/ Reuland: "Paramilitärische Organisation"
Nach dem Prozess-Marathon am Mittwoch, bei dem die Aussagen mehrerer Offiziere gegenübergestellt wurden, schließt die Bommeleeër-Woche am Donnerstag mit den Aussagen von Armand Kaudé, Pierre Reuland, Guy Stebens, Georges Zenners und Alain Thill.
Wer wusste von der Beschattung des Verdächtigen Ben Geiben und wer war bei deren Organisation dabei? Damit beschäftigt sich das Gericht zur Bommeleeër-Affäre am Donnerstag zu Beginn seiner letzten Sitzung in diesem Jahr.
War der damalige BMG-Chef und spätere Polizeigeneraldirektor Pierre Reuland dabei, wie ein Zeuge es vor Gericht behauptet hatte? Reuland hatte bereits in der Vergangenheit gesagt, er habe an besagtem Tag an einem Weiterbildungslehrgang im Ausland teilgenommen. Pierre Reuland wiederholt dies am Donnerstag. Es gebe etliche Dokumente, die dies belegen, sagt er. Hätte er das Briefing zur Observation gehalten, wäre einiges klarer geworden, als es heute ist. Es wären zum Beispiel Fotos gezeigt worden. Auch hätte er Berichte verlangt.
Auch Guy Stebens, damals Chef des Oberservierungsgruppe GOR, geht davon aus, dass Reulands Stellvertreter bei der BMG, Jos Steil, das Briefing leitete.
Bei der Konfrontation der Zeugen vor Gericht kommt es zu widersprüchlichen Aussagen. Der Polizist Georges Zenners, der gleichzeitig mit Pierre Reuland und dem SREL-Agenten Armand Kaudé als Zeuge vor den Richtern steht, behauptet, er habe Pierre Reuland telefonisch informiert, dass die Beschattung auf Geiben abgebrochen worden sei. Reuland will nichts von diesem Telefonat wissen. Die Beschattungsaktion war unterbrochen worden, da Geiben am fraglichen Wochenende nicht nach Luxemburg kommen würde. Nachdem die Observation abgebrochen worden war, ging beim Justizpalast eine Bombe hoch.
SREL-Agent Kaudé behauptet, dass er nach der Explosion von Reuland angerufen worden sei. Reuland verneint. „Wenn ich in der Geiben-Beschattung eine Rolle gespielt hätte, würde ich das wissen“, sagt er. „Wenn Sie die Wahrheit sagen, lügen die anderen“, entgegnet Richterin Sylvie Conter und erinnert daran, dass auf Falschaussage fünf bis zehn Jahre Gefängnis stehen. Kaudé habe dasselbe bereits 2004 ausgesagt, so die Richterin.
Zweifel an den Aussagen von Reuland hat auch Verteidiger Gaston Vogel: „Herr Reuland riskiert hier viel, nur um hier den Anschein zu erwecken, dass er nichts mit seinem Mentor Geiben zu tun hatte.“
Reuland beteuert, dass für ihn die Spur Ben Geiben keine war. An die habe er niemals geglaubt. „Es war auch niemand aus der Brigade Mobile“, sagt er. Die Spur gehe in eine andere Richtung. Er spricht von einer „paramilitärischen Organisation“. Er erwähnt Zusammenhänge mit der Nato-Geheimarmee Gladio (in Luxemburg Stay-Behind). Es sei noch nicht zu spät in diese Richtung zu gehen, sagt Reuland.
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