/ Wohin mit der „Groussgasmaschinn“?
DIFFERDINGEN – Dass der mächtige industriegeschichtliche Zeuge erhalten werden soll, darüber sind sich Gemeinde, die Vereinigung ohne Gewinnzweck „Groussgasmaschinn“ und wohl die meisten Differdinger einig.
Die Sache hat allerdings einen Haken: Das 1.100 Tonnen schwere Gerät soll laut den Vorstellungen des Besitzers, also von ArcelorMittal, nicht auf dem Betriebsgelände zur Besichtigung freigegeben werden; dies jedenfalls die aktuelle Position des Stahlproduzenten.
Das Unternehmen ist damit einverstanden, den Motor kostenlos zur Verfügung zu stellen und eventuell bei anfallenden Arbeiten zu helfen, möchte aber nicht, dass sein definitiver Standort der aktuelle ist.
Die Gemeinde schlug deshalb vor geraumer Zeit vor, die industrie-historisch wertvolle Maschine inklusive der Halle aus den 30er Jahren, in der sie steht, nach Lasauvage zu verlagern.
Auch wenn dies nicht die optimale Lösung sei (vergl. unser nebenstehendes Gespräch mit Bürgermeister Claude Meisch), so gebe es zurzeit keine offensichtliche Alternative auf Gemeindeterrain.
20. Jahrhundertgegen 17. Jahrhundert?
DER GASMOTOR o Gewicht:knapp 1.100 Tonnen o Höhe Schwungrad:über 11 Meter o Betriebsdauer: 30er bis 60er Jahre des 20. Jahrhunderts o Ausmaße der Halle:41,5 x 40 x 26 Meter o Geschätzte Kosten des Umzuges: 8 Millionen Euro |
Allerdings stößt der vorgeschlagene Standort zwischen dem „Jardin de Saintignon“ (wo der Garten der Naturschule inklusive der Bienenstöcke, des Heilpflanzengartens usw. funktioniert) und dem „Zowascher“ Fußballfeld auf wenig Gegenliebe bei den Anwohnern, bei den Naturschutzorganisationen, den Differdinger Geschichtsfreunden, bei dem Lasauvager Jugendclub, bei den Lehrern aus der Naturschule und nicht zuletzt beim „FC Minière Lasauvage“.
Am vergangenen Wochenende schloss der Widerstand gegen einen Umzug der Halle mit Gasmotor sich in der „Plattform für die Verteidigung und Aufwertung des Lasauvager Patrimoniums“ zusammen. Vor Ort wird schnell klar warum. Die 26 Meter hohe Halle, mit einer Fläche von 40 mal 40 Metern, würde wie ein riesiger Fremdkörper in der ansonsten sehr homogenen und geschichtlich interessanten Ortschaft wirken.
Trotz wiederholter Anfragen ist der Schlossgarten des Saintignon-Schlosses noch nicht klassiert; die jüngste Anfrage an das Kulturministerium zum Schutz des historischen, kulturellen und natürlichen Patrimoniums der Ortschaft wurde Ende Oktober 2008 seitens des Lehrers Frenz Schwachtgen gestellt.
Wir unterhielten uns mit ihm und mit Pit Mischo (beide Lehrer im „Groupe animation socio-pédagogique – Ecole nature Lasauvage“) über die Plattform und das Mammutprojekt.
Natürlich treten auch sie für den Erhalt des Gasmotors ein, sehen aber die Gefahr einer nachhaltigen Zerstörung des malerischen Landschaftsbildes. Eine gigantische Maschine aus dem 20. Jahrhundert gehöre nicht ins „Paradäis“ (wie der Garten auch genannt wird).
Das „Domaine des forges“ (17. bis 19. Jahrhundert) werde durch die massive Halle für immer entstellt, so die Lehrer, die auf die zahlreichen Überbleibsel des Schlossgartens hinweisen, für deren Renovierung kaum Gelder zur Verfügung gestellt werden. Immerhin wurde die Pforte instand gesetzt; angesichts des Kostenpunktes des Umzuges von Halle und Motor (rund 8 Millionen Euro, von denen die Gemeinde 10 Prozent übernehmen will) sind die Mittel für den „Empire“-Garten allerdings verschwindend gering.
Die riesige Industriehalle gehöre und passe einfach nicht dorthin, zumal die landschaftliche Bedeutung von Lasauvage im jüngst vorgestellten staatlichen „plan sectoriel paysage“ unterstrichen wird.
„Äisvull“, „Panewippchen“und interessante Flora
In der reichen Quellenlandschaft, wo „Äisvull“ (martin pêcheur), „Waassermärel“, „Fëschreier“ und „Panewippchen“ sich ein Stelldichein geben, würde die riesige Halle nicht übersehbaren Schaden anrichten.
Der 80-jährige John Konter, der am hinteren Ende des Parkes seinen kleinen Garten unterhält, sieht dies ähnlich.
In seinem Kleingarten wurden bereits Bohrungen zwecks Prüfung des Untergrundes durchgeführt („se sinn 18 Meter déif gefuer, an hunn nach kee feste Buedem fonnt“, so der rüstige ehemalige Fußballer und langjährige Präsident des lokalen Vereins).
Nach dem gesprengten Kühlturm hat Differdingen also nun sein nächstes industrie-historisches Gesprächsthema.
Doch hier gehen die Meinungen offensichtlich weitaus weniger auseinander als bei der leidenschaftlich geführten Debatte um Erhalt oder Sprengung des Turmes.
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