Staatliche Wildhege soll Jagd ersetzen

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Am Samstagnachmittag findet in der Ettelbrücker Fußgängerzone eine Protestaktion gegen die Freizeitjagd statt. Organisiert wird die Demonstration von den Tierschutzorganisationen ALPA und „Save animals“ sowie der „Juegdgéigner Lëtzebuerg asbl.“. Anlass der Demo ist ein Hirsch, auf den Jäger vor rund zwei Wochen in der Alzette bei Ettelbrück geschossen hatten (das „Tageblatt“ berichtete).

Luc Laboulle

Jahrzehntelang hätten die Jäger versucht, die Wildpopulation zu regulieren, und es habe nicht geklappt. Die Jäger hätten versagt, die Jagd habe im 21. Jahrhundert ausgedient. Heute sei die Jagd allzu oft nur ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem sozial Höhergestellte ihre Geschäftspartner dazu einladen, ein paar Tiere abzuschießen. „Es wird Zeit, die Freizeitjagd abzuschaffen und sie durch ein alternatives Modell zu ersetzen“, sagt Ren Spautz, Präsident der „Juegdgéigner Lëtzebuerg asbl“.

Als alternatives Modell sehen die Jagdgegner und Tierschützer die staatliche Wildhege. Die staatliche Naturverwaltung solle den Wildbestand auf natürliche Weise regulieren.

Siehe auch:
Ist der Hirsch ertrunken?
Jagd erhöht den Wildbestand

„Wenn kein Jagddruck besteht, geht die Fruchtbarkeit der Wildtiere zurück und die Geschlechtsreife, z.B. bei Wildschweinen, tritt später ein“, erklärt Spautz. Das sei durch zahlreiche Studien belegt.

Nach Treibjagden seien die Wildtiere im Allgemeinen sexuell sehr aktiv, weil ihr natürlicher Instinkt sie dazu verleite, ihren Bestand hochzuhalten und die bei der Jagd getöteten Tiere zu ersetzen: „Wat mir méi schéissen, wat méi Wëld produzéiert gëtt“, sagt Ren Spautz.

Ähnliche Argumente führt auch die Tierschutzorganisation „Save animals“ in einer Mitteilung an: „Jäger behaupten, sie seien Naturschützer. Tatsächlich bringen sie durch ihre Jagdpraktiken, z.B. durch Zufütterungen im Winter, durch Treibjagden und durch das Verschießen von Bleimunition, die Balance in den Wäldern ins Ungleichgewicht“, heißt es dort.

Was die von den Jägern häufig als Argument für die Jagd angeführten Wildschäden im Wald angeht, meint Spautz: „Wir haben schon in der Schule gelernt, dass Rehe Waldrandbewohner sind und sich tagsüber nur zum Schutz in den Wald zurückziehen. Durch die Jagd werden sie aber zusehends in die Wälder hineingetrieben und richten dort Schäden an. Eine Alternative wäre, dass die Naturverwaltung die Bauern bittet, Brachland bereitzustellen, wo die Rehe sich nachts aufhalten können, was ja zum Teil auch schon geschieht.“

Politische Entscheidung

Das Problem mit der Naturverwaltung sei zurzeit nur, dass sie von Jägern besetzt sei, die natürlich dort ihre Interessen vertreten und Lobbyarbeit betreiben. Deshalb müsse eine politische Entscheidung herbeigeführt werden.
Der delegierte Umweltminister Marco Schank sagte kürzlich in einem Zeitungsinterview, er würde im Interesse der Wähler handeln und kenne keine Alternative zur Jagd.

An diese Aussagen wollen die Tierschützer und Jagdgegner nun anknüpfen: Als Alternative bieten sie ihm das Konzept der staatlichen Wildhege an. Die Wählerschaft wollen sie mit einer Unterschriftenaktion auf ihre Seite bringen. Ihr Ziel sei es, 25.000 Unterschriften wahlberechtigter Bürger zu sammeln, kündigt Ren Spautz an.

„Uns geht es darum, die Politik auf einen anderen Weg zu bringen“, erklärt der Präsident der Luxemburger Jagdgegner, „wir verdammen die Jagd, doch nicht die einzelnen Jäger.“

Die Demonstration am Samstagnachmittag soll friedlich ablaufen, auf keinen Fall wolle man negativ auffallen. Martialisches Auftreten überlassen die Demonstranten lieber anderen.

INFODEMO UND PETITION

o Die Demonstration
findet am Samstagnachmittag um 13.30 Uhr in Ettelbrück statt. Wegen des Nikolausumzugs wurde der Treffpunkt kurzfristig von der „Ecole privée Sainte-Anne“ in die Mitte der Fußgängerzone (vor die Dexia-Filiale) verlegt.

o Die Unterschriftenlisten können im Internet auf
www.juegdgeigner.lu heruntergeladen werden und ausgefüllt an die „Juegdgéigner Lëtzebuerg asbl.“, 20, op Dirbett, L-3916 Monnerich zurückgeschickt werden.

o Weitere Infos
www.alpa.lu
www.juegdgeigner.lu
www.saveanimals.lu