/ SPOS: Ein Viertel der Teams sind unterbesetzt
Tom Wenandy
Die Aufgaben und Betätigungsfelder des SPOS („Service de psychologie et d’orientation scolaires“) werden im Gesetz vom 16. Juli 2004 bezüglich der Organisation der (klassischen und technischen) Lyzeen definiert. Zu diesen Aufgaben gehört die Sicherstellung der psychologischen, persönlichen und sozialen Beratung der Schüler. Außerdem kümmert sich die Dienststelle um die schulische Orientierung und organisiert Präventionsveranstaltungen zu verschiedensten Themen (Gesundheit, Drogen, Sexualität, Gewalt). Schließlich nehmen Vertreter des SPOS an den verschiedenen Lehrerkonferenzen teil und stehen den Lehrern bei der Betreuung von Jugendlichen mit schulischen, emotionalen oder familiären Problemen oder von Schülern mit spezifischen Bedürfnissen beratend zur Seite. In diesem Sinne ist der SPOS fester Bestandteil der Schulgemeinschaft.
Nachfrage
Einer der Haupttätigkeitsbereiche des SPOS ist also die Hilfe und Beratung für Schüler. Wie aus dem sehr technischen, weil an die verschiedenen involvierten Berufsgruppen gerichteten Jahresbericht 2008/2009 hervorgeht, ging die diesbezügliche Nachfrage zum größten Teil von den Schülern selbst aus (46 Prozent der Beratungsgespräche). In rund einem Viertel der Fälle ergriffen die Lehrer die Initiative, bei 15 Prozent waren es die Eltern, die um einen Termin gebeten haben.
Hauptsächlich fanden die Beratungsgespräche zu den Themen Familie (24 Prozent) und Schule/Ausbildung statt. Gefolgt von der schulischen und beruflichen Orientierung (15 Prozent).
Was diese Orientierung anbelangt, so unterstreichen die Autoren des „Rapport global de qualité“, dass der SPOS mehr und mehr Wert auf die vorbereitende und vorausschauende Begleitung der einzelnen Person legt. Dabei soll der Schüler im Mittelpunkt der Orientierung stehen, sprich den Eigenheiten sowie dem individuellen Parcours des Einzelnen soll Rechnung getragen werden. Die Beratung des Jugendlichen frei von jeder Wertung und mit Respekt sei eines der Schlüsselziele in diesem Kontext.
Der Großteil der Orientierungsarbeit erfolgt auf der Unterstufe des postprimären Unterrichts und hier speziell im technischen „Secondaire“. Außerdem genießen die Schlüsseljahre beziehungsweise die Schuljahre, in denen eine besondere Orientierung in Bezug auf Fachrichtungen oder Spezialisierungen ansteht (z.B. 7e, 4e, 11e PS oder aber die Abiturklassen im klassischen und technischen Unterricht), die besondere Aufmerksamkeit des SPOS.
Den neuen kompetenzorientierten Unterricht und die entsprechenden Bewertungsmethoden, wie sie in der Grundschule und in einigen Klassen des Sekundarbereichs zum Einsatz kommen, begrüßt der SPOS. Einerseits würden die Jugendlichen sich auf diese Weise selbst besser und leichter kennen lernen, andererseits würde damit für alle mit der Beratung der Jugendlichen befassten Berufsgruppen eine gemeinsame Terminologie eingeführt.
Damit der SPOS aber seinen eigenen Qualitätsansprüchen gerecht werden kann, bedarf es allerdings der nötigen, vor allem personellen Mittel. Und in diesem Bereich scheint so einiges im Argen zu liegen.
Denn wie der SPOS in der Schlussfolgerung seines qualitativen Jahresberichts schreibt, seien rund ein Viertel aller Teams unterbesetzt. Im Sinne einer größeren Stabilität sei es wünschenswert, so die Verantwortlichen, dass die einzelnen multidisziplinären Mannschaften nicht auf die Unterstützung von im Rahmen eines „contrat dassistant pédagogique“ immer nur befristet eingestellten Psychologen zurückgreifen müssten.
In 35 Schulen
In 35 Schuleinrichtungen – 30 öffentlichen und fünf privaten – gibt es einen SPOS („Service de psychologie
et dorientation scolaires“).
Üblicherweise umfasst das SPOS-
Personal Psychologen, Sozialarbeiter,
Sozialpädagogen sowie speziell zur Orientierung der Schüler freigestellte Lehrer. Jeder psychologische Beratungs- und Orientierungsdienst
untersteht administrativ der Leitung der jeweiligen Schule, die funktionale Leitung erfolgt ihrerseits durch
das „Centre de psychologie et
dorientation scolaires“ (CPOS)
des Bildungsministeriums.