/ Schmutzfinken geht’s an den Kragen
Eine europaweite Studie aus dem Jahr 2003 hat ergeben, dass in den Städten Zigarettenstummel mit 58,3 Prozent die am meisten „gelitterten“ Gegenstände sind.
Es folgen Kunststoffe, Papier und Karton, Glas, Verpackungen und Metall. Für die meisten Gemeinden wird dieses „Phänomen“ allmählich zu einem Problem, das tiefe Löcher in das Gemeindebudget reißt.
Für Gesamt-Luxemburg gibt es keine Statistiken. In Düdelingen ist man sich seit einiger Zeit dieses Problems bewusst und hat den Stier an den Hörnern gepackt. Die Ingenieurgemeinschaft Luxemburg (IGLux) aus Rümelingen wurde mit einer Bestandsaufnahme befasst und analysierte während zehn Monaten die „wilden Deponien“ an 40 Standorten auf einer Gesamtfläche von 5,01 Hektar, erfasste die Mülleimer und stellte dabei fest, dass rund 50 Prozent des Drecks in jenen landeten und 50 Prozent gleich daneben.
Mit Abfallgepflasterte Wege
Fragt nicht nur in Düdelingen ein Ortsunkundiger nach dem Weg zu einem der Lyzeen, so braucht er eigentlich nur den Abfällen (leere Getränkedosen, Pappkartons, Pommes- und Spaghetti-Reste) zu folgen, die sich auf dem Bürgersteig oder auf den Straßen häufen. Doch „Littering“ betrifft nicht nur Jugendliche, auch erwachsene Schmutzfinken figurieren als schlechtes „Vorbild“.
In Düdelingen will man das Problem konkret angehen, didaktisch, erzieherisch und prophylaktisch als Fortsetzung eines Abfallvermeidungs-Konzeptes, das man seit Jahren in die Tat umzusetzen versucht, wie Schöffe René Manderscheid während einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag erklärte.
Die kommunale Hygienekommission, die Umweltkommission, der Geschäftsverband, der Interessenverein und das Jugendhaus stecken seit längerem die Köpfe zusammen, um die Reinhaltung der Stadt zu gewähren. Dazu gehören beispielsweise das Aufstellen von Tüten-Automaten für Hundekot, die Einrichtung von Hundetoiletten und das regelmäßige, tägliche Säubern der WCs für Zweibeiner.
Mit diesem Pilotprojekt, das vom Umweltministerium bezuschusst wird, will die Düdelinger Stadtverwaltung vor allem aufklärerisch wirken. Ein Flyer zum Thema wird demnächst an alle Haushalte verteilt und am Montag, dem 6. Oktober, findet im Rathaus ein öffentliches Briefing für die Bevölkerung statt.
Auch im schulischen Bereich war man bereits aktiv und unter der Leitung von Jessica David wurde das Thema im LTNB bereits mit Schülern diskutiert.
Repression nichtausgeschlossen
In anderen Ländern gilt „Littering“ als Straftat und wird entsprechend mit hohen Geldbußen und sogar teilweise mit Haft (Schweiz, von Singapur nicht zu sprechen) geahndet.
Diese Möglichkeiten haben in Luxemburg keine praktische legale Basis und können bisher nur über komplizierte Wege in die Wege geleitet werden (Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft etc.).
Bestehende Gemeindereglemente gegen „Litterer“, so Bürgermeister Alex Bodry, seien möglicherweise nur durch das sich in Ausarbeitung befindliche Gesetz über die Vollmachten der „agents municipaux“ („Pecherten“) zu regeln, die bei Verstößen mit regelrechten Protokollen gegen Umweltverschandler vorgehen könnten.
Die Notwendigkeit dieses Kampfes wurde dieser Tage bereits nach der Eröffnung des LTNB im „Frankelach“ deutlich. Die Einwohner aus „Italien“ können davon ein garstig Lied singen.
FH
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