Zeitzeugen, die auf die (Ur-)Sprünge helfen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es ist keine hohe Literatur, doch die Schilderungen von drei typischen „Minettsdäpp“, festgehalten im Buch „Deemools am Minette – Dräi Familljegeschichten“ über das Leben von Mathias Franzen, Lisa Kirscht-Kayser und Nicolas Kohl, sind ein wertvoller Beitrag zur Geschichte unseres Landes, ein Einblick in den Alltag einfacher Familien, wie es sie zu tausenden gab, und überhaupt...

Es ist keine hohe Literatur, doch die Schilderungen von drei typischen „Minettsdäpp“, festgehalten im Buch „Deemools am Minette – Dräi Familljegeschichten“ über das Leben von Mathias Franzen, Lisa Kirscht-Kayser und Nicolas Kohl, sind ein wertvoller Beitrag zur Geschichte unseres Landes, ein Einblick in den Alltag einfacher Familien, wie es sie zu tausenden gab, und überhaupt kein Zeugnis einer „guten, alten Zeit“.

RÜMELINGEN – Nicht von ungefähr wurde diese neue Veröffentlichung im Nationalen Grubenmuseum vorgestellt, waren doch die genannten Protagonisten aktiver Teil von Geschichten und jener Geschichte, die, wie es so schön in Sonntagsreden heißt, den eigentlichen Reichtum unseres Landes in den Erzgruben und in den Schmelzen schuf.
Nüchtern, nostalgie- und pathosfrei, dafür aber umso bewegender und ehrlicher sind die Erinnerungen des Bergmanns Mathias Franzen, der sich als Führer im Grubenmuseum nach seiner Pensionierung einen Namen gemacht hat, der Grubenarbeiter-Tochter Lisa Kirscht-Kayser und des inzwischen verstorbenen Nicolas Kohl, der die raue Wirklichkeit des Lebens als Kind zuerst auf der „Rumm“ kennenlernte.
Ältere Semester werden sich mit den Texten dieser Veröffentlichung in großen Zügen identifizieren können, jüngere Generationen könnten, sollten sie nicht auf den Erfahrungsschatz ihrer Großeltern zurückgreifen können, Geschichte(n) lernen, wie sie nur das Leben schreiben kann.

Den Anstifternsei Dank

Erschienen ist dieses Buch im Samisdat der RBS (jene Organisation, die sich mit der aktiven Betreuung der Menschen über 60 beschäftigt) in der Reihe „Erlieft a verzielt“, die keinen Anspruch auf historische Analysen erhebt, sondern den Alltag der Menschen schildern will. Sie wird dabei vom Familienministerium unterstützt und genoss in diesem konkreten Fall den Sukkurs der Rümelinger Gemeindeverwaltung.
Übervoll war der Festsaal des „Musée des mines“ dann auch am vergangenen Donnerstag anlässlich der Buchvorstellung, an der neben Bürgermeister Will Hoffmann, Schöffe Henri Haine, den Räten Marcel Eck, Emilie Staus und André Theisen auch zahlreiche alteingesessene Rümelinger teilnehmen wollten. Der einfühlsamen Präsentation von RBS-Vertreterin Jacqueline Orlewski folgten würdigende Ansprachen von Serge Thill, Vertreter des Familienministeriums, und John Weber, RBS-Verantwortlicher, sowie Anekdoten von Metti Franzen und kurze Textlesungen.
Bei einem anschließenden Empfang konnte Bürgermeister Will Hoffmann über dieses Buch, das einen weiteren wichtigen Beitrag zur Geschichte der 100-jährigen Stadt darstellt, seiner Genugtuung Ausdruck geben.
FH

Den italienesche Kascht 

„Den Dag ass komm, wou d’Alba – esou huet d’Meedche geheescht – mech sengen Eltere wollt virstellen. Et war eng italienesch Famill, hatt war awer schon hei gebueren, zu Däitsch-Oth, well säi Papp fréier do an der Minière geschafft huet. Ech war frou, dass et en italienescht Meedche war, well ech hat den italienesche Kascht eosu gären: Spaghettien, an alles, wat d’Italiener gekacht hunn, war meng Lieblingsspeis. Ech hunn zu menger Mamm gesot: ‚Wann ech eng Kéier e Meedche fannen, mat deem ech mech wëll bestueden, da muss et en italienescht sinn, fir dass ech endlech gudden italienesche Kascht kréien‘.“
Mathias Franzen
  

Kein Geld da…

„Am Morgen war nichts, aber auch gar nicht zu Essen im Hause. Die 4 ’Stiefbrüder‘, die um 6 Uhr früh auf ihrer Arbeit sein mussten, hatten alles Essbare aufgegessen oder als Butterbrot mit zur Hütte genommen. Das war aber nicht das einzige Übel. Es war auch kein Geld da…“
Nicolas Kohl
  

De Paschtouer an d’Galerie  

„Wéi menger Mamm hire Papp schwéier krank war, ass de Paschtouer bei e komm.
De Paschtouer koum d’Trap erof a sot zu mengem Papp: ‚Oh, Dir versuergt en awer gutt‘. ‚Jo‘, sot mäi Papp, ‚hätt sie sech fréier besser versuergt‘. An du sot de Paschtouer: ‚Mä ech muss Iech emol eppes froen, Här Kaiser: Wéi ass dat, ech hunn Iech nach ni moies an der Mass gesinn.‘ Mäi Papp huet geäntwert: ‚Ah jo, Här Paschtouer, mä ech hunn Iech och nach ni um 5 Auer an der Galerie begéint.
Ech maache mäin Déngscht an der Galerie an Dir maacht en an der Kierch‘.“
Lisa Kirscht-Kayser

D’Fraen an d’Pai 

 „Am Laangegronn ware ganz vill Wiertschaften, och déi Zäit, wéi mäi Papp nach geschafft huet.
Et war eng traureg Geschicht, déi mäi Papp ze zielen hat.
Wa Paidag war, da stungen d’Fraen do mat de Kanner, op d’Pai ze waarden.
Dat war esou eppes Traureges, si stungen e ganze Mueren ze waarden, an dann haten d’Männer awer schon d’ganz Sue versoff.
An deene Cafée ware meeschtens Fraleit, déi de Männer d’Suen aus der Täsch gezunn hunn.
D’Sue sinn dann dropgemaach ginn, an d’Frae souzen doheem an hate näischt.“
Lisa Kirscht-Kayser

INFOBOX ADRESSE 

o Editioun Service RBS asbl.
20, rue de Contern  – L-5955 Itzig – Tel.: 36 04 78