Von Frau zu Frau

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Rita Krombach-Meyer war mehr als zwei Jahrzehnte lang Präsidentin der Lokalsektion Luxemburg-Stadt des Roten Kreuzes. Nun übergibt sie das Zepter an Manou Hoss. Eine neue Präsidentin, die alles andere als neu in dem Bereich ist. Wir haben mit den beiden Frauen über den Wechsel, den Spendenmonat und den internationalen Frauentag gesprochen.

Tageblatt: Frau Krombach-Meyer, Sie blicken auf über 20 Jahre als Präsidentin der Lokalsektion Luxemburg-Stadt beim Roten Kreuz zurück. Was nehmen Sie mit?

Rita Krombach-Meyer: Im Jahre 1997 wurde ich Präsidentin der Lokalsektion. Davor war ich jahrelang ehrenamtliche Spendensammlerin. Danach war ich im Vorstand bei Simone Hoss, Manous Mutter, die mich dann fragte, ob ich die Präsidentschaft übernehmen will.
Die Arbeit hat mir große Erfüllung gebracht. Ich weiß, dass ich mit meinen Aktionen Menschen helfen konnte und kann, denen es weniger gut geht als mir. Ich denke, dass ich verschiedenen Menschen helfen konnte, ihr Leben zu verbessern. Kann es etwas Schöneres geben?

Gab es unvergessliche Momente?

Die ganzen Events, die wir organisiert haben. Die Bazare und die Modeschauen. Vor allem mit letzteren hatten wir ein Alleinstellungsmerkmal mit unserer Sektion. Kein anderer konnte solch große Modeschöpfer nach Luxemburg bringen. Das waren immer schöne Abende.

Bleiben Sie auch weiterhin aktiv beim Roten Kreuz?

Ich bleibe im Vorstand aktiv. Ich werde mich jetzt auch noch um den Spendenmonat kümmern, weil ich verschiedene „Chefs de secteur“ persönlich kenne. Der persönliche Kontakt ist sehr wichtig.

Worin sehen Sie in Ihrer Nachfolgerin, Manou Hoss, besonderes Potenzial?

Sie ist eine sehr gute Organisatorin und bereits lange beim Roten Kreuz. Vor 20 Jahren gründete sie die „Soirée des jeunes“, woraus heute der Ball des Roten Kreuzes entstand. Manou weiß genau, wie alles funktioniert, auch dadurch, dass ihre Mutter vor mir Präsidentin war. Deswegen war ich glücklich, als sie endlich Ja sagte.

Was bedeutet für Sie das Ehrenamt?

In unserer Gesellschaft ist es sehr wichtig, weil man nicht alles mit Professionellen abdecken kann. Es bringt dem Ehrenamtlichen zudem auch eine soziale und emotionale Bereicherung. Es wäre schade, wenn das verschwinden würde.

Tut es das?

Das wird oft so gesagt. Aber ich konnte in letzter Zeit eine Reihe junger Spendensammler gewinnen. Auch bei Veranstaltungen finden sich immer wieder junge Menschen, die sich einsetzen. Es stimmt nicht, dass die jungen Menschen nicht mehr an ehrenamtlichen Tätigkeiten interessiert sind. Denjenigen, deren Eltern sich schon fürs Ehrenamt eingesetzt haben, liegt es natürlich näher. Oft finde ich auch Leute bei den Pfadfindern, wo ich selbst auch lange Zeit war. Es ist einfach eine Einstellung.

Was hat sich in den letzten 20 Jahren im ehrenamtlichen Bereich verändert?

Das Ehrenamt hat sich unheimlich weiterentwickelt. Das liegt auch an den sozialen Medien, die uns die Möglichkeit bieten, Menschen zu erreichen. Auch im Sekretariat erinnere ich mich, dass noch alle Namen unserer Spendensammler auf kleinen Kärtchen standen. Die habe ich damals in den Computer eingetragen. Die Kommunikation ist einfacher geworden.

Wie bereitet sich die Lokalsektion auf den herannahenden Spendenmonat vor?

