/ Von wegen "Sparen" und "fehlender Schulraum"

Roger Infalt
2003 stellte die „Imprimerie du Nord“ im Diekircher Stadtviertel „Walebroch“ seine Aktivitäten ein. Der Betriebskomplex setzte sich aus einem Hauptgebäude und einer Lagerhalle zusammen.
Die Gemeinde Diekirch interessierte sich für die Gebäude, um hier zusätzlichen Schulraum schaffen zu können. So wurde 2004 zunächst das Hauptgebäude angemietet (für 16.250 Euro im Monat). Anfang 2005 mietete die Gemeinde dann auch noch die Halle hinzu (6.750 Euro/Monat).
Der Besitzer, die Saint-Paul-Gruppe, erhielt also insgesamt 23.000 Euro an Miete pro Monat von der Diekircher Gemeinde. In den betreffenden Mietverträgen wurde zudem ein Vorkaufsrecht für die Gemeinde vorgesehen, sollte es die Gesellschaft „Imprimerie du Nord“ einmal nicht mehr geben.
Damit die Gebäude als Schulraum gebraucht werden konnten, mussten größere Umbauarbeiten durchgeführt werden, die mit 755.294 Euro zu Buche schlugen (verteilt auf die Gemeindehaushalte 2004, 2005 und 2006).
Somit hatte Diekirch den bis zur Fertigstellung der neuen Schule im kommenden Jahr benötigten Raum für die Klassen des fünften und sechsten Primärschuljahres. Genauer gesagt: Es wurden zehn Klassenräume, ein größerer Aufenthaltsraum, ein Raum für die portugiesische Schule, ein Bastelraum, ein Raum für die „Education morale“, ein Empfangsbereich, ein Saal für Filmvorführungen, Räumlichkeiten für den „Service d’accompagnement“, ein Büro mit angeschlossener Kochnische, ein Turnsaal (dazu wurde in der genannten Halle ein Spezialboden aus Holz verlegt), ein Schulhof und ein kleines Fußballfeld eingerichtet bzw. angelegt.
Vor kurzem informierte die Diekircher Gemeinde den Vermieter, dass die neue Zentralschule an der Spitalstraße im kommenden Jahr einzugsbereit sei und dass man die Gebäude ab dann nicht mehr brauche.
Schulraum muss Maschinen weichen
Nun weiß man seit Jahren um den akuten Mangel an Schulraum auf dem Gebiet der Nordstad. So kam es auch nicht von ungefähr, dass sofort nach Bekanntgabe der Gemeinde ein Lyzeum Interesse an dem Komplex im „Walebroch“ anmeldete. Man würde die Gebäude zum etwa gleichen Preis (leichte Erhöhung möglich) mieten, wie die Gemeinde das bis dato gemacht hatte.
Doch dem war nicht so. Der Besitzer, die „Imprimerie du Nord/Groupe Saint-Paul“, und der CSV-Abgeordnete und Präsident des LCGB-nahen „Forum de l’emploi“, Aly Kaes, waren sich in der Zwischenzeit bereits einig geworden. Das „Forum de l’emploi“, das zu 75 Prozent vom Staat und zu 25 Prozent von den angeschlossenen Gemeinden finanziert wird, hatte in der Zwischenzeit bereits einen Mietvertrag mit dem Besitzer unterschrieben. Die Miete betrug aber nun nicht mehr 23.000 Euro, sondern satte 39.560 Euro (!).
Die drastische Erhöhung des Mietpreises ist die eine Sache, doch die Tatsache, dass mit diesem Vorgehen in der Nordstad dringend benötigter Schulraum Lieferwagen und Mähmaschinen Platz machen muss, ist ein starkes Stück, meint die „Vox populi“. Arbeitsminister Nicolas Schmit gab gestern zu verstehen, dass er genanntes Dossier nachprüfen lassen wird.
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