Die Prinzen im Zeugenstand

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LUXEMBURG - Mit Spannung war der heutige Prozesstag erwartet worden. Prinzen im Zeugenstand ist kein alltägliches Ereignis. Sie sollten sich zu den Gerüchten in Sachen Bommeleeër äußern.

Bereits Minuten vor Prozessbeginn sitzen Prinz Guillaume und Prinz Jean im Gerichtssaal. Doch nicht sie sondern Hélène Vestur, die Ex-Frau von Prinz Jean, muss als Erste in den Zeugenstand. Die Prinzen müssen den Saal verlassen.

Hélène Vestur erklärt, dass sie erst 2006 von den Gerüchten um Prinz Jean im Zusammenhang mit den Anschlägen in Luxemburg hörte: „Ich wurde von Jean damals angerufen, da es Ermittlungen in seine Richtung gab.“ Richterin Sylvie Conter zeigt sich erstaunt: „Sie haben davor nie was gehört?“ Vestur: „Nein, es war nie ein Thema bei uns. Auch nicht, als wir noch verheiratet waren.“

Nach dem Anruf von Jean Nassau habe sie alle Unterlagen aus der Zeit von damals zusammengesucht, sagt Vestur. „Viel hatte ich nicht. Ich fand aber den Brief, worin ich mich aufregte, dass Jean damals im November auf einer Jagd war. Wir wollten uns eigentlich am Wochenende um den 9./10. November in Paris sehen.“

Am 9. November 1985 explodierte auf Findel eine Bombe. Ein Zeuge will Prinz Jean am 9. November gegen 4 Uhr morgens am Findel gesehen haben. Laut Louis Giscard d’Estaing hatte Prinz Jean an besagter Zeit an einer Jagd in Frankreich teilgenommen.

„Ich habe den ganzen Briefverkehr von Oktober 86 an zusammengesucht und mit den Presseberichten verglichen. Meine Erinnerung aus der Zeit war, dass Jean von einem Auslandsstudium aus den USA zurückkam,“ sagt Vestur vor Gericht. „Er wirkte auf mich sehr postiv eingestellt. Er wirkte motiviert, voller Ideen. Er hatte keine negative Ausstrahlung.“

Wie kam Jean auf die Jagd?

Me Gaston Vogel schaltet sich ein. Er will wissen, wie Jean auf die Jagd kam. Hélène Vestur: „Er fuhr zunächst zu mir nach Paris. Er machte einen Zwischenhalt bei mir. Anschließend fuhr er weiter.“ Vogel: „Es gab doch Streit zwischen Ihnen?“ Vestur: „Wir waren noch jung, alles war frisch und wir waren noch nicht verheiratet.“ Sie weicht aus.

Sie könne die Gerüchte um Jean seit 20 Jahren sehr gut verstehen. „Aber glauben Sie mir, daran ist nichts dran.“

Jean de Nassau habe seine Titel aus freien Stücken abgegeben, sagt Hélène Vestur auf die Frage, ob Jean die Titel abgenommen worden seien. Warum lehnte Großherzog Jean die Heirat ab, fragt Me Vogel. Hélène Vestur: „Er kannte mich überhaupt nicht. Er wusste nichts von mir. Nach der Hochzeit trafen wir ihn in Paris. Wir gingen zusammen was essen und sprachen dort zusammen.“ Später habe sich alles normalisiert.

Das Gericht will wissen, ob es damals in der großherzoglichen Familie Gespräche über die Gerüchte um Prinz Jean gab. Hélène Vestur: „Es gab meiner Erinnerung nach keine Gespräche darüber. Wie gesagt, ich habe erst 2006 davon erfahren.“ Richterin Conter: „Es gab aber Gespräche zwischen dem Hofmarschall und der Gendarmerie über die Gerüchte.“ Vestur: „Sie müssen mir glauben, es gab keine Gespräche. Wir leben damals mit den Kindern in Paris. Es gab darüber keine Diskussionen. Erst 2006 informierte mich Jean via Telefon darüber.“

Prinz Guillaume

Als nächster kommt Prinz Guillaume in den Zeugenstand. Ob er damals Gerüchte über seinen Bruder Jean gehört habe, will Richterin Conter wissen. Guillaume: „Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich im Jahr 2000 einen schweren Unfall hatte. Ich kann mich zum Beispiel nicht an meine Heirat und an die Geburt meiner Kinder erinnern. Ich habe mein Wissen der vergangenen drei Jahre aus der Zeitung. Ich habe wegen meinem Unfall eine Lücke in meinem Gedächtniss.“ Zum Zeitpunkt des Anschlags am 23. Juni 1985 in Hollerich sei er im Ausland gewesen, sagt Guillaume. „Ich war mitten in meinem Studium“. An den Anschlägen auf den Findel und auf den Justizpalast kann er sich nicht erinnern. Dem Prinzen werden Fotos gezeigt, auf denen er seine Brüder Henri und Jean wiedererkennt.

Dem Prinz werden weitere Fotos gezeigt. Auf einem Foto ist ein Mann in einem Wald 1985 zu sehen. Guillaume sagt, dass es sich bei dem Mann auf dem Bild weder um ihn noch um Prinz Jean handele.

Prinz Jean: Hörte erst 2005 vom Bommeleeër

Nun tritt Prinz Jean in den Zeugenstand. Richterin Conter fragt Prinz Jean, wann er zum ersten Mal vom Bommeleeër gehört hat. Prinz Jean antwortet auf französisch und erklärt, dass er das erste Mal davon 2005 gehört hatte.
Folgt eine Frage über ein Treffen zwischen Hofmarschall und der Gendarmerie bezüglich der Gerüchte über eine mögliche Beteiligung eines Prinzen. Er sei damals geschockt gewesen, als er über die Gerüchte informiert wurde, sagt Jean.

Prinz Jean pocht auf sein Alibi während des Anschlags auf Findel im November 1985, wo er von einem Zeugen angeblich gesehen wurde. Louis Giscard d’Estaing habe ihm schriftlich bestätigt, dass er auf der Jagd war, so der Prinz.

Warum er seinen Titel abgegeben hatte, fragt Vogel den Prinzen. Jean erklärt, dass in seiner Famillie gewisse Dinge anders liefen und erwähnt die Thronfolge. Der Großherzog würde über Ehen entscheiden. Prinz Jean sagt, dass er damals sein eigenes Leben außerhalb von Luxemburg aufbauen wollte. Widersprüchlich sind jedoch die Angaben darüber, welche Titel er denn tatsächlich abgab. Laut Jean habe er den Titel Prince de Luxembourg behalten.

Anschließend werden Fragen über mögliche Beziehungen zu Geheimdiensten etwa dem CIA gestellt. Derlei gab es nicht, so Prinz Jean. Am Ende seiner Zeugenaussage beklagt sich Jean über die anhaltenden Verdächtigungen: „Seit 30 Jahren gibt es die Gerüchte um mich in der Öffentlichkeit. Ich habe eine Verantwortung gegenüber meiner Familie, meinen Kindern, meinem Beruf. Die Gerüchte sind alles andere als gut für mich, meine Familie und Luxemburg.“

Der Prozess ist für diese Woche beendet.