Zwischen Tradition und Moderne

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LUXEMBURG - Am Freitag wird der Cercle nach fünf Jahren Renovierungsarbeiten wieder offiziell eröffnet. Bereits am Mittwoch wurde das Gebäude von den Verantwortlichen der Presse gezeigt. Nicht ohne ein bisschen stolz auf das Geleistete zu sein.

Etwas über 21 Millionen haben die Arbeiten im Cercle selber gekostet. Nimmt man die 16,9 Millionen Euro hinzu, die in das angebundene Cité gesteckt wurden, dann steht mit dem Cercle-Cité ein neuer alter Anziehungspunkt im Herzen der Stadt, der knapp 38 Millionen Euro gekostet hat.

Portes ouvertes

Am Samstag (10 bis 20 Uhr) und Sonntag (10 bis 18 Uhr) wird das Cercle-Gebäude seine Tore für das Publikum öffnen. Dafür hat sich das Team um Koordinatorin Anouk Wies ein abwechslungsreiches Programm ausgedacht. Ausstellungen, Musik, Ateliers für Groß und Klein sowie Animation im Cercle und bei gutem Wetter auch auf der Place d’Armes sollen mehr bieten als nur eine Führung durch das frisch herausgeputzte Cercle. Wobei man auch Orte wird besichtigen können, die normalerweise nur Insidern vorbehalten sind, wie etwa die Küche. Als Bonus bekommt jeder Besucher einen Gutschein über 2,50 Euro, den er in bestimmten Cafés und Restaurants um die Place d’Armes einlösen kann.

Und das will man der Öffentlichkeit zeigen, „nicht dass nachher noch einer behauptet, wir hätten für über 20 Millionen nur neu gestrichen“, so Bürgermeister Paul Helminger scherzhaft. Deshalb finden am Wochenende große „Portes ouvertes“ statt (siehe Kader). „Wir haben in den fünf Jahren oft die Zähne zusammenbeißen müssen“, so Helminger, „aber wenn man sich das Resultat jetzt so anschaut, dann muss es uns nicht um einen einzigen Cent leidtun“.

Der neue Cercle, das sind die bekannten prunkvollen Salons, aber es ist auch ein neuer Ausstellungsraum im Ratskeller und ein Auditorium mit 48 Plätzen. In Verbindung mit dem über eine Passerelle angebundenen Cité-Gebäude (mit Auditorium, Bibliothek, Restaurant) eröffnen sich so im Herzen der Stadt ganz neue Möglichkeiten. Ohne dabei das Repräsentative, das den Cercle immer ausgemacht hat, zu vergessen.

Für die Bürger

Denn fast jeder hohe Besuch aus dem Ausland hat auch im Cercle vorbeigeschaut – ob nun François Mitterrand oder gekrönte Häupter aus England, Schweden, Dänemark oder auch Äthiopien. Nicht zu vergessen, die Feierlichkeiten zu Ehren der großherzoglichen Familie. Auch auf die Sitzungen des EGKS-Tribunals ging man in dem kurzen historischen Rückblick ein.

Aber der Haken mit historischen Gebäuden ist eben, dass sie historisch sind, wie Nico Engel vom Architektenbüro Beng erklärte. „Alles was alt ist, soll man alt lassen, aber dafür alles Moderne bewusst modern gestalten“, erklärte er das Vorgehen bei den Renovierungsarbeiten. An den Eisentüren gegenüber dem Cité-Gebäude durften sich sogar die Graffiti-Künstler Sumo und Spike verewigen. Der Cercle ist jetzt auch ein Gebäude des 21. Jahrhunderts, ohne aber sein historisches Erbe zu verstecken.

Der Cercle war aber auch immer der Cercle der Bürger, doch die großen populären Ballnächte sollen hier nicht mehr stattfinden – das war schon seit 1990 so. Dafür ist man zu sehr darauf bedacht, den guten Zustand der prunkvollen Räume zu erhalten.

Großes Programm

Aber ein Programm für die Bürger soll es schon werden. „Das Haus ist nicht neu, es ist jenes, das die Stadt 100 Jahre hat genießen können. Und es ist unsere Aufgabe, es jetzt mit Leben zu füllen“, so Lydie Polfer, Kulturschöffin und zugleich Präsidentin des „Comité de gérance“ des Cercle. Und dafür wurde ein großes Programm zusammengestellt. Im Ratskeller sind Foto-Ausstellungen geplant, angefangen mit jener über die großen Momente des Cercle.

Im Juli wird die Photothek der Stadt mit Werken von Edouard Kutter wieder hier ihre Sommer-Ausstellungen aufnehmen. Ab dem 20. Mai gastiert der Kunstpreis Robert Schuman hier, und im November soll eine Ausstellung über den Luxemburger Maler Joseph Probst stattfinden.

Dazu werden im Cercle aber immer wieder größere Veranstaltungen über die Bühne gehen, wie etwa der „Salon de l’éducation“ am 8. Mai. Zudem sollen die Musikgesellschaften der Hauptstadt im Turnus zweimal im Jahr eine „Carte blanche“ für Konzerte im Cercle bekommen.

Das ehrwürdige Gemäuer dürfte demnach kaum Gefahr laufen, die nächsten Jahre auf der Ostseite der Place d’Armes Staub anzusetzen.