Um 110.000 Euro erleichtert

Um 110.000 Euro erleichtert

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vorsicht Falle – Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Die folgende Geschichte hätte perfekt in die Sendung des vor fast genau einem Jahr verstorbenen TV-Ganovenjägers Eduard Zimmermann gepasst. Dabei wurde Fußballtrainer Michael Lofy allem Anschein nach von einem früheren Vorstandsmitglied der Escher Fola um 110.000 Euro betrogen.

Philip Michel

Lofy trainierte die erste Mannschaft des Traditionsvereins von Juni 2008 bis März 2009. So kam der Kontakt zu R.R. zustande. Der Escher R.R. spielte bei den Fola-Veteranen und trat dem Komitee Ende 2007 bei. Schnell profilierte er sich als wertvolle ehrenamtliche Stütze, kümmerte sich um eine ganze Reihe von Sachen.

Reibungslos hätte er stets seine Aufgaben erledigt, sagt Vizepräsident Gilbert Goergen heute. Doch um die Jahreswende 2010 fingen die Probleme an. Der Verein fand heraus, dass in dem für einige Spieler über R.R. gemieteten Haus auch andere Personen wohnten, dass es Unregelmäßigkeiten mit dem Fola-Bus gab. Und auf einmal war R.R. von der Bildfläche verschwunden. Offenbar hatte er sich nach Kenia abgesetzt. Im März 2010 wurde R.R. folgerichtig aus dem Vorstand ausgeschlossen.

Wo für die Fola die Geschichte endet, da beginnt sie für Michael Lofy. Der Trainer aus Trier, der vor der Fola den RM Hamm Benfica betreut hatte und heute in Lorentzweiler die erste Mannschaft coacht, reichte am 9. September 2010 Klage gegen R.R. bei der Polizei ein. Denn der hatte ihn um 110.000 Euro erleichtert, so Lofy: „Ich weiß, dass ich durch das Publikmachen des Falls wie ein ziemlicher Idiot dastehe, aber ich möchte andere Leute vor diesem Mann warnen“, so der Trierer zum Tageblatt.

Am 1.6.2009 unterschrieben Lofy und R.R. einen Darlehensvertrag über 110.000 Euro (Dokument liegt dem „T“ vor). Das Geld wurde im Übrigen offenbar cash übergeben, der Vertrag zudem nicht notariell beglaubigt. Von den 110.000 Euro sollten 60.000 Euro bis zum 1. Juli 2010 in Raten von 5.000 Euro zurückbezahlt werden.

Stadionprojekt

Die restlichen 50.000 Euro sollten in R.R.s Baufirma verbleiben, wofür Lofy „an allen laufenden und zukünftigen Bauprojekten am Gewinn mit 49% beteiligt“ werden sollte.
Dabei ging es in erster Linie um das inzwischen ad acta gelegte Stadionprojekt, das von R.R.s Firma betreut wurde.

Fola-Vizepräsident Gilbert Goergen: „Er war der einzige Bau-Unternehmer im Vorstand, also war es klar, dass er die Pläne ausarbeitete. Als das ‚Emile Mayrisch‘ im Oktober 2009 aus dem Budget der Stadt Esch gestrichen wurde, war natürlich auch das Stadionprojekt erledigt.“

„Er brauchte das Geld wegen des Stadions“, sagt auch Michael Lofy, „ich habe ihm geholfen, da ich ihn aus dem Verein kannte und mir die Perspektive winkte, im Tribünen-Neubau ein Trainingszentrum zu errichten.“

Ein ebensolches betreibt Lofy momentan in Trier. Und nun ist das Geld weg und der, wie sich inzwischen herausstellte, in ähnlichen Affären vorbelastete R.R. gleich mit. Die Chancen, dass Michael Lofy sein Geld wiedersieht, stehen recht schlecht, zumal R.R.s Unternehmen Ende des letzten Jahres vor dem Bezirksgericht in Konkurs ging. „Ich fühle mich vom Verein im Stich gelassen“, sagt Lofy heute. Ein Vorwurf, den Fola-Vizepräsident Gilbert Goergen so nicht stehen lassen will: „Zu diesem Zeitpunkt war Michael Lofy nicht mehr im Verein. Es war eine Privatsache zwischen ihm und R.R.“