Wenn Bankgebühren zu Geschenken mutieren

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Vor der von Elisabeth Capesius präsidierten 18. Kammer des Zuchtpolizeigerichts fand am Montag der Auftakt zu einem auf vier Tage angesetzten Prozess wegen Geldentwendung, Unterschriftenfälschung und Diebstahls statt.

Carlo Kass

Hauptangeklagter ist Patrick S., ein früherer Bankangestellter. Neben ihm auf der Anklagebank sitzt sein Bruder Xavier S., dem in dieser Affäre Hehlerei vorgeworfen wird.

Der 1955 in Luxemburg geborene Patrick S. hat seine Karriere bei der Bank mit nur 17 Jahren begonnen und war zum Zeitpunkt der ihm vorgeworfenen Fakten im Private Banking tätig, in dem ein Beamter in der Regel rund 300 Privatkunden betreut.

Vorweg sei erklärt, dass die durch Me Philippe Penning resp. Pim Knaf verteidigten Brüder S. jede Schuld von sich weisen und es sich folglich um einen Indizienprozess handeln wird.

Dem Hauptangeklagten Patrick S. wird Vertrauensmissbrauch bei zwei von ihm betreuten Kundinnen vorgeworfen, der sich im Zeitraum zwischen 1998 und 2002 abgespielt haben soll. Bei einem Fall handelte es sich um eine einmalige Summe von 820.000 D-Mark, die ihm eine 1918 geborene Kundin in Form eines Kassenbons sozusagen als Geschenk angeboten hatte.

Vorher hatte die gleiche Dame, deren Verfügungspotenzial über Geld der als Zeuge aussagende Ermittler als äußerst begrenzt angab, 1,2 Millionen D-Mark an den Vatikan überwiesen. Eine Summe, die laut Ermittler auch in Rom angekommen ist.

Dass aber ein kleiner Bankangestellter, der laut Ermittler zur vermeintlichen Tatzeit etwas über 4.000 Euro netto im Monat verdiente, sich der gleichen Großzügigkeit einer älteren Dame erfreuen sollte, davon will die Staatanwaltschaft nun aber nicht ausgehen.

Allein schon weil er in einem zweiten Fall vermeintlich eine Kundin während Jahren um mittlere und größere Beträge betrog.

Viele Versionen

In diesem zweiten Fall entdeckten die Ermittler und die hausinterne Überprüfung der Bank rund 55 Fälschungen von Unterschriften, die eine Veruntreuung von etwas mehr als 700.000 Euro dokumentieren. Es handelt sich dabei um eine Kundin, die schon im April im damals deswegen ausgesetzten Prozess als Zeuge nicht erschien, vermutlich weil sie von der Bank ausgezahlt worden war, und sich deshalb nun einer Klage gegenüber sieht.

Die Familie der Kundin L. war scheinbar gut bekannt mit Patrick S., der sich seinerzeit auch um die Bearbeitung dieses Dossiers bemüht hatte. Erschwerend für die Brüder S. dürfte die Tatsache sein, dass, kurz vor der ersten Veruntreuung auf diesem Konto, der Mutter der beiden Angeklagten ein Konto eröffnet wurde, zu dem Xavier S. die Prokuration hatte und auf dem kurze Zeit später eine größere Summe eingezahlt wurde.

Insgesamt sollte in den kommenden Jahren die Summe von 132.000 Euro auf dem Konto dieser unbescholtenen Dame transitieren, die alles in allem mit einer Rente von rund 1.500 Euro über die Runden kommen muss.

Wie der Ermittler am Montag auch aussagte, haben sich die Ermittlungen in die Länge gezogen, weil der Angeklagte immer wieder mit neuen Versionen kam, denen man nachgehen musste.

Bei einer ersten Zeugenbefragung bedauerte Me Philippe Penning, dass die Ermittlungen ausschließlich gegen seinen Mandaten geführt wurden und keine andere Option offen gelassen wurde.