„Traktoren auf die Straßen“

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Werden bald auch Luxemburger Landwirte ihren Unmut über die wirtschaftliche Lage im Sektor durch Straßenblockaden äußern? Die Bauernzentrale schließt das nicht aus.

Während Tagen sorgten französische Landwirte für Unruhe auf den Straßen und bei der politischen Führung des Landes. Während die Autofahrer sich in Geduld üben mussten, bemühte sich Frankreichs Regierung um schnelle Lösungen, die laut Einschätzung der Interessenverbände der Landwirte keine dauerhafte Lösung ihrer Probleme bringen. Zehntausende Höfe kämpfen um ihre Existenz, weil die Preise für Fleisch und Milch die Kosten der Produzenten nicht decken.

Ein Ras-le-Bol hat die Luxemburger Bauernzentrale auch bei den Luxemburger Landwirten festgestellt. Ob man dem Beispiel der französischen Bauern nicht folgen sollte, fragt sie.

Mit ähnlichen Problemen wie in Frankreich sind auch die Landwirte in Luxemburg konfrontiert. In einem am Freitag im Lëtzebuerger Bauer erscheinenden Beitrag wird auf die Ursachen dieses Missstandes der Landwirtschaft in der EU und in Luxemburg insbesondere hingewiesen. An den Pranger wird u.a. die Sanktionspolitik der EU gestellt. „Zurecht unterstreichen die Landwirte, daß es nicht sein kann, daß sie es sind, die an erster Stelle die Kosten der politischen Auseinandersetzung zwischen Europa und Russland zu tragen haben. Sicher mag niemand das feindliche Eingreifen Russlands in die Ukraine rechtfertigen oder schönreden wollen. Es ist jedoch ein Fakt, daß infolge der von der EU verhängten Sanktionen Russland mit seiner Gegenreaktion voll den europäischen Agrarsektor getroffen hat. Mit dem Russland-Embargo auf einer breiten Palette von Agrarprodukten sind von heute auf morgen wichtige Absatzmärkte für die europäische Landwirtschaft verlorengegangen mit der Folge, daß die Erzeugerpreise in der Union massiv eingestürzt sind. Sicher hat die EU versucht zu reagieren; allerdings reichen die getroffenen Maßnahmen bei weitem nicht aus, um den Schaden irgendwie zu kompensieren und zurecht fühlen die Landwirte sich im Stich gelassen, zumal auch bislang keine neuen Absatzmärkte aufgebaut werden konnten.“

Eine weiterer, die wirtschaftliche Lage der Höfe belastender Faktor sind die Preise des Großhandels. Dieser nutze die schwierige Marktlage aus, um noch zusätzlichen Preisdruck auszuüben, so die Bauernzentrale. Schließlich machen auch die gesetzlichen Auflagen und Regeln der Landwirtschaft zu schaffen. „Es sind auch die unzähligen Auflagen und Vorschriften, die den Landwirten aufgebürdet werden, die zum Ras-le-bol beitragen: Dies trifft zu im Bereich der Qualitäts- und Hygienestandards, dies trifft vor allem zu im Bereich der Umweltvorschriften. Zurecht prangern die Landwirte an, daß sie im Wirrwarr der Vorschriften, in der Überreglementierung und der Bürokratie regelrecht ersticken.“

Ökowünsche

Auch hierzulande sei die wirtschaftliche Lage in den Betrieben angespannt, so die Bauernzentrale. „Auch hierzulande ist ein allgemeiner Ras-le-bol präsent… über immer mehr Auflagen und Restriktionen, über mangelnde Anerkennung, fehlenden Respekt, über eine Politik, die die wirtschaftlichen Belange und Notwendigkeiten der Betriebe übergeht, eine Politik, die anstatt die Landwirtschaft in ihrer essentiellen Rolle als Lebensmittelproduzent zu stärken und auszubauen, immer mehr ihr Produktionspotential untergräbt und sie zunehmend sowohl ungezügelten Wohlstandsbegehren als auch ungehemmten, ideologisch geprägten Ökowünschen unterstellt“.

In Luxemburg habe man eine andere Protestkultur. … „Aber vielleicht ist es wirklich an der Zeit, sich ein Beispiel an den französischen Berufskollegen zu nehmen und mit den Traktoren auf die Straße zu fahren…, um unsere politisch Verantwortlichen zum Nachdenken anzuregen, damit sie endlich ihrer Verantwortung gegenüber der Landwirtschaft nachkommen.“

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