Wenn Krebs das Leben bestimmt

Wenn Krebs das Leben bestimmt
(Tageblatt/Hervé Montaigu)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG - Ein neuer Name, ein Zuwachs an Räumlichkeiten und drei weitere Kliniken, die mit der Stiftung arbeiten wollen: Für die „Fondation Cancer“ ist das vergangene Jahr eine Art Zäsur gewesen.

Die „Fondation Cancer“ ist die Institution in Luxemburg, wo Betroffene sofort nach dem Arztbesuch Hilfe finden. Diese Feststellung belegen die Angebote, die die Institution Krebspatienten anbietet – von der ersten Stunde nach der Diagnose an.

Marie-Paule Heinisch, die Direktorin der „Fondation Cancer“. (Bild: Tageblatt/Hervé Montaigu)

Die Stiftung

1,4 Millionen Euro Jahresbudget hatte die Vereinigung, der ein „öffentlicher Nutzen“ zuerkannt wurde, 2011 zur Verfügung. Davon kommen 92 Prozent aus privaten Spenden, Testamenten und anderen Einnahmen, acht Prozent gibt der Staat. Zu den bekanntesten Veranstaltungen der Einrichtung gehört „Relais pour la vie“ und die „Mission Nichtrauchen“ sowie in diesem Jahr der „Colon géant“, der durch die Lande reist. Außerdem gibt sie jährlich verschiedene Informationsbroschüren heraus, die sich an alle Altersklassen richten und die „In-House“ produziert werden. Hinzu kommt die Finanzierung von Forschungsprojekten. Derzeit laufen Basiserhebungen zum Thema Brust- und Hautkrebs.

Spenden: CCP IBAN LU92 1111 0002 8288 0000. (wie)

Ehrenamtliche gesucht

Zur Unterstützung der Krebspatienten in den genannten Einrichtungen (siehe Artikel) sucht die „Fondation Cancer“ Ehrenamtliche.

Ein Fragebogen und ein persönliches Gespräch sind die Voraussetzung, um an der vorbereitenden Ausbildung teilnehmen zu können. Sie müssen außerdem einen halben Tag Zeit in der Woche (nicht am Wochenende und nicht abends) mitbringen sowie Empathie und die Bereitschaft, sich stetig weiterzubilden.

Bei der „Fondation Cancer“ werden die Ehrenamtlichen nicht sich selbst überlassen, sondern kontinuierlich weitergebildet.

Im letzten Jahr wurden acht Seminare zu Themen wie „Die ersten Wochen danach – Was hilft nach dem Diagnoseschock Krebs“, „Partnerschaft bei Krebs“ oder „Soziale, organisatorische und finanzielle Probleme bei Krebs“ angeboten. Hinzu kommen Supervisionen, wo sich die Ehrenamtlichen in schwierigen Fällen Rat holen können.

Die vorbereitende 20-stündige Schulung findet dieses Jahr immer dienstagsnachmittags zwischen 13.30 und 16.30 Uhr statt. Sie beginnt am 16. Oktober und endet am 27. November 2012.

Zusätzlich werden Ehrenamtliche gesucht, die sich beim diesjährigen Schwerpunktthema „Darmkrebs“ in der Aufklärung und beim Transport engagieren.

Zu diesem Zweck lässt die Stiftung einen überlebensgroßen begehbaren Darm durch Gemeinden, Firmen und öffentliche Institutionen reisen.

Adressen:

fondation@cancer.lu

www.cancer.lu

(wie)

Marie-Paule Prost-Heinisch, die Direktorin, empfängt in einem der gerade fertig renovierten neuen Räume der Doppelhaushälfte, die in der Route d’Arlon Nummer 209 bisher nicht von der „Fondation Cancer“ belegt waren. Den frisch erstellten Jahresbericht 2011 hat sie unter dem Arm.

