Nightlife„Unzumutbare Ausmaße“: Clausener fühlen sich bei Ruhestörung im Stich gelassen

Nightlife / „Unzumutbare Ausmaße“: Clausener fühlen sich bei Ruhestörung im Stich gelassen
Nur wenige Meter trennen die Ausgehmeile der „Rives de Clausen“ von den Wohnhäusern in der rue de la Tour Jacob Foto: Editpress/Alain Rischard

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Seit Jahren schon müssen Nachbarn der „Rives de Clausen“ ausufernde Partys, pöbelnde Nachtschwärmer und schlaflose Nächte in Kauf nehmen. Beschwerden aber nützen nur wenig: Von den Behörden und der Politik fühlen sich die Anwohner im Stich gelassen.

„Es war wie Urlaub. Wir wurden wirklich verwöhnt“, sagt der Luxemburger John mit einem Augenzwinkern über den Lockdown. Der Rentner wohnt gegenüber den „Rives de Clausen“, der hauptstädtischen Vergnügungsmeile am Fuße des Bockfelsens.

Die Pandemie sei vor diesem Hintergrund fast wie ein Geschenk des Himmels gewesen, meint auch Johns Nachbar. Wegen der Schließungen im Gastronomiebereich und Ausgangsbeschränkungen sei es viel ruhiger in Clausen gewesen. Doch das Lächeln weicht einem verlegenen Seufzer: Man wolle die sanitäre Krise keineswegs herunterspielen. Man sei sich der Auswirkungen der Pandemie auf die Gastronomie und ihre Akteure durchaus bewusst. John nickt zustimmend.

Immer wieder unterstreichen die benachbarten Freunde, dass es sich nur um eine absolute Minderheit handelt, die sich an den Wochenenden in Clausen „de Batti stellt“. „Und das gilt sowohl für Betreiber und Personal als auch für die Gäste“, meint John. An den Zuständen ändert das nichts: Es seien nun mal die schwarzen Schafe, die am lautesten blöken. Und damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Verstehen Sie mich nicht falsch“, unterstreicht John. „Wir haben absolut nichts dagegen, dass sich die Menschen hier vergnügen. Als Sohn eines Geschäftsmannes versuche ich, den lokalen Handel nach Kräften zu unterstützen. Und das gilt auch für Bars und Restaurants.“ Er selbst sei regelmäßig in den benachbarten Lokalen zu Gast. „Leider nehmen die Zustände mitunter unzumutbare Ausmaße an“, schlussfolgert der Clausener.

„Es beginnt schon früh am Abend mit den Fahrzeugen, die vor dem Parkhaus mit laufendem Motor auf den nächsten freien Platz warten. Viele davon haben ihre Musikanlage bis zum Anschlag aufgedreht“, berichtet ein Nachbar. „Wenn man die Fahrer darauf anspricht, wird man ausgelacht“, fügt ein Anwohner hinzu.

Das Verkehrsaufkommen zu später Stunde am Wochenende stört viele Anwohner. Vor allem, da viele Fahrer mit laufendem Motor und lauter Musik auf einen freien Platz im Parkhaus warten. 
Das Verkehrsaufkommen zu später Stunde am Wochenende stört viele Anwohner. Vor allem, da viele Fahrer mit laufendem Motor und lauter Musik auf einen freien Platz im Parkhaus warten.  Foto: Editpress/Alain Rischard

Rücksichtslose Partygäste

Aufgeregt berichten die Männer von ihren Erfahrungen der letzten Jahre. Es folgen Geschichten über rücksichtslose Partygäste, die bis in die frühen Morgenstunden in der rue de la Tour Jacob herumpöbeln. Sie berichten von halbstarken Jugendlichen, die Anwesende provozieren und sich miteinander prügeln, bis irgendetwas zu Bruch geht. Von Pärchen, die kichernd entlang der Alzette miteinander flirten. Von benachbarten Lokalen, die sich nicht an die Auflagen halten und auch nach 23 Uhr noch Musik in den Außenbereichen spielen und Gäste auf den Terrassen mit Getränken versorgen. Und von aggressiven jungen Männern, die auf Konfrontation aus sind und bei der kleinsten Bemerkung sofort aufbrausen. 

