Marine stoppt „Estelle“

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Seit 2007 leidet der Gazastreifen unter der Blockade Israels und Ägyptens. Immer wieder versuchen pro-palästinensische Aktivisten, die Sperre von See her zu durchbrechen. Vergeblich.

Erneut ist ein Versuch pro-palästinensischer Aktivisten gescheitert, die von Israel vor dem Gazastreifen verhängte Seeblockade zu durchbrechen. Kurz bevor das unter finnischer Flagge fahrende Segelschiff „Estelle“ sein Ziel erreichte, sei es von der Marine aufgebracht worden, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Die 29 Aktivisten an Bord hätten keinen Widerstand geleistet, als Soldaten den 53 Meter langen Dreimaster knapp 50 Kilometer vor der Küste des Gazastreifens geentert hätten.

Der jüdische Linguist und Philosoph aus den USA, Noam Chomsky, bezeichnete Israels Blockade als ungerecht. „Das Abfangen des Schiffes zeigt, dass die israelischen Besatzer die Blockade des Gazastreifens aufrechterhalten und die Ungerechtigkeiten gegenüber dem palästinensischen Volk fortsetzen wollen“, sagte der 83-Jährige in Gaza-Stadt. Dort nahm der langjährige Kritiker der US-Außenpolitik und der israelischen Regierung an einer Konferenz teil.

Durch Soldaten geentert

Mikael Löfgren, Sprecher der Organisation „Ship to Gaza Sweden“, teilte telefonisch aus Schweden mit, das Schiff sei vor der Küste des Gebiets am Mittelmeer von fünf bis sechs israelischen Marineschiffen eingekreist worden. Dann seien maskierte Soldaten an Bord gekommen. Die Reise der „Estelle“ sollte nach seinen Angaben dazu beitragen, die jahrelange Land-, See- und Luftblockade des Gazastreifens zu beenden.

Mehr als 80 Prozent der 1,6 Millionen Bewohner des verarmten Gazastreifens sind inzwischen auf internationale Hilfen vor allem der Vereinten Nationen angewiesen. Die Ladung der 1922 in Emden gebauten „Estelle“ besteht nach Angaben der Organisatoren unter anderem aus Baumaterial und humanitärer Fracht.

Auf dem Weg nach Aschdod

Die „Estelle“ nahm nach der Übernahme durch die Israelis Kurs auf den knapp 100 Kilometer entfernten israelischen Hafen Aschdod. Dort erwartete die Polizei die Aktivisten aus Finnland, Schweden, Norwegen, Kanada, Spanien, Italien, Griechenland und Israel, darunter auch fünf Parlamentarier. In früheren Fällen waren die Betroffenen dann abgeschoben worden.

Israel hat seit der Verhängung der Seeblockade Anfang 2009 schon mehrere Gaza-Flottillen gestoppt. Bei einem Einsatz gegen einen Blockade-Brecher aus der Türkei waren 2010 neun Menschen getötet worden. Israel will mit nach eigenen Angaben Waffenlieferungen an militante Palästinenser verhindern.