Was wusste die Polizeispitze?

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Der verstorbene Jos Steil, stellvertretender BMG-Chef, kannte angeblich die Namen der Bommeleeër. "Sie werden die Attentäter nie finden", soll er einer Zeugin gesagt haben.

Der 48. Verhandlungstag im Bommeleeër-Prozess wurde mit den Ermittlungsergebnisse im Polizeikorps fortgesetzt. Auf der Tagesordnung am Montag standen die Zeugenaussagen von Guy Stebens, stellvertretender Polizieigeneraldirektor. Stebens war 2008 zusammen mit Polizeigeneraldirektor Pierre Reuland vom damaligen Polizeiminister Luc Frieden enthoben worden.

Die Affäre war am vergangenen Donnerstag auch im Parlament erwähnt worden. Dort hatte sich der ehemalige Justiz- und Polizeiminister Luc Frieden wegen vermeintlicher Einmischungsversuche in den Ermittlungen zur Bommeleeër-Affäre einem Misstrauensvotum stellen müssen. Die LSAP-Fraktion hatte Frieden gerettet.

Die Entlassung von Reuland und Stebens hatte Frieden als schwere Entscheidung bezeichnet. Sie erfolgte auf Anraten von Generalstaatsanwalts Robert Biever. Reuland und Stebens war Justizbehinderung vorgeworfen worden. Beide wollen sich nicht mehr an Details um die Ereignisse der Bombenserie der 1980er Jahre erinnern.

Gedächtnislücken

Bei den Vernehmungen kann sich der ehemalige stellvertretende Polizeichef Guy Stebens an viele Dinge während der Anschlagsserie zwischen 1984 und 1986 nicht mehr erinnern, sagt Chefermittler Carlo Klein am Montag vor Gericht. Obwohl Stebens als Offizier bei der Brigade Mobile abgestellt war, sei er während der Anschlagsserie mit anderen Aufgaben betraut gewesen, sagte er. Er habe darum teilweise nur „vage“ Erinnerungen an die Anschlagsserie.

Auch der ehemalige Polizeichef weist bei den Vernehmungen erhebliche Gedächtnislücken auf. Diese könne sich kaum oder überhaupt nicht mehr an die zahlreichen Details aus der Anschlagszeit erinnern, sagte Ermittler Klein. Er können sich hoffentlich noch daran erinnern, dass er bei der Gendarmerie war, wirft Richterin Sylvie Conter ein und löst eine Lachsalve aus.

Jos Steil soll die Namen gewusst haben

Interresiert waren die Ermittler auch an Jos Steil, in den Jahren der Bombenserie stellvertretender BMG-Chef. Steil, der als Sprengstoffexperte galt, starb 2004, konnte jedoch zuvor noch vernommen werden. Steil entlastete damals den in den 1980er Jahren als möglicher Tatverdächtige gehandelte Ex-BMG-Chef Ben Geiben. Das sei der ehrlichste Offizier gewesen, so Steil über Geiben.

Der ehemaligen Lebensgefährtin von Steil zufolge, soll Steil von den Tätern gewusst haben; er habe sich jedoch geweigert, die Namen zu nennen, so Ermittler Klein aus der Zeugenaussage. Auch Steil Sohn Patrick bestätigt, dass sein Vater Informationen über die Bommeleeër hatte. Sein Vater soll wenig darüber gesprochen haben. Er habe lediglich einmal gesagt: Wenn das alles rauskommt, wird dies ein sehr schlechtes Licht auf die Monarchie und die Regierung geben.