Heute Mittag (Mittwoch) kommen eine Reihe „Chefs de secteur“ hier im Hauptsitz vorbei, um das Material abzuholen. Ich ermittele mit ihnen die Lage und sie können alle ihre Fragen stellen. Weil die meisten nicht mehr genügend Spendensammler in ihrem Sektor haben, verteilen wir in diesem Jahr auch Überweisungszettel in den Briefkästen. Letztes Jahr nahmen wir zum ersten Mal mehr Geld durch Überweisungen als Bargeld ein.

Nachdem wir zunächst ein Einzelinterview mit Rita Krombach-Meyer geführt haben, stieß auch die neue Präsidentin der Lokalsektion, Manou Hoss, zu uns.

Frau Hoss, welche sind für Sie die größten Herausforderungen in Ihrer neuen Position als Präsidentin?

Manou Hoss: Die erste Herausforderung ist es definitiv, in die Fußstapfen von Rita zu treten und alles weiterhin so gut am Laufen zu halten, wie sie es getan hat. Rita ist ein besonders lieber Mensch, den die Leute draußen kennen. Die Kontaktpflege, die Rita betrieben hat, ist außergewöhnlich und muss erhalten werden. Dabei werden unsere Sekretärin Denise Lommel und Rita mir aber weiterhin unter die Arme greifen.

Die zweite Herausforderung ist es, uns so zu positionieren, dass wir die Missionen der Sektion auch an die jungen Menschen herantragen. Damit diese Lust haben, zu bleiben und etwas auf die Beine zu stellen. Und auch mehr Männer für uns zu gewinnen.

Was nehmen Sie von Frau Krombach-Meyer mit?

Enthusiasmus, gute Laune und ganz viel Geduld. (lacht)

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Mit Menschen zusammenzuarbeiten. Ich bin gelernte Anwältin und arbeite heute mehr im Management. Ich arbeite also gerne mit Menschen. Damit jeder helfen kann und daraus eine Erfüllung ziehen kann. Damit wir global die Mission vom Roten Kreuz hinaustragen können.

Heute ist internationaler Weltfrauentag. Wurden Sie in Ihrer Karriere schon einmal benachteiligt?

Manou Hoss: Ich arbeite seit 1990 als Anwältin. Als Frau hatte man damals und auch heute noch eine andere Ausgangsposition im Job. Das ist für mich ganz klar. Es sind die unbewussten Rollenspiele, die immer noch in unseren Köpfen feststecken. Es ist aber auch schon sehr viel passiert in den letzten 100 Jahren. Dieses Jahr feiert das Wahlrecht der Frauen in England hundertjähriges Jubiläum, im nächsten Jahr auch hier in Luxemburg. Daran sieht man, wie viel bereits passiert ist.

Auch im Ehrenamt sind, zumindest in der Lokalsektion der Stadt Luxemburg, unter unseren 15 Leuten insgesamt nur zwei Männer. Auch die Spendensammler sind hier hauptsächlich weiblich. Wir versuchen auf jeden Fall, mehr Männer für uns zu gewinnen.
Rita Krombach-Meyer: Auf dem Land ist das etwas ausgeglichener. Dort gibt es auch viele Männer, die sich aufmachen, um Spenden einzusammeln.

Gibt es etwas, was Sie anderen Frauen in Führungspositionen mit auf den Weg geben?

Rita Krombach-Meyer: Man darf keine Angst haben, Verantwortung zu übernehmen. Viele Frauen trauen sich nicht so viel zu wie Männer und sind nicht von sich überzeugt. Männer stürzen sich oft in etwas hinein, ohne zu wissen, ob sie es überhaupt schaffen. Frauen wägen ihr Vorhaben mehrmals ab, bevor sie Taten folgen lassen.

Manou Hoss: Ich glaube, man darf sich nie als Frau fühlen, sondern immer nur als Mensch.
Rita Krombach-Meyer: Frauen sind etwas ängstlicher, von Natur aus. Weil sie die Kinder zur Welt bringen und diese dann auch beschützen müssen.

Manou Hoss: Ich glaube eher, dass die Ängstlichkeit von Mädchen etwas mit der Erziehung zu tun hat. Weil jungen Mädchen eher gesagt wird „Pass auf!“. Auf Aussagen wie „Sei jetzt kein Mädchen“ oder „Steh deinen Mann“ muss heutzutage sofort reagiert werden. Damit wird Frauen unbewusst vermittelt, dass sie nicht so viel wert sind wie Männer.