Meat Loaf bringt neues Album heraus

Meat Loaf bringt neues Album heraus
(Patrick Seeger/dpa)

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Meat Loaf ist 68, aber für sein neues Album hat er sich in einen wütenden 19-Jährigen hineinversetzt - was die Aufnahmen schwieriger gemacht hat, als sie hätten sein müssen. Am 9. September erscheint "Braver Than We Are".

Beinahe 40 Jahre ist es her, dass Meat Loaf mit seinem Debütalbum „Bat Out of Hell“ eingeschlagen ist – und später mit „Bat Out of Hell 2“ eines der größten Comebacks der Rockgeschichte hingelegt hat. Zig Millionen verkaufte Platten später hat er sich ein weiteres Mal mit seinem künstlerischem Partner, dem Komponisten Jim Steinman, zusammengetan. „Es war viel schwieriger, als es hätte sein müssen, aber ich wollte, dass es einfach anders ist“, sagte Meat Loaf im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der stimmgewaltige Sänger und Schauspieler äußerte sich über das neue Album „Braver Than We Are“, rasende Gedanken und die Musikindustrie.

Der US-amerikanische Sänger und Schauspieler Meat Loaf (deutsch: Hackbraten), geboren 1947 als Marvin Lee Aday, kam 1977 durch sein Debütalbum „Bat Out of Hell“, frenetische Live-Shows und seine opernhafte Stimme zu Weltruhm. Zusammen mit dem Comeback-Album „Bat Out of Hell 2: Back Into Hell“ von 1993 verkauften sich alleine diese beiden Alben nach Angaben der Plattenfirma 67 Millionen Mal. 1975 spielte er Eddie im Film „Rocky Horror Picture Show“

Wie fühlt sich das neue Album im Vergleich zu anderen an?

Es ist ganz anders, und das wollten wir auch so. Wir haben es anders gemacht, damit es sich von „Bat Out of Hell“ und „Bat Out of Hell 2“ unterscheidet. Wir wollten nicht noch ein solches Album machen. Es ist mehr ein nach innen gerichtetes Album – anstatt darüber zu sprechen, was um einen herum passiert, geht es mehr darum, was in einem Menschen vorgeht. Und was er von bestimmten Dingen hält.

Jim Steinman hat wieder alle Songs geschrieben – aber über Jahrzehnte hinweg. Wie schafft man es, daraus ein schlüssiges Album zu machen?

Diese Songs fühlen sich nicht anders an als die neuen. Wenn es unterschiedliche Komponisten gewesen wären, wäre es eine andere Sache, aber es ist Steinman, und ich weiß, wo das alles herkommt. Also geht es darum, welche Reihenfolge man findet, wie man es zusammenfügt und wie man es aufnimmt. Wenn auch 50 Jahre zwischen den Aufnahmen liegen würden, wäre es eine andere Sache, aber die Lieder wurden im Grunde innerhalb weniger Monate aufgenommen. Und ich trete als Künstler an sie heran, als wären sie neu.

Gab es eine besondere Herausforderung beim Aufnehmen?

Alle Charaktere in den Liedern sind 19 Jahre alt. Ich fand es wirklich interessant, dass Jim „Who Needs the Young“ schrieb, als er 19 war. Der Charakter ist so wütend auf die Welt, so unfassbar wütend, also fand ich es interessant, jeden Song aus dieser Perspektive anzugehen. […] Das Album ist also sehr tiefsinnig – so wie Jim es geschrieben hat und so wie ich es hervorgebracht habe. Es war viel schwieriger, als es hätte sein müssen, aber ich wollte, dass es einfach anders ist. Und wenn du es nicht bewusst mitbekommst, verstehst du es unterbewusst. Mein Ausdruck ist anders als bei jemandem, der schon sehr lange singt – so wie ein junger Sänger es tun würde.

Was lernt man in all den Jahren als Sänger?

Antwort: Ich habe viel darüber gelernt, die Charaktere im Song voller und lebendiger zu machen. Sie zu finden, ihnen einen Herzschlag zu geben. Das habe ich auch gelernt bei all den Filmen, die ich gemacht habe. Ich habe ein Motto: Man muss jeden Tag etwas neues lernen. Und ich werde heute Abend hochgehen und etwas über Archäologie herausfinden. Oder nein, ich weiß, was ich wissen will: Wie entsteht Donner? Ich weiß, wie ein Blitz entsteht. Aber Donner?

Was gibt es noch zu erreichen?

Im Leben geht es ums Lernen. Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrete, lerne ich etwas. Jedes Mal, wenn ich ein Album aufnehme oder einen Song. Ich lerne etwas über meine Stimme, über Interpretation. Was mich antreibt, ist Lernen. Wenn du mir ein Filmskript zuschickst, und ich lese es und weiß sofort, wie ich das mache, rufe ich meinen Manager an und sage: „Sag es ab. Zu einfach.“ Wenn ich ein Skript bekomme und ich lese es und denke mir: „Wie soll ich das denn machen? Das ist ja unmöglich.“ Dann nehme ich es an. Und fange an zu arbeiten.

Würden Sie sich also als ruhelos bezeichnen?

Antwort: Ich würde mich überhaupt nicht als ruhelos bezeichnen. Meine Frau würde sagen, dass ich faul bin. Aber mein Hirn arbeitet ständig, in manchen Nächten macht es mich verrückt. Ich wache auf und kann nicht mehr einschlafen, weil ich an diesen Charakter denke, über den ich gerade gelesen habe, eine Show oder eine Tour, welche Songs wir spielen, die Reihenfolge. Ich denke die ganze Zeit nach.

Hat sich die Musikindustrie verändert?

Ich habe keine Ahnung, was sie tun. Es ergibt keinen Sinn. Früher ging es um das Lied, das den Hörer packen sollte. Am Herzen, am Arm, am Kopf, wo auch immer. Jetzt geht es nicht mehr darum. Heutzutage denken sie darüber nach, wie man etwas ins Radio bekommt, nicht mehr, ob es ein guter Song ist. […] Ich habe nicht so viele Lieder aufgenommen, die Hits waren, weil ich nicht geglaubt habe, dass sie gut für ein Album waren. Und ich wurde dafür angeschrien.

Wie gehen Sie Live-Auftritte an?

Wenn ich auf die Bühne komme, sehe ich nur die Musiker. Das Publikum verschwindet. Viele Künstler nutzen die Energie des Publikums, um sich selbst anzutreiben. Ich nutze das nicht. Ich habe immer gesagt: Ich kann die gleiche Show vor vier Bäumen oder 400 000 Menschen spielen, weil all die Energie in mir drin ist.

Zuletzt waren Sie 2013 auf Europa-Tournee, die als Abschiedstour angekündigt war. Gibt es Pläne, zurückzukommen?

Diese Tour war so gut. Es gibt immer bessere Abende, aber zu 85 Prozent war die Show spektakulär. Und ich dachte mir: Das können wir nicht toppen. Aber so viele Leute haben auf Facebook geschrieben, dass sie sich neue Shows wünschen. Und dann habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Mit meinem Musical Director Paul Crook habe ich mir alte Aufnahmen von Shows aus den 80ern angesehen, und ich dachte mir: Wenn wir wieder nach Europa kommen, dann im Stil der 80er. Wir nehmen die Arrangements aus den 80ern, modernisieren sie vielleicht ein bisschen und spielen einige dieser Songs. […] Es gibt also eine Idee für eine Show, aber im Moment prüfen wir noch die Optionen.