„Wir helfen nicht nur den Patienten, sondern auch deren Familien“, stellt sie den Umfang der Arbeit dar. 1.046 Anfragen nach Information im Jahr 2011 sowie 788 psychologische Beratungen und 203 Sozialberatungen im gleichen Zeitraum sprechen eine eigene Sprache. Nach dem schockierenden Satz, „Sie haben Krebs“ gerät nicht nur das Leben der Betroffenen aus den Fugen, sondern auch das der Angehörigen.

Professionalität auf beiden Seiten

Nach Angeben der Vereinigung erkrankt in Luxemburg fast jeden Tag ein Mensch allein an Darmkrebs, rund 2.000 Neuerkrankungen sind es über das Jahr verteilt. Drei Psychologen und eine Krankenschwester gehören deshalb fest ins zehnköpfige Team der Institution.

Zwei hauptamtliche Mitarbeiter werden noch gesucht sowie Ehrenamtliche in der Patientenbetreuung. Nach der Diagnose beginnt oft eine lang dauernde Behandlung mit vielen Krankenhausaufenthalten – ambulant oder stationär. Stundenlange Infusionen und banges Warten darauf werden zum Alltag. In dieser Situation versuchen die Ehrenamtlichen der „Fondation“, den Betroffenen die Zeit zu vertreiben und ihnen Gesellschaft zu leisten. Es geht ums da sein.

Die Aufgabe ist nicht einfach und die Vereinigung legt Wert auf Professionalität. „Das sind wir unseren Patienten und unseren Ehrenamtlichen schuldig“, sagt Prost-Heinisch, die übrigens Physik studiert hat und sich autodidaktisch in das Thema eingearbeitet hat.

Lebensqualität verbessern

Zwar kann sich die Einrichtung nicht über mangelndes Interesse beklagen, dem letzten Aufruf folgten 142 Menschen. Das war im Oktober 2011. Ein neuer ging vor ein paar Wochen hinaus, weil drei weitere Kliniken in Luxemburg die Dienste der Institution angefragt haben. Mit der Zitha- Klinik, dem „Centre hospitalier de Kirchberg“ und dem „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ in Esch arbeitet die „Fondation“ schon lange zusammen. Das „Centre François Baclesse“, das „Centre hospitalier de Luxembourg“ und das „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ in Niederkorn sind jetzt neu hinzugekommen.

„Die natürliche Fluktuation tut ihres dazu. Man darf sich nichts vormachen“, sagt Prost-Heinisch, „das ist keine leichte Aufgabe und die macht man keine 20 Jahre lang“. Trotzdem hat auch eine Direktorin bezüglich der Zahl der Ehrenamtlichen in der Patientenbetreuung einen Traum. „60 Ehrenamtliche, das wäre schön“, sagt sie. Rund 25 sind es aktuell. Das ist aber nicht alles.

Unter dem Thema „Hilfe“, als eines der Ziele, versammeln sich zwischen Yoga und Kunsttherapie Angebote, die die Lebensqualität von Krebskranken verbessern sollen. Zehn dieser Gruppenangebote gab es in 2011. Es sollen mehr werden, deswegen musste sich die Einrichtung räumlich auch vergrößern. 2011 konnte die Nachbarimmobilie erworben werden. Die Renovierungen laufen noch und eine offizielle Eröffnung ist für den Herbst geplant.

Dann muss sich noch zeigen, ob die Namensänderung den gewünschten Erfolg hat. Als Verantwortliche für Antiraucherkampagnen hat die Stiftung sich in früheren Jahren einen Namen gemacht. Einem Präventivanspruch – nicht nur bezüglich des Rauchens – will sie nach wie vor gerecht werden. Aber sie will auf Grund ihres vielfältigen Engagements nicht länger als „Fondation luxembourgeoise contre le Cancer“ wahrgenommen werden, die den Menschen mit Krebs womöglich nicht in ausreichendem Maß gerecht wird. Deswegen heißt es seit 2011 kurz „Fondation Cancer“. Das sagt alles.