/ "Reform findet so schnell kein Ende"

Die rein intramuralen Strukturen wurden geöffnet, die Psychiatrie wurde entstigmatisiert, es gründeten sich Vereinigungen wie z.B. „Liewen dobaussen“, ambulante Behandlungsmethoden machten Schule. Es bleibe aber trotzdem noch vieles zu tun, so der Gesundheitsminister am Donnerstag.
In den 1980er und 1990er Jahren wurden gleich mehrere Studien über die Psychiatrie in Luxemburg gemacht, so z.B. Rössler 1 und 2 sowie der sogenannte Häfner-Bericht (1993). Doch getan hat sich bis zum Jahr 2000 nicht viel, um nicht zu sagen gar nichts. Anfang dieses Jahrtausends haben die einzelnen Akteure aber nun den Weg in die richtige Richtung gefunden. Eine wichtige Etappe war z.B. die Regionalisierung der Akutpsychiatrie. Auch das „Centre hospitalier neuro-psychiatrique“ hat eine neue Rolle bekommen, die Dienste wurden diversifiziert, dezentralisiert und auch hier wurde eine ambulante Behandlungsstruktur eingerichtet. Ein ebenso wichtiger Schritt sei aber auch die Gründung der Plattform „Psychiatrie“ gewesen, wo sich regelmäßig alle Akteure aus dem Bereich „santé mentale“ treffen.
Noch nicht alles im rechten Lot
Dank dieser Plattform sei in den letzten Jahren vieles in puncto Verbesserung der psychiatrischen Behandlung in Luxemburg passiert. Dass aber längst noch nicht alles im rechten Lot ist, zeigt die am Donnerstag von Véronique Louazel vorgestellte Studie des CRP Santé.
Zuerst einige Zahlen aus dem Jahr 2009: Es wurden 171.079 Krankenhaustage basierend auf dem Code F („Troubles mentaux et du comportement“) gezählt, was 25 Prozent aller Krankenhausaufenthalte ausmacht. 31 Prozent sind auf Alkoholprobleme, 21 Prozent auf Depressionen und 10 Prozent auf Drogenkonsum zurückzuführen.
Mit 0,9 psychiatrischen Betten auf 1.000 Einwohner liegt Luxemburg im Bereich des OMS-Wertes. Leicht über dem Durchschnittswert der OECD-Länder liegt die Zahl der hier tätigen Psychiater (18,2 auf 100.000 Einwohner).
Véronique Louazel gab zu verstehen, dass laut ihren Untersuchungen vor allem in Sachen Orientierung der Patienten Verbesserungen angestrebt werden müssen. Dazu kommt, dass die einzelnen Akteure, die allesamt ein gute Arbeit machen, besser zusammenarbeiten müssten. Es müsse auch zunehmend Sorge getragen werden, dass Mitbürger mit psychischen Leiden gleich im Anfangsstadium ihrer Erkrankung von Fachleuten gesehen, beraten und therapiert werden können. „Es darf nicht sein, dass der Betroffene zwei, drei oder vier Monate auf einen Termin bei einem Psychiater warten muss. In der Zeit kann aus einem leichten ein schweres Leiden geworden sein, das dann eine längere Therapie erfordert“, so Louazel.
Bessere Koordinierung
Es bedarf zudem an weiteren offenen Einrichtungen, an „begleiteten Wohnmöglichkeiten“, an einer effizienteren medizinisch-sozialen Koordinierung, an einer intensiveren Nachsorge, an ambulanten Behandlungsstrukturen, an Unterstützung für die betroffenen Familien usw.
In puncto „begleitetes Wohnen“ gab Mars di Bartolomeo am Donnerstag zu verstehen, dass weitere solcher Wohnungen in fast allen Ecken des Landes geplant sind. Erst vor wenigen Tagen habe man von der Gemeinde Wiltz grünes Licht für eine solche Struktur in der Ardennenstadt erhalten.
„Wir haben viele sehr gute Akteure auf dem Terrain, jetzt ist es Zeit, dafür Sorge zu tragen, dass die einzelnen Zahnräder besser ineinandergreifen. Die Reform der Psychiatrie findet so schnell kein Ende“, so Di Bartolomeo abschließend.
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