Vor der Tripartite: Fontagné bis

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Niedrigere Sozialbeiträge, weniger Arbeitlosengeld - das sind zwei Vorschläge des französischen Wirtschaftsexperten Lionel Fontagné für Luxemburg. Er hat einen weiteren Bericht über Luxemburgs Wettbewerbsfähigkeit erstellt, den er am Donnerstag Abend auf einer Konferenz des Paperjam Business Club vorstellen wird.

Lucien Montebrusco

2004 hatte Lionel Fontagné für Diskussionen zwischen Luxemburgs Sozialpartnern gesorgt. Im Auftrag der Regierung hatte er für die damalige Tripartite-Runde einen Bericht über den Zustand der Luxemburger Volkswirtschaft verfasst und mögliche Wege zur Verbesserung der Kompetititivät aufgezeichnet. Unter andrem sollte das Indexsystem abgeändert, der Mindestlohn moduliert werden.

Der Bericht „Une paille dans l’acier“ hatte bei den Gewerkschaften negative Reaktionen ausgelöst. Die damalige Berufskammer der Privatangestellten hatte sogar einen Gegenbericht „Pour un modèle social sans faille“ erstellt. Die meisten Reformvorschläge des Professors blieben in der Schublade.

„Eigene Initiative“

Jetzt fünf Jahre später legt der Wirtschaftsfachmann eine Fortsetzung seines Berichts vor: Compétitivité du Luxembourg: Après la bulle“. Nur wenige Wochen vor der nächsten Tripartite.

Das sei eine eigene Initiative des Professors, sagte uns am Mittwoch Serge Allegrezza, Statec-Direktor und Chef des „Observatoire de la compétitivité“. Von Regierungsseite sei kein Auftrag an Fontagné gegangen.

Tatsächlich ist der Wirtschaftsexperte regelmäßiger Gast in Luxemburg, wo er mit dem „Observatoire de la compétitivité“ des Wirtschaftsministeriums zusammenarbeitet. Die Gründung der Beobachtungsstelle erfolgte übrigens auf Anregung Fontagnés. Der Professor war vor den Wahlen 2009 unter anderem vom parlamentarischen Sonderausschuss Wirtschafts- und Finanzkrise eingeladen worden.

Einschnitte

In seinem Nachfolgebericht dürfte er einige Vorschläge wieder aufgreifen, die er bereits 2004  erfolglos vorgebracht hat. Die Reform sei heute notwendiger denn je, sagte er in einem rezenten Interview für Paperjam. Sie werde jedoch auch schmerzvoller sein.

Eingreifen würde Fontagné bei den Sozialbeiträgen. Die sollen gesenkt werden. Reduziert werden sollte auch das Arbeitslosengeld. Das Salariat würde dies akzeptieren, als Gegenleistung zu einer proaktiven Arbeitsmarktpolitik. Schließlich sollten die Gewerkschaften ihre Forderungen bei den Verhandlungen zurückschrauben.

Aus all dem erwartet sich Fontagné ein Erstarken des Arbeitsplatzangebotes, was sich positiv auf die Lohnhöhe auswirken würde.

Auch das Indexsystem sollte abgeändert werden. Der rezente Indexstopp sei ein Schritt in die gute Richtung gewesen. Die Tripartite hatte 2006 beschlossen, die automatische Anpassung der Löhne an die Preisentwicklung zeitweilig außer Kraft zu setzen. Eine Rückkehr zum alten Indexmechanismus sei schädlich, so Fontagné im Paperjam-Gespräch. Die Indexmodulierung lief Anfang dieses Jahres aus.