Massaker an 100 Haien

Massaker an 100 Haien
(dpa)

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Auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali präsentierten Fischer mit sichtlichem Stolz rund 100 Haiflossen, die den Tieren bei lebendigem Leib abgeschnitten worden sein sollen.

Just zum Auftakt der Internationalen Artenschutzkonferenz in Bangkok machen in Asien neue Medienberichte über Massaker an Haien die Runde. Auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali präsentierten Fischer mit sichtlichem Stolz rund 100 Haiflossen, die den Tieren bei lebendigem Leib abgeschnitten worden sein sollen. Die Haie waren nach der Prozedur langsam und qualvoll verblutet. Bereits im Januar waren in Hongkong tausende Haifischflossen entdeckt worden, die auf Dächern in der Sonne trockneten.

Die Flossen sind allesamt für den chinesischen Markt bestimmt, wo Haifischflossensuppe als Delikatesse gilt. Der Verkauf über Mittelsmänner ist ein lukratives Geschäft für die zumeist armen Fischer. „Wir suchen nicht nur nach Haien, hauptsächlich fangen wir Thunfisch und Marlin, aber Haie zu finden ist ein guter Bonus. Ihre Flossen sind viel wert, und das Fleisch können wir vor Ort gut verkaufen“, sagte ein 33-jähriger Fischer der „Bangkok Post“.

Viele Haiarten vom Aussterben bedroht

Haifischflossensuppe ist inzwischen auch in China umstritten. Die Regierung hat das Gericht bei staatlichen Veranstaltungen verboten, einige gehobenere Restaurants in Hongkong und Singapur haben es von der Karte genommen. Doch in der wachsenden chinesischen Mittelschicht nimmt mit dem steigenden Wohlstand auch der Hunger nach der teuren Delikatesse zu.

Der Welternährungsorganisation FAO zufolge sterben jährlich 100 Millionen Haie von Menschenhand, Dutzende Spezies sind vom Aussterben bedroht. Nach Angaben der FAO sind in den vergangenen hundert Jahren 90 Prozent der globalen Haipopulation verschwunden, hauptsächlich durch Überfischung in Ländern wie Indonesien.

Erstes Schutzgebiet im Korallendreieck

Indonesien gilt als der weltgrößte Exporteur von Haien. Es gebe keine nationalen Handelsbeschränkungen, obwohl das Land 2010 einen Aktionsplan zur besseren Kontrolle der Haifischflossenindustrie beschlossen habe, sagte Tiene Gunawan, Leiter des Marin-Programmes der Umweltorganisation Conservation International in Indonesien, der „Bangkok Post“. Den Worten seien jedoch bisher keine Taten, Verbote oder Regulierungen gefolgt.

Allerdings haben örtliche Gemeinden die Angelegenheit mitunter schon selbst in die Hand genommen. Nachdem in dem Tauchparadies Raja Amapat in der Region Papua immer mehr Boote mit Hunderten von Haiflossen ankamen, untersagte die Regierung 2010 die Haifischerei. Seit Ende Februar ist diesem Verbot sogar ein Gesetz gefolgt, das die erste Schutzzone des Landes für Haie und Mantarochen in der Region geschaffen hat. Das Schutzgebiet von Raja Ampat befindet sich im Korallendreieck in Südostasien. Das gesamte Dreieck ist in etwa fünfzehn Mal so groß wie Deutschland, beherbergt drei Viertel der globalen Korallenriffe sowie etliche Fischarten und ist das artenreichste Meeresgebiet der Erde.

Auch Zwergelefanten bedroht

Auch die bis 14. März tagende Artenschutzkonferenz in Bangkok hat das Thema Haifischflossenhandel auf der Agenda. Indonesien dürfte dabei in den kommenden zwei Wochen sicher häufiger Erwähnung finden. Denn auch andere Tiere in dem Land wie Zwergelefanten sind vom Aussterben bedroht. Nur noch 1.600 von ihnen leben nach Angaben des WWF auf der Insel Borneo. Und ihr Lebensraum wird vor allem durch Bauprojekte bedroht, wie die indonesische Zeitung „Jakarta Globe“ berichtete.