„Thinktank“ für Kulturschaffende

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Die neue Nutzung der Carré Rotondes in der Hauptstadt steht fest. Sie sollen ein "Thinktank" für alle Kulturschaffende werden.

Der Zusatz „Rotondes“ hing zu Beginn der Presse-Konferenz noch hinter dem „Carré“, sollte aber bald den Besitzer wechseln. Seit dem Umzug in die neuen „Rotondes“ im Bahnhofs- Viertel ist das Gebäude verwaist. Am Donnerstag gingen die sechs kulturschaffenden Institutionen, die sich zur neuen Nutzung zusammengeschlossen haben, mit ihren Plänen an die Öffentlichkeit.

Alle sechs Beteiligten sind „happy“, dass aus „Carré Rotondes“ nun „Carré apprendre et créer“ wird. Alle verfolgen damit ein Ziel: sich gegenseitig durch ihre verschiedenen Aufgaben zu befruchten. Das geht schon alleine deshalb gut, weil man auf einem Raum zentral zusammensitzt und kurze Wege hat. Für den federführenden „Cercle européen pour la propagation des arts“ (CEPA) ist es die Krönung eines vor sechs Jahren auf den Weg gebrachten Verjüngungsprozesses. Der CEPA veranstaltet seit 35 Jahren die „Sommerakademie“, zum letzten kamen 500 Teilnehmer und 50 Künstler zusammen. Und es ist das Ende eines lang gehegten Traums, endlich einen physischen Sitz zu haben. Mieter des leer stehenden und sich im Besitz der Paul Wurth befindenden Gebäudes ist demzufolge auch der CEPA.

Der CEPA litt

Als älteste aller Luxemburger Kulturinstitutionen litt er zuletzt darunter, mit seinen Workshop-Angeboten vielfach kopiert zu werden. „Wir mussten uns weiterentwickeln“, sagt Präsident Lex Weyer, der das Amt vor sechs Jahren übernommen hat. Diese Weiterentwicklung des Kursangebots mit anderen Zielgruppen soll durch das Nebeneinander mit den anderen vorangetrieben werden. „Wir können uns so noch weiter in andere Sparten hineinwagen“, sagt Weyer. Die Institution „Sommerakademie“, für die es nach eigenen Angaben nach wie vor eine „riesige Nachfrage“ gibt, wird beibehalten.

Sich zurückziehen, Ideen sammeln, sie reifen lassen, um sie dann, wenn sie gelungen erscheinen, der Öffentlichkeit zu präsentieren: Das klingt bei vielen Verantwortlichen als Motiv für den Zusammenschluss durch. Und noch etwas kommt hinzu: Das Angebot des neuen „Carré“ will breitentauglich sein, nicht bildungsbürgerlich-elitär. „Wir wollen hier zukünftig auf die Bedürfnisse von normalen Menschen, von Professionellen, von Vereinen und von Behinderten eingehen können“, sagt Weyer. Das soll sich auch in „sozialen Preisen“ niederschlagen. „Luxuskurse“ mit „Luxuspreisen“ wie andernorts wird es also nicht geben. Ein Ort mit Programm, der in einer jährlichen Agenda seine Veranstaltungen ankündigt, will man deswegen aber nicht werden. Auch das betonen alle.

Kreativer Austausch

Für das „Luxembourg Center for Architecture“ (LUCA), das Architekturzentrum des Landes, gab es zunächst einen so einfachen wie naheliegenden Grund, mitzumachen. „Wir sitzen in unmittelbarer Nachbarschaft“, sagt Andrea Rumpf, „wir wollten hier im Viertel einen Kulturpool erhalten“. Die bebaute Umwelt als Teil der Baukultur ist eines der Hauptthemen, die LUCA bearbeitet, wenn nicht sogar der Schwerpunkt. „Architektur ist Teil der Kultur eines Landes“, sagt Rumpf über das Bewusstsein, für das ihre Institution kämpft. Das dürfte Blues in den Ohren von Staatsministerin Francine Closener sein, die selbiges kürzlich bei der Vorstellung des neuen Aktivitäts- oder Referenzberichtes der „Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“ (OAI) sagte. Dazu gibt es Vorträge, Debatten, Konferenzen, LUCA ist Kommissar des Architekturpavillons der Viennale in Venedig und organisiert auch Ausstellungen, um nur das Wichtigste zu nennen.

Das Zweite ist, mit dem Gebäude hat LUCA Platz für die gut besuchten Vorträge und die bildungspolitischen Ziele, die die Organisation hat. Luca sensibilisert seit neuestem in Schulen für das Thema Architektur als Teil der Kultur. „Da finden wir hier viele Anregungen“, sagt Rumpf ganz im Sinne von „Apprendre et créer“.

Schule der „Zweiten Chance“

So sieht es auch die „Ecole de la deuxième chance“, der dritte von sechs Beteiligten. Direktor Carlo Welfring hat ein künstlerisches Angebot für seine Schüler erarbeitet, das nichts mit „klassischer“ Kunst- und Musikerziehung zu tun hat. In diesen Kursen kommen Schüler aller Bildungsniveaus zusammen und integrieren sogar „Primo Arrivants“, die über kaum oder gar keine Sprachkenntnisse verfügen. „Die Schüler sollen sich durch Musik, durch Tanz, durch Geschichten erfinden und schreiben, über Theater ausdrücken lernen“, beschreibt er den pädagogischen Ansatz dieses sehr praktisch orientierten Lehrangebots. Dafür erhofft er sich, wie die anderen auch, gegenseitige Befruchtung, ein Maximum an Kreativität. Hinzu kommt die direkte Nachbarschaft zum „Carré“.

Auch wenn gestern noch vieles nach „Under Construction“ aussah, der Wille zu Innovationen und interdisziplinären Ansätzen ist allen gemein. Dass dann noch das Schild mit dem Schriftzug „Rotondes“ den Besitzer wechselte, war pressewirksamem Marketing geschuldet. Und lag in der Logik des Unterfangens.

Die Partner

– „Cercle européen pour la propagation des arts“ (CEPA)

– „Luxembourg Center for Architecture“ (LUCA)

– „Ecole de la deuxième chance“

– Lucilin – Contemporary Music Luxembourg

– Rotondes

– Campus Art

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