/ Solidarwirtschaft im Auftrieb
Die Sozial- und Solidarwirtschaft („Economie sociale et solidaire“) sind Betriebe, die z.B. von Kooperativen, von Vereinigungen ohne Gewinnzweck, Stiftungen, Hilfsorganisationen oder Mutualitäten geführt werden. Sie kamen Ende der 70er Jahre auf, als in Luxemburg die Entwicklung in Richtung einer Delokalisierung des Sozialstaates einsetzte und der Staat sich demnach aus einigen Bereichen zurückzog, wie es Statec-Direktor Serge Allegrezza am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz ausdrückte.
Unter den Betrieben der Sozialwirtschaft findet man daher vor allen Dingen solche, die eine Mission in den Sparten Gesundheit oder Sozialaktion auf ihre Fahnen geschrieben haben, sei es in der Kinderbetreuung, im Behindertenbereich, in der Pflege oder Fürsorge usw. Heute zählen auch die „Maisons relais“ dazu oder die Sozialläden („épiceries sociales“).
1.064 Betriebe
1.064 solcher Betriebe gibt es im Land, Tendenz zunehmend. 183 davon sind im Sozialwesen tätig, 702 auf wirtschaftlicher Ebene. Im Jahre 2012 beschäftigten sie 27.751 Mitarbeiter und damit 8% der in Luxemburg arbeitenden Menschen. Ein rasanter Anstieg seit dem Jahr 2000, als es mit 10.894 Beschäftigten immerhin doch schon 4,5% waren. Der Zuwachs erklärt sich vor allen Dingen durch die Kinderbetreuungsstätten und die „Maisons relais“, deren Aktivitäten seit 2000 um 14,3% gestiegen sind.
Eine weitere Auffälligkeit der Sozialwirtschaft ist, dass zwei Drittel der Mitarbeiter Frauen sind. In der Gesamtökonomie sind es nur rund 40%.
Zahlen von 2012
Dabei sind dies die Zahlen aus dem Jahr 2012. Betrachte man die augenblickliche Entwicklung, die aufzeigt, dass alleine der Bereich Kinderbetreuung und „Maison relais“ in den letzten beiden Jahren um 66% angestiegen ist, dürfte der Anteil der Beschäftigten der Sozialwirtschaft sogar weit über 8% liegen, wie Robert Urbé anführte. Er ist Präsident der „Union luxembourgeoise de l’économie sociale et solidaire“.
Nicolas Schmit, Arbeits- und Beschäftigungsminister, aber auch Minister für Sozial- und Solidarwirtschaft, zeigt sich erfreut über die Entwicklung.
Krisenresistent
Die Solidarwirtschaft habe sich entgegen der normalen Wirtschaft auch in Krisenzeiten gut gehalten. Nicolas Schmit verweist auf Spanien. In dem Land, das im Zuge der Krise und der darauf folgenden Austeritätspolitik eine extrem hohe Arbeitslosigkeit verzeichnet, hat die Solidarwirtschaft einen Anteil von 13,5% am Bruttoinlandsprodukt.
Minister Schmit will die Solidarwirtschaft daher zu einem wichtigen Thema der Luxemburger EU-Präsidentschaft machen. Hier habe es bereits unter dem früheren EU-Kommissar Michel Barnier einige Ansätze in diese Richtung gegeben, danach habe sich allerdings nicht mehr viel getan. Am 3. Juli will Schmit mit der Kampagne in Brüssel beginnen. Im Dezember dann soll eine große Konferenz in Luxemburg folgen. Es geht vor allen Dingen um die Finanzierung solcher Betriebe. Diese könne nicht immer oder oft über öffentliche Mittel erfolgen. Nicolas Schmit denkt z.B. an soziale Investitionsbonds oder aber auch an das Modell der Mikrofinanz. Dies könnte selbst in Luxemburg ein Mittel für neue Finanzquellen sein. Auch wenn die Mikrofinanz für Luxemburger Projekte bislang nicht in Anspruch genommen werde, obwohl gerade Luxemburg eines der internationalen Zentren für die Vergabe von Mikrokrediten ist.
- Zucchinipuffer und eine Rhabarbertorte – leckere Klassiker fürs Wochenende - 12. Juni 2022.
- Sechs gute Gründe für Urlaub im Freien - 12. Juni 2022.
- Monsieur Champagne sagt Adieu - 8. Mai 2022.