Schulreform tritt heute in Kraft

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Heute tritt zeitgleich mit dem Schulanfang in der Grundschule das neue Schulgesetz in Kraft. Kernelemente der Reform sind die Einteilung der Schule in Zyklen und die Bewertung nach Kompetenzsockeln.

Der Grundgedanke dieser Reform sei es, noch mehr Schülern eine noch bessere Qualifizierung zu geben, betonte die Bildungsministerin Mady Delvaux-Stehres gestern Morgen anlässlich einer Pressekonferenz. Es gehe darum, die Arbeit der vergangenen fünf Jahre jetzt weiterzuführen.
Ab der diesjährigen Rentrée heißt die Primärschule „enseignement fondamental“, zu Deutsch Grundschule. In dieser ersten Bildungsstufe sind die „éducation précoce“, der Kindergarten und die Primärschule zusammengenommen.

Kompetenzsockel

Die zwei Hauptneuerungen betreffen die Einteilungen in Zyklen und die Bewertung der Schulresultate nach Kompetenzsockeln. Entschieden bis dato nach jedem Schuljahr die Noten darüber, ob ein Schüler ins nächste Schuljahr wechselte, fällt diese Entscheidung künftig erst nach zwei Jahren – der Dauer eines Zyklus. Eine Ausnahme in Bezug auf die Dauer stellt der erste Zyklus dar, der je nach Wunsch der Eltern zwei oder drei Jahre dauert, je nachdem ob das Kind die nicht-obligatorische Früherziehung besucht oder nicht.
Die Bewertung nach Kompetenzsockeln wird ab dem jetzt beginnenden Schuljahr in allen Zyklen der Grundschule eingeführt. Allerdings werden die traditionellen Zeugnisse vorerst nur auf den Zyklen 1 und 2 durch sogenannte Zwischenbilanzen ersetzt. Der Vorteil dieser Zwischenbilanzen gegenüber den herkömmlichen Zeugnissen ist der, dass sie über die Fortschritte der Schüler Auskunft geben (s. Grafik unten). Erst im kommenden Schuljahr wird diese Neuerung auf den Zyklus 3, und im darauffolgenden Jahr auf den Zyklus 4 ausgeweitet.

90.000 Schüler

Etwa 90.000 Kinder und Jugendliche werden dieses Jahr in Luxemburg zur Schule gehen, davon 47.000 zur Grundschule, wovon es insgesamt 152 im Land gibt. In 150 von ihnen wurde bereits ein Präsident des Schulkomitees gewählt (s. Glossar). In den anderen zwei gibt es einen Lehrerverantwortlichen.
Ein Element der Reform war die Einstellung der Lehrer durch den Staat anstatt wie bisher durch die Gemeinden. 3.500 Lehrer wechselten so ihren Arbeitgeber und wurden als Staatsbeamte vereidigt. 192 neue Lehrer wurden eingestellt. Daneben gibt es außerdem etwa 750 Lehrbeauftragte, davon 400 mit einem unbegrenzten Arbeitsvertrag, die restlichen 350 mit einem zeitlich begrenzten Vertrag von einem Jahr. Da das neue Schulgesetz ebenfalls die Wahl von Elternvertretern vorsieht, appellierte die Ministerin gestern Morgen an die Eltern, sich hierfür zu bewerben.

Sekundarunterricht

Im postprimären Unterricht werden 13 Pilotschulen die Kompetenzmethode vom ersten bis zum dritten Schuljahr anwenden; die restlichen Sekundarschulen beginnen nur in den ersten zwei Jahren. In Zukunft soll es den Schülern einfacher sein, vom technischen in den klassischen Sekundarunterricht zu wechseln. Die Ministerin kam gestern ebenfalls auf die Reform der Studieninhalte zu sprechen. Es soll dabei mehr Wert auf Allgemeinbildung gelegt werden. Es soll vermieden werden, dass luxemburgische Schüler von ausländischen Universitäten mit der Begründung abgelehnt werden, es mangele ihnen an Allgemeinwissen, wie dies schon einmal an einer Schweizer Universität der Fall war.

Multilinguismus

Was die Sprachen in unserem Schulsystem angehe, so will die Regierung an der Dreisprachigkeit festhalten. Allerdings soll nicht mehr die gleiche Kompetenz in allen Sprachen gefordert werden. Es genüge vollends, wenn ein Schüler in einer Sprache das Niveau der Muttersprache erreiche, in den anderen beiden Sprachen reiche ein Kommunikationsniveau aus.
Als weitere Baustelle bezeichnete die Ministerin die dringend nötige Reform des „stage pédagogique“, der nicht mehr an die hohe Zahl von „stagiaires“ angepasst sei, die jedes Jahr hinzu kommen. Für das kommende Jahr werden 240 neue „stagiaires“ eingestellt. Claude Molinaro
(Erschienen  am 15.09.2009)