgerkrieg unterschiedliche Lager unterstützen. Ziel ist, in erster Linie den IS und die Extremisten der ehemaligen Nusra Front zu bekämpfen.
Die syrische Opposition rief Moskau auf, Druck auf ihren Verbündeten, Präsident Baschar al-Assad, auszuüben, damit dieser die Vereinbarung auch einhalte. Dann gebe es auch Hoffnung, dass das Leid der Syrer endlich gelindert werde, sagte Basma Kodmani vom Hohen Verhandlungskomitee der syrischen Opposition der Nachrichtenagentur AP.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, die Regierung habe der in Genf erzielten Einigung zugestimmt. Man werde in Aleppo aus humanitären Gründen die Waffen ruhen lassen, hieß es demnach in einer Erklärung. Ein Zeitpunkt wurde nicht genannt.
Extremistengruppe Dschabhat Fatah al-Scham
Ein besonderes Augenmerk der Einigung zwischen Moskau und Washington liegt auf der zuvor als Nusra-Front bekannten Extremistengruppe Dschabhat Fatah al-Scham. Diese kämpft in Teilen Syriens mit Rebellengruppen zusammen, die von den USA unterstützt werden, was dazu führte, dass auch diese gemäßigten Fraktionen in der Vergangenheit von Assads Truppen bombardiert wurden. Die USA verpflichteten sich in dem Abkommen, die Gruppen zur Abkehr von Dschabhat Fatah al-Scham zu drängen, um die Extremisten so zu isolieren und gezielt angreifen zu können.
Ein Sprecher von Dschabhat Fatah al-Scham warnte die USA und Russland vor Angriffen. Seine Gruppe würde unverzüglich überall auf der Welt zurückschlagen, sagte er der Nachrichtenagentur AP. «Wir haben heilige Krieger, die den Boden versengen werden.»
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