Schlicht, ergreifend und nachdenklich

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In Esch wurde am gestrigen Vormittag der Nationale Gedenktag in Erinnerung an all jene Männer und Frauen begangen, die der Unterdrückung durch die Nationalsozialisten in den Jahren 1940-1945 die Stirn boten und unter Einsatz ihres Lebens für die Unabhängigkeit unseres Landes kämpften.

ESCH/ALZETTE Die Erinnerungsfeier begann mit einem Gottesdienst in der Grenzer Kirche. Gegen 11.00 Uhr versammelten sich bei guter Witterung die Vertreter der Resistenzgruppierungen, der Zwangsrekrutierten, der Escher Vereine des „Syndicat dinitiative“ sowie zahlreiche Sympathisanten auf dem Resistenzplatz.
Die Escher Gemeinde wurde durch Bürgermeisterin Lydia Mutsch, Schöffen und Gemeinderäte vertreten.
Am Denkmal selbst hatten die Ehrengarden der Polizei, der Feuerwehr sowie Fahnenträger der verschiedenen Vereinigungen Stellung bezogen und boten ein imposantes Bild. Wie bei allen offiziellen Anlässen war die musikalische Umrahmung bestens garantiert durch die Escher „Harmonie municipale“. Blumenniederlegungen erfolgten durch die Delegationen der Stadt Esch des „Syndicat dinitative“ der „Anciens militaires du Bassin minier“ sowie der „Communauté israélienne Esch“. Die „Sonnerie aux morts“ sowie „Ons Heemecht“ untermalten die besinnlichen Gedenkminuten. „Wir sind hier versammelt, um in vollem Respekt jener zu gedenken, die in den schweren Jahren der Nazi-Okkupation gelitten haben oder ihr Leben ließen für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Landes“, so einleitend die Escher Bürgermeisterin Lydia Mutsch in ihrer Gedenkrede.
„Jedes Jahr wird darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, dass die Generationen, die diese schwierige Zeit nicht selbst erlebten, hierüber aufgeklärt werden. Dies geschehe einmal, zweimal oder auch dreimal bei den verschiedenen Erinnerungsfeiern. Geglaubt wird, offiziell sei damit die Pflicht getan.

1.154 „Escher Jongen“

Die Frage ist. Können wir eigentlich mehr tun? Und falls ja, was können wir tun? Im letzten Jahr hatte ich an dieser Stelle den Vorschlag eingebracht, einen, ’Parcours de la mémoire’ zu kreieren. Dieser Vorschlag ist in der Realisation.“ Angefangen mit dem „Bunker Eisekaul“, wo 25 Refraktäre von April bis August 1944 Unterschlupf fanden und von Resistenzlern aus Esch gerettet wurden.
Dann das Denkmal der „Passeurs“ (UPAFIL), das sich im Lavalspark befindet. Es ist eine Erinnerung an all jene mutigen Männer, die sich in steter Lebensgefahr befanden, weil sie über die hermetisch abgeschlossene Grenze Hunderte und Aberhunderte Luxemburger nach Frankreich schleusten und für ihre Arbeit einen hohen Blutzoll zahlten. Des Weiteren das Denkmal der „Jeunesses sacrifés“.
Es ist 1.154 Eschern Jungen der Jahrgänge 1920-1927 gewidmet. 864 wurden eingezogen, 144 fielen, andere wurden erschossen oder kamen durch andere Umstände ums Leben, 91 wurden vermisst, 220 erhielten den Ehrentitel „Mort pour la patrie“. Weiter geht es auf dem Lallinger Friedhof, wo das „Russendenkmal“ an den Tod von 52 sowjetischen Bürgern, die in Esch Zwangsarbeit verrichteten, erinnert. Dann das Denkmal an den „Maquisard“ Diederich im Viertel Lallingen, der in Frankreich kämpfte und maßgeblich an der Befreiung von 144 Häftlingen aus einem Gefängnis in der Auvergne beteiligt war.
Ferner gibt es die Erinnerungsstätte auf der „place de la Synagoge“, wo der vielen jüdischen Mitbürger, die von den Nazis ermordet oder verschleppt wurden, gedacht wird.
In der Grenzer Kirche erinnert eine Kapelle daran, dass dort im Jahre 1940 die Resistenzgruppe AVL entstand. All dies sind Argumente zur Schaffung eines „Parcours de la Mémoire“.
Als Abschluss dieser Zeremonie fand im Ariston ein offizieller Empfang statt.Jean Molitor