Verloren, gefunden und dann…?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Über 1.000 Sachen hat der „Premier inspecteur“ der Polizei Eugène Reiff in seinem Inventar. Fein geordnet werden diese Sachen aufbewahrt und verwaltet. Jean-Marie Backes

Ruhig und gelassen wirkt der Inspektor, der Herr über 1.000 Sachen ist. In seinem Büro ziert ein Plakat von Marlon Brando aus dem Film „The Godfather“ und ein Foto von einem Panzer, der durch die Prairie zischt, die Wand.

DIE FAKTEN 

Nationales Fundbüro,
4, rue du Fort Wallis,
L-2957 Luxembourg.
E-Mail: dg-sg-snot@police.etat.lu
www.police.lu
Tel.: 4997-2036

Bei der letzten Versteigerung von Fundsachen im Dezember 2008 nahm die Steuerverwaltung insgesamt 2.557 Euro ein. Die nächste Versteigerung ist im Mai 2009.

Wir sind beim Fundbüro – pardon nationales Fundbüro – und doch sehen wir noch keine Waren. Eugène Reiff hat diese fein säuberlich in verschiedenen Kasten sortiert und die Wertsachen werden in einem Panzerschrank aufbewahrt. Das nationale Fundbüro wurde komplett reorganisiert, meinte der Polizist, der uns dann einige Schmuckstücke zeigt.
Verloren, gefunden und dann…? Der Finder gibt die Sachen beim nächstliegenden Kommissariat ab und bekommt dafür eine Quittung. Sachen im Wert von bis zu 200 Euro bleiben drei Monate auf dem Kommissariat und werden dann, wenn keine Person die Sachen vermisst oder ausfindig gemacht werden kann, dem Finder zurückerstattet.
Bei Sachen im Wert von über 200 Euro gehen diese ans nationale Fundbüro und werden drei Jahre aufbewahrt. Auch werden verschiedene Anstrengungen unternommen, die Person zu ermitteln, die die Sachen verloren haben könnte.
Nach drei Jahren gehören diese Gegenstände dann dem Finder.

2,30 oder 10.000 Euro

„In Luxemburg gibt es noch viele ehrliche Bürger“, meinte Reiff, der uns dann einen Umschlag mit 10.000 Euro in bar zeigte. Dieser wurde im November 2006 vor dem Postgebäude in der Hauptstadt gefunden.
Der Finder hat den Umschlag bei der Polizei abgeliefert, aber bis dato hat sich noch niemand gemeldet. Demnach gehört das Geld im November 2009 wohl dem Finder.
In seinem Tresor hat der Beamte noch eine Menge Geld (insgesamt etwa 100.000 Euro) das abgegeben wurde. Dabei sind die verschiedensten Währungen wie Geldscheine aus Zentralafrika, Belgien oder Frankreich.
Im Tresor wird aber auch eine Menge an Schmuck aufbewahrt. Es sind dies wertvolle oder weniger wertvolle Schmuckstücke. Hier spielt der materielle Wert keine so wesentliche Rolle. Der ideelle Wert steht im Mittelpunkt. So gibt es schon bewegende Momente, wenn ein Ehering oder ein Amulett einer Person zurückerstattet werden kann.

36 Fahrräder

Finderlohn ist in Luxemburg nicht vorgesehen. Das ist Sache zwischen dem Finder und der Person, der etwas zurückerstattet wurde. „Wir als Polizei stellen diesen Kontakt, wenn erwünscht, her. Eine angemessene Anerkennung ist Standard“, meinte der Polizist, „doch es gibt auch die Kategorie von Menschen, die nicht mal ein Dankeschön gegenüber dem Finder über die Lippen bringen.“ Die größeren Dinge werden in einem zentralen Lager aufbewahrt.
„Zurzeit haben wir nicht allzu viel, denn im Dezember war eine Auktion“, sagte Eugène Reiff. Trotzdem werden hier 36 Fahrräder aufbewahrt, wovon einige immerhin einen Wert von 2.000 Euro haben. Sie werden jedoch nicht als vermisst gemeldet.
Hier werden auch Handys, Brillen oder „Pezzis“ aufbewahrt. Oder darf es ein Filter einer Klimaanlage, einen Rasenmäher oder Fotoapparat sein? Eugène Reiff hat alles genauestens gezeichnet und die Sachen werden in speziellen Behältern aufbewahrt.
Die Brillen werden gesammelt und höchstwahrscheinlich für eine Spendenaktion freigegeben. Eine hohe Zahl von Hosengürteln warten auf eventuelle Abnehmer. Diese werden regelmäßig bei der Personenkontrolle auf dem Flughafen Findel vergessen.
Tiere werden nicht angenommen. Hier wird sofort mit dem Asyl oder, bei exotischen Viehchern, mit dem Bettemburger Park kooperiert.
Vieles wird in den Spätsommermonaten gefunden, sagte der Polizist, indem er die verschiedenen Türen wieder sorgfältig abschließt.