„Was willst du von mir, du alter Sack?“, sei ein Nachbar vor kurzem von einem Feiernden angegangen worden. Der Clausener portugiesischer Abstammung will aus Angst vor Vergeltung nicht namentlich genannt werden. Er habe nach Mitternacht lediglich um Ruhe bitten wollen. Doch das habe dem jungen Mann nicht gefallen. Dieser sei sofort ausfallend geworden. Die Ankündigung, man rufe jetzt die Polizei, habe ihn kaltgelassen: „Die werden eh nicht kommen“, habe dieser lachend erwidert. „Manche Menschen benehmen sich richtig daneben. Und es wird immer schlimmer“, so der Betroffene.

Von den Behörden fühlen sich John und seine Nachbarn im Stich gelassen. Von der Polizei wünsche man sich mehr Präsenz, von der Politik mehr Verständnis. Man sei sich bewusst, wo man wohne, so die Anwohner. Man sei auch keineswegs darauf aus, den benachbarten Lokalen zu schaden. „Vor allem, da die Mehrheit der Betreiber sich an die Auflagen hält und ihre Lage derzeit ohnehin schon schwer genug ist“, ergänzt John.

Leider seien es aber immer die gleichen Bars, die negativ auffallen. „Und wenn man sich vor Augen führt, wem diese Lokale gehören, weiß man auch gleich, wieso die Stadt Luxemburg kaum etwas unternimmt“, mutmaßt das Clausener Original, das kein Blatt vor den Mund zu nehmen gedenkt. Denn: Auch was die Präsenz der Polizei angeht, hat der Anwohner eine Theorie: Von den jungen Beamten seien viele auch privat auf der Partymeile unterwegs. „Deshalb wollen sich einige davon nicht mit den Betreibern der Lokale anlegen“, so seine Mutmaßung.

John und seine Nachbarn betonen immer wieder, dass sich die Mehrheit der Gäste in den „Rives de Clausen“ zu benehmen wisse. Es sei nur eine Minderheit, die allerdings umso negativer auffällt.
John und seine Nachbarn betonen immer wieder, dass sich die Mehrheit der Gäste in den „Rives de Clausen“ zu benehmen wisse. Es sei nur eine Minderheit, die allerdings umso negativer auffällt. Foto: Editpress/Alain Rischard

„Es gibt noch andere Brennpunkte“

„Diese Unterstellung werden wir nicht kommentieren“, betont ein Sprecher der Polizei. Natürlich sei es den Polizisten freigestellt, in ihrer Freizeit auszugehen und Lokale in Clausen aufzusuchen. Schließlich handele es sich hierbei ums Privatleben der Beamten.

Was jedoch die nächtlichen Ruhestörungen und andere Vorkommnisse in den „Rives de Clausen“ angeht, habe die Polizeiführung durchaus Verständnis für den Frust der Bewohner. Es sei nachvollziehbar, dass sich die Menschen über bestimmte Zustände ärgern. Diese Frage aber müsse auf einer anderen Ebene geklärt werden. Für die Nachtruhe sei in erster Linie die Gemeinde Luxemburg zuständig, die die Sperrstunden festlegt. „Die Polizei versucht indessen, auf sämtliche Anrufe aus der Bevölkerung zu reagieren – natürlich im Rahmen ihrer Verfügbarkeit“, verspricht der Polizeisprecher.

Dass es in Clausen immer wieder zu Vorfällen kommt, kann der Mitarbeiter der Pressestelle bestätigen: „Vor allem am Wochenende wird die Polizei regelmäßig von den Bewohnern wegen Lärm und Verkehrsproblemen kontaktiert. Diesen Anrufen kommen die Beamten im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach“, so der Sprecher weiter. Eine ständige Präsenz vor Ort sei jedoch unmöglich. „Unter anderem, weil es noch andere Brennpunkte in der Stadt gibt. Und weitere Prioritäten, denen die Polizei am Wochenende nachkommen muss.“

So kann es beispielsweise vorkommen, dass nicht immer sofort eine Streife verfügbar sei. „Dennoch versucht die Polizei, sämtlichen Anrufen auch nachzukommen, sofern es die Mittel zulassen“, betont der Sprecher. Leider sei es nicht einfach, Vergehen im Zusammenhang mit Ruhestörung zu ahnden. Oft handelt es sich um ein subjektives Empfinden, das die Beamten beim Eintreffen vor Ort nur schwer nachvollziehen können, da sich die Lage zu diesem Zeitpunkt in der Regel wieder beruhigt hat.

