/ SEW fordert Reform der Berufsausbildung
Vor einer Woche wurde eine Studie der Universität Luxemburg veröffentlicht, laut der die Reform der Berufsausbildung von 2008 zahlreiche Fehlentwicklungen nach sich gezogen hat. Das unübersichtliche modulare Schulsystem, welches dazu geführt hat, dass viele Schüler ihre Schullaufbahn ohne Diplom abschließen, war nur eines von vielen Problemen, die hervorgehoben wurden. Trotz der desaströsen Bilanz der Reform von 2008 will Bildungsminister Claude Meisch keine komplette Umgestaltung der Berufsausbildung, sondern nur punktuelle Veränderungen wie eine neue Ausarbeitung der Programme und Module der 120 angebotenen Ausbildungen und die Wiedereinführung der jährlichen Versetzung vornehmen. Die Lehrergewerkschaft SEW meldete sich am Donnerstag vor diesem Hintergrund zu Wort und übte Kritik an der Studie der Universität Luxemburg und an Bildungsminister Meisch.
Zentraler Vorwurf an die Studie der Universität ist die Ignoranz gegenüber den Sekundarlehrern. Laut Jules Barthel „wurden alle Akteure der Berufsausbildung befragt – also die Berufskammern, die Lyzeumsdirektoren, die Elternvertretungen, die Lehrlingskonsultenten und die Berufsbildungskoordinatoren – außer die Sekundarlehrer“. Dem Gewerkschafter zufolge würden sich die im Bericht enthaltenen Vorwürfe an die Lehrer wie Desinteresse oder Arbeitsverweigerung dadurch erklären, dass niemand mit ihnen gesprochen habe. Es sei generell nicht hinnehmbar, dass bei einer Auswertung der Berufsausbildung mit dem zentralen Akteur, also dem Lehrer, nicht gesprochen wurde. Ein zusätzliches inhaltliches Manko der Studie ist laut SEW die Missachtung der Probleme der Technikerausbildung. Vor der Reform aus dem Jahr 2008 hatte ein Schüler die Möglichkeit, vom Techniker-Zweig zurück auf den Zweig der technischen Sekundarschule zu wechseln und so später studieren zu können. Eine Perspektive, die nun nicht mehr besteht.
Einverstanden
Die Lehrergewerkschaft ist trotz aller Kritik mit den zentralen Vorwürfen der Studie der Universität Luxemburg einverstanden. Auch wenn Jules Barthel mehrmals hervorhob, dass das Ergebnis nicht neu sei und die SEW seit Jahren auf die Fehlentwicklungen hinweise, hofft er auf die Einsicht des Bildungsministers. Anstatt nur einige punktuelle Reformen vorzunehmen, plädiert die Lehrergewerkschaft für einen kompletten Neuanfang: „Ein Gebastel an der aktuellen Situation ist nicht hinnehmbar. Wir brauchen eine komplette Überarbeitung, denn es gibt zu viele nötige Reformpunkte“, so Barthel.
Gemeint sind unter anderem die Wiedereinführung der Technikerausbildung in das technische Lyzeum, die Einführung eines flexiblen Überganges vom Techniker-Zweig zurück auf den Zweig des technischen Lyzeums, die Abschaffung des modularen Schulsystems und die Einführung einer zehnten Klasse ohne Spezialisation und ohne Dualsystem.
Nach der Unterschrift die Reglemente
Rundumschlag gegen Bildungspolitik
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