Von Feldlerchen, Galloways und falschen Prioritäten

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Das „Mouvement écologique“ möchte den neuen Ministern für Nachhaltigkeit und Landwirtschaft Gelegenheit geben, sich in ihre neuen Aufgaben einzuarbeiten, und führt zurzeit Unterredungen mit den politisch Verantwortlichen. Dennoch übte die Naturschutzorganisation gestern Kritik an der nationalen Naturschutzpolitik. Robert Schneider

Präsidentin Blanche Weber, Roger Schauls und Jacques Pir gingen gestern während einer Pressekonferenz auf verschiedene Defizite ein, die sie im Vorfeld des Biodiversitätsjahres 2010 im Naturschutz sehen. So werde der nationale Naturschutzplan von 2007, der auf großen Konsens stieß, teilweise schlecht oder sogar kontraproduktiv umgesetzt.

Falsche Prioritäten

An die Prioritäten des Plans würde sich, so die Kritik des „Mouvement“, nur begrenzt gehalten: Es moniert Stagnation bei der Umsetzung der Arten- und Biotopschutzprogramme, beim Flächenankauf für Naturschutz, bei der Ausweisung nationaler Schutzgebiete, beim Schutz der Korridore für wandernde Tierarten … Die Naturverwaltung (die ehemalige Forstverwaltung) fokussiere ihre Aktivitäten auf Projekte, die keine Priorität im Naturschutzplan darstellen würden und zudem teuer seien. Die Umweltorganisation verweist dabei auf Beweidungsprojekte (die mit hier nicht-heimischen Galloway-Rindern durchgeführt werden), aufwändige Bachrenaturierungen oder Maßnahmen im Siedlungsbereich (Parkplätze, Brachen usw.). Ja sogar Maßnahmen, die konträr zum Naturschutzplan seien, würden ergriffen, wie zum Beispiel die Kürzung von Naturschutzprogrammen in der Agrarlandschaft (im Rahmen des neuen Biodiversitätsreglementes), die für die Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung seien, während Programme für Naturschutz im Siedlungsbereich massiv gefördert würden.

Reglement vs. Plan

Der Entwurf des neuen Biodiversitätsreglements stehe im Widerspruch zum oben erwähnten Naturschutzplan, dies obwohl sich das „Observatoire de l’environnement naturel“ im Herbst 2008 bereits auf einen von allen Seiten akzeptierten Entwurf geeinigt hatte. Nachträglich sei das Papier in wesentlichen Punkten abgeändert worden. Die Herabsetzung der Fördersätze für Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft sei ein Beispiel hierfür.
Dabei sei gerade hier der Verlust an Artenvielfalt besonders groß: Als Beispiel nannte die Umweltorganisation gestern die Feldlerche („Léierchen“), die vom Allerweltsvogel zur ornithologischen Rarität geworden sei.
Auch die staatliche Nutzung des Waldes sei längst nicht immer naturschutzkonform, so das „Mouvement écologique“, das daneben in extensiven Beweidungsprojekten (u.a. mit Galloways) kein Allheilmittel im Naturschutz sieht; solche Projekte seien sogar kontraproduktiv. Die Organisation fordert deshalb u.a. ein Moratorium für ganzjährige Beweidungsprojekte, sehr zum Ärger des „Service de la conservation de la nature“, der hier positive Einflüsse auf die Artenvielfalt sieht.