„Versteesdemech“ auf beiden Seiten

Dass das Benehmen mancher Gäste immer schlimmer werde, kann die Polizei nicht bestätigen. Dabei handele es sich um ein subjektives Empfinden. Man könne nur auf die Statistiken verweisen, doch sei es für einen Vergleich mit den Vorjahren noch zu früh, so der Polizeisprecher. Demnach sei es auch schwer nachzuvollziehen, ob die Menschen nach den Entbehrungen der letzten Monate verstärkt ausgehen und  intensiver feiern: „Während der Ausgangsbeschränkungen wurden andere Plätze aufgesucht, wie etwa die ,Dräi Eechelen‘ oder die ,Kinnekswiss‘. Das Phänomen hat sich nur verlagert.“

Dass die Pandemie auch bei den Gästen Spuren hinterlassen habe, können Akteure der Luxemburger Nightlife-Szene bestätigen. Weniger Gäste, dafür umso intensivere Partys – so lautet das Fazit mancher Betroffener. „Es ist jedoch ein subjektives Gefühl. Die CovidCheck-Regeln oder Maximalkapazitäten haben auch einen Einfluss auf die Zahl der Gäste“, so der Barmanager eines Gastronomiebetriebes in den „Rives de Clausen“.

Der junge Mann hat auch Verständnis für den Frust der Anwohner. Im Umkehrschluss bittet der Barmanager um „Versteesdemech“ seitens der Nachbarn. Die letzten Monate seien schwierig gewesen. Auch würden sich die meisten Betreiber mit ihrem Personal an die Auflagen halten. „Wir versuchen wirklich, den Lärm auf ein Minimum zu reduzieren. Das ist aber nicht immer einfach“, so der junge Mann. Ihr Einfluss auf die Gäste sei ab einem gewissen Punkt (und Alkoholpegel) nur noch gering. „Dann können wir nur noch versuchen, den Betroffenen ins Gewissen zu reden und um Rücksicht zu werben. Den Mund können wir ihnen aber nicht verbieten.“

Die Relikte einer durchzechten Nacht müssen nicht selten von den Bewohnern selbst beseitigt werden. Man habe nichts gegen feiernde junge Menschen, betonen die Betroffenen. Man bitte nur um etwas Rücksicht und Verständnis.
Die Relikte einer durchzechten Nacht müssen nicht selten von den Bewohnern selbst beseitigt werden. Man habe nichts gegen feiernde junge Menschen, betonen die Betroffenen. Man bitte nur um etwas Rücksicht und Verständnis. Foto: Editpress/Alain Rischard
Turndown Bun
22. August 2021 - 10.11

@Garce/ Léiw Madam (la?) Garce. A méngem Alter kann dat virkommen. Do hate mer an der Schoul nach keng esou kompetent "Seiteneinsteiger" Schoulmeeschter*innen wéi Dir eng schéint ze sin. E schéine Sonndeg Madame l'institutrice.

Garce
21. August 2021 - 1.45

" Turndown Bun / 20.8.2021 - 10:26 @Heeber & Günther & Paula/ Oh my gawd! Gutt das Dommheet, Arroganz a Frechheet net wéi din, dir hätt den Hals entzünnnt vum Jeitzen." Ojee, mat deene ville Feeler hätt Der besser net aner Leit 'domm' ze nennen.

Turndown Bun
20. August 2021 - 10.26

@Heeber & Günther & Paula/ Oh my gawd! Gutt das Dommheet, Arroganz a Frechheet net wéi din, dir hätt den Hals entzünnnt vum Jeitzen.

HTK
20. August 2021 - 9.53

@winter, tolle Argumente. Wobei sie sichtlich vergessen,dass Feuerwehr,Milch und Eier gebraucht werden. Nächtliches Besäufnis(Amusement) nicht. Und wenn die Polizei ausrücken muss,dann oft um die Folgen dieser "Amusements" aufzunehmen.

Leila
20. August 2021 - 9.40

Einem Habenichts fällt ein Umzug leicht, weil er nur einen Koffer oder eine Bananenkiste zu packen hat! Und kostet zudem nichts, deshalb palavert er schlau - meint er...

Paula
20. August 2021 - 0.01

Et ginn och Leit déi wunne zënter 60 Joer um Findel a reegen sech iwwert d'Fligeren op. Plënnert einfach wann et Iech net do gefält!

