Schlechte Karten für die Hauptbeschuldigte

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Gestern schilderte der Kommissar der Kripo seine Erkenntnisse im Rahmen der Untersuchungen bezüglich der beiden beschuldigten Frauen Sandra und Tina, wobei sich die Wolken am Himmel für Letztere immer mehr verdichteten.

Romain Durlet

Die lückenhaften Aussagen der Angeklagten in der Voruntersuchung erscheinen nicht zufriedenstellend; und das Fazit, das bereits vor drei Tagen vom Präsidenten gezogen wurde, scheint sich zu bewahrheiten: Hier ging es um den schnöden Mammon.
Über den Mord an dem Postbeamten Marco, dem Mann von Tina, weiß die Beschuldigte keine konkreten Angaben zu machen, obwohl sie dabei war. Sie verhielt sich stets schweigend und plädierte auf Generalamnesie. Es habe sich um einen tragischen Unfall gehandelt, erklärte sie den U-Beamten.
Unfall? Fest steht, dass sie über Telefon – die Abhörungen belegen dies – ihre Liebhaber manipulierte und die Vorbereitungen zum Mord anregte.
José schlug auf den Mann von Tina ein, bis dieser an seinen schwerwiegenden Verletzungen verstarb.
Die beiden legten die Leiche in Marcos Wagen und fuhren sie zur Syr, wo sie das Auto auf dem Feldweg abstellten und die Leiche rücklings ins Wasser warfen. Dann holte sie Sandra mit der kleinen Tochter des Opfers ab, die sie vorher außer Haus gebracht hatten. Sandra lachte, als sie Tina und José schmutzig und verschmiert vor sich sah. Ein schlechter Witz…
Sie brachte das Duo zum Wagen von José. Der mutmaßliche Mörder fuhr dann gleich nach Hause.
Sandra und Tina kehrten mit der Kleinen in die Wohnung zurück, wo sie das blutbeschmierte Sofa durch das Fenster nach unten brachten und ein anderes vom überliegenden Stockwerk hinstellten. Sandra soll dann allein den Boden gewaschen haben, während Tina nur zusah.

Aus purer Habgier

Nun ist ja gewusst, dass sie José 43.000 Euro für die Tat zu zahlen versprochen hatte. Schon zwei Tage vor dem Verbrechen hatte sie 3.500 Euro von der Bank abgehoben, und nach dem Mord, von dem noch niemand wusste, noch einmal 2.800 Euro von einem Postscheckkonto, wobei die Unterschrift wahrscheinlich gefälscht war, weil allein ihr Mann Geld abheben durfte. Vor allem kümmerte sie sich gleich nach dem Tod des Ehegatten um die Geldangelegenheiten.
So befasste sie sich mit der Erbschaft, der Hinterlassenschaft, der Rente usw. Sie sei sehr energisch vorgegangen. Es sei pure Habgier gewesen, so der Kommissar.
Das Opfer habe nach den beiden Mordversuchen, welche fehlgeschlagen waren, Angst gehabt und habe einer Bekannten, von Beruf Polizistin, sein Herz ausgeschüttet. Nachts habe er sich beispielsweise aufs Sofa zum Schlafen gelegt und die Tür verriegelt, weil er einen neuen Anschlag befürchtete. Deshalb hatte er denn auch die Scheidung eingereicht. Die genaue Handlungsweise von Tina in jener Nacht wird man kaum vor Gericht aus ihrem Mund erfahren, aber sicherlich aus dem des eigentlichen Täters, José, der voll und ganz geständig in der Voruntersuchung war.

Sandras Rolle

Was die Teilnahme von Sandra am Geschehen betrifft, so bleibt hier einiges im Unklaren.
Fest steht, dass sie, nachdem die beiden Mordversuche fehlgeschlagen waren, wohl hiervon erfuhr und dass sie anscheinend vom letzten Verbrechen im Voraus in Kenntnis war. Ihre eigentliche Rolle muss das Gericht wohl klären.
Fortsetzung der Verhandlung am nächsten Montag.