25 Jahre Schengener AbkommenRobert Goebbels: „Corona ist nicht das Ende der Freizügigkeit“

25 Jahre Schengener Abkommen / Robert Goebbels: „Corona ist nicht das Ende der Freizügigkeit“
Das Abkommen von Schengen, das er 1985 für Luxemburg unterschrieben hat und mit dem das grenzenlose Europa vor 25 Jahren Wirklichkeit wurde, sei nicht am Ende, so der frühere Staatssekretär, Minister und Europaabgeordnete Robert Goebbels Foto: Editpress

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Als Staatssekretär hat Robert Goebbels das Abkommen von Schengen 1985 für Luxemburg unterschrieben. Aus der Idee von einigen wurde eine der größten Errungenschaften der Europäischen Union. Dass die offenen Grenzen, die es nunmehr seit 1995 – also seit 25 Jahren – offiziell gibt, definitiv wieder abgeschafft würden, glaubt der LSAP-Politiker nicht. Nach Corona käme es zu einer „Renaissance der Reisefreudigkeit“, so Goebbels.

Robert Goebbels, Jahrgang 1944, gehört zu den wenigen, nach denen bereits zu Lebzeiten eine Straße benannt wurde. 1985 hat der LSAP-Politiker als Staatssekretär für Außenbeziehungen und Wirtschaft das Abkommen von Schengen unterschrieben.

„Das war damals nicht wirklich etwas Weltbewegendes. Das Interesse, auch in Luxemburg, war eher klein“, sagt er jedem, der es hören möchte; sogar in einem Film, der im Europazentrum in Schengen zu sehen ist. Einen gewissen Stolz, bei diesem historischen Ereignis dabei gewesen zu sein, kann er trotzdem nicht verstecken, heute, wo er weiß, was daraus entstanden ist.

Schengen nicht am Ende

Denn historisch war das Ereignis ohne Zweifel. Vor allem auch weil die Idee einiger weniger sich sehr schnell bei vielen durchgesetzt hat. Natürlich gefällt Robert Goebbels nicht, was jetzt in Corona-Zeiten geschieht. Er scheint es nicht überbewerten zu wollen, aber es lässt ihn auch nicht kalt. Einen Sinn kann er in dieser Vorgehensweise, besonders bei der unserer deutschen Nachbarn, allerdings nicht erkennen.

Er verweist darauf, dass das oder die Abkommen von Schengen sowieso vorgesehen hätte(n), die Grenzen in außergewöhnlichen Situation schließen zu können. Bei großen Sportereignissen zum Beispiel, um vollumfänglicher kontrollieren zu können. Oder bei großer Gefahr, wie jetzt bei Corona. Dass aber auch geschlossene Grenzen nicht schützen vor einem Virus, zeige nicht zuletzt die Lage in Großbritannien, so Goebbels. „Das Land ist nie Mitglied des Schengen-Raums gewesen, hat also immer Grenzkontrollen gehabt, und muss sich dennoch jetzt stark mit dem Virus auseinandersetzen.“

Kein Weg zurück

Das Prinzip der offenen Grenzen sieht Robert Goebbels durch die aktuelle Krise nicht wirklich infrage gestellt. Dass Deutschland oder Frankreich ihre Grenzen nur teilweise schließen, den Warentransport und Grenzgänger also durchlassen, zeige, dass man Grenzen in unseren Breitengraden heutzutage nicht mehr komplett schließen könne. „Der freie Personen- und Warenverkehr ist zu einer Normalität geworden, die man kaum mehr rückgängig machen kann, außer wenn man sich wieder total abschotten möchten. Ich denke aber nicht, dass wir das wollen, besonders dann nicht, wenn wir die Konsequenzen bedenken.“

Das grenzenlose Europa bleibe also attraktiv, so der frühere Minister und Europaabgeordnete Robert Goebbels. Im Gespräch mit dem Tageblatt hegt er keinen Zweifel daran, dass nach der Corona-Krise die Reisefreudigkeit im grenzenlosen Schengen-Raum eine wahre Renaissance erfahren wird. 

Er wäre heute übrigens auch gerne bei der 25-Jahr-Feier im Europazentrum mit dabei gewesen. In Schengen. In der „rue Robert Goebbels“ direkt an der Mosel.


Das sind unsere Geschichten zu 25 Jahren Schengener Abkommen

25 Jahre sind es auf den Tag genau her, dass im Schengen-Raum die Grenzen offiziell gefallen sind. Im Europazentrum der kleinen Ortschaft im Dreiländereck hätte am Donnerstagabend gefeiert werden sollen. Martina Kneip, die Leiterin des Zentrums, wollte von den vielen Menschen erzählen, die aus Interesse am Vertrag von Schengen von nah und fern an die Mosel kommen. Unter den Gästen wäre heute Robert Goebbels gewesen. Als Staatssekretär hat er das Abkommen 1985 unterschrieben. Auch Michel Gloden war eingeladen. Der Bürgermeister der Gemeinde Schengen wollte von der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit seinen Kollegen aus Perl und Apach reden. Und den früheren Bürgermeister Roger Weber hätte man sehen können. Ihm ist es zu verdanken, dass der „Geist von Schengen“ im kleinen Moselstädtchen allgegenwärtig ist. Doch aus all dem wird am Donnerstag nichts. Die Feier ist abgesagt. Die Grenze zu Deutschland quasi geschlossen. Ein Trauerspiel. Doch eigentlich auch ein „gutes“ Beispiel, das verdeutlicht, wie absurd geschlossene Grenzen heutzutage sind. Besonders heute. Am 26. März 2020. Dem 25. Jahrestag des grenzenlosen Schengen-Raums.

Le méchant z.Z London
27. März 2020 - 14.00

Corona ist nicht das Ende der Freizügigkeit; Ok aber immerhin ist die Freizügigkeit durch Corona jetzt mal am Ende in der EU......oder?

de bouferpapp
26. März 2020 - 16.17

Falls es zu einer Renaissance der bisher bekannten Reisefreudigkeit kommt, haben wir nicht sehr viel hinzugelernt. Diese Krise, diese todbringende Pandemie, zeigt uns definitiv unsere Grenzen - im Verhalten- auf. Es dürfte eine Binsenwahrheit sein, dass das Virus und die Viren überhaupt, keine Grenzen kennen. Aber nicht die Viren wandern und verbreiten sich selbständig, sondern die Menschen transportieren es von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent über die ganze Erde. Es wird vermutlich so weitergehen wie vorher. Die Wirtschaft wird sich früh oder spät erholen, der Wachstum wird wieder im mittelpunkt stehen bis zur nächsten Pandemie. Der Mensch tut sich schwer Grenzen anzuerkennen.