Günther
19. August 2021 - 23.59

@Pier Laurent "Seit es die Rives gibt, haben wir mittlerweile den dritten Bürgermeister: Helminger, Bettel, Polfer –" Also sattsam Zeit um sich eine andere Wohnung zu suchen, für die alten Leutchen die keine Ohrstöpsel vertragen,

Heeber
19. August 2021 - 23.18

Was erwarten die Leute denn von der Verwaltung? Soll die Polizei sich jeden Tag da mit den Säufern rumschlagen? Weniger Krach gibt's damit nicht. Wie wäre es mit Ohrstöpseln oder umziehen, wenn Ihnen die Gegend nicht zusagt? Die Clubs ziehen jedenfalls nicht um.

J.C. Kemp
19. August 2021 - 22.11

@Claudio Mariotto: Die Jugend von heute ist ganz verdorben, sagt bereits ... Na, wer schon? Sokrates, der alte Grieche. Nichts neues demnach, auch unter der Sonne von Luxusburg.

Fred F.
19. August 2021 - 20.37

Ich würde heute noch gerne dorthin, aber ich bin nun mal zu alt? Aber gerne erinnere ich mich an die tollen Abende im Wilma. Donnerstags Abends war die Jagd offen auf die „ al Pouleten mat de villen Flugstonnen“. Und im überteuerten Parking wackelten die Autos.

Pier Laurent
19. August 2021 - 19.36

Seit es die Rives gibt, haben wir mittlerweile den dritten Bürgermeister: Helminger, Bettel, Polfer - außer großspurigen Ankündigungen und pressewirksamen Auftritten der PolitikerIn ist nie etwas passiert. Im Gegenteil: Die Feiernden lassen es dermaßen krachen, weil die nichts zu befürchten haben von der Polizei. Dass der im Artikel geäußerte Verdacht von den feiernden Polizisten stimmt, weiß jedes Kind. Strenge Kontrollen mit 'Wiertsprotokoller' oder Sperren der Lokale, die sich regelmäßig an gar nichts halten - Fehlanzeige. Politik und Polizei unternehmen nichts. Hier wohnt ja auch nicht die Wahl-Klientel von DP oder CSV. Jetzt ist es wieder an den Anwohnern zu bitten "Vergiesst eis net"

d'MIM
19. August 2021 - 19.35

Wou am Land eng Terrasse ass, gett gebrëllt bis ant d'Nuecht eran.

winter
19. August 2021 - 17.40

Willkommen in der Großstadt! Auch die Feuerwehr macht manchmal Krach, die Polizei sowieso, die Müllabfuhr, die Fouer, die Kirmessen, der Mäertchen und und Auf dem Dorf ist es der Hahn des Nachbars, der des anderen Nachbarn, der Esel schreit, das Pferd wiehert, die Kuh muht, der Bauer melkt mitten in der Nacht. So hat jeder sein Teil zu (er) tragen.

Claudio Mariotto
19. August 2021 - 17.19

Ein politischer Fehler, Nachtleben in ein ruhiges Stadtviertel zu bringen. Die heutige Jugend hat den Drang sich amüsieren statt zu arbeiten. Sie erhält eben zu viel Geld ohne zu arbeiten. Das war in meiner Jugend anders. Ich hatte wenig Geld und das Nachtleben hat mich NIE angezogen.

HTK
19. August 2021 - 15.51

Gegen Lärm und Gestank kann man sich nicht schützen.So ist der dauernde Lärmpegel in unserem täglichen Leben ein erheblicher Gesundheitsfaktor. Wenn das Gesetz nicht imstande ist Einwohner vor Party-Rabauken zu schützen,wer soll es dann tun? Es geht auch um den Wert der Immobilien.Wer kauft ein Haus in diesen hohlen Gassen? Und wenn,dann nicht um darin zu leben.Vielleicht um eine Disko darin einzurichten? Ich nehme einmal an,dass viele dieser "Nachtschwärmer" als erste auf die Barrikaden gehen würden wenn Sie in diesem Stadtteil leben müssten und sich dort ihren Rausch ausschlafen müssten.Aber am Tage ist es ja ruhiger.

Nomi
19. August 2021 - 11.46

Daat ass dem Bettel seng Wahl-Klientell, an dofir geschidd och Naischt !

Fred F.
19. August 2021 - 10.20

Und ich dachte immer seit "Wilma" tod ist sei Clausen mit gestorben

Ba
19. August 2021 - 9.45

Clausen ist eben das feine Vergnügungsviertel der Stadt......harmlos im Vergleich mit dem vulgären Quartier de la Gare dessen Einwohner auch nicht glücklich sind über Drogensüchtige deren Handle, Prostituierte und derer Kunden ......auch da tut sich leider nicht, seitens der Behörden!