Radioaktiv verstrahlter Stahl in Luxemburg aufgetaucht

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Der mit Kobalt 60 radioaktiv verstrahlte Edelstahl aus Indien ist auch nach Luxemburg geliefert worden. Behörden haben belastetes Material bei ArcelorMittal in Differdingen sichergestellt. Keine Gefahr für die Bevölkerung.

Im Dezember seien bei einem Zugwaggon im ArcelorMittal-Werk in Differdingen erhöhte Werte festgestellt worden, bestätigte Patrick Majerus von der Divison de la Radioprotection vom Gesundheitsministerium am Dienstag gegenüber tageblatt.lu.

INFO
Kobalt wird  zur Erhöhung der Verschleissfestigkeit von legierten Stählen sowie Superlegierungen verwendet. Das radioaktive Isotop Kobalt 60 dient als Gamma-Strahler, unter anderem für Krebstherapie („Kobaltkanone“), Konservierung, Sterilisation, und andere Strahlprüfungen. Der zulässige Grenzwert lieg bei 10 Becuerel.

Die Strahlung habe aber „weit unterhalb von zulässigen Grenzwerten“ gelegen (1 – 2 Becquerel pro Gramm). Einige sogenannte Hotspots mit erhöhten Werten  (120 Becquerel) wurden gleich vor Ort beseitigt und sichergestellt. Weder die Mitarbeiter, die in Kontakt mit dem Stahlprodukten kamen, noch die Bevölkerung oder die Umwelt seien gefährdet, heisst es.
ArcelorMittal-Sprecher Arne Langner hat den Vorfall am Dienstagnachmittag bestätigt. Der Waggon auf dem Gelände in Differdingen steht unter Quarantäne, so Langner.
Firmen aus Nordrhein-Westfalen hatten den radioaktiven Schrott im Dezember an ArcelorMittal in Luxemburg geliefert.
Spezialmessgeräte im Stahlwerk hatten sofort Alarm geschlagen.

Luxemburg ist Vorreiter

Luxemburg hatte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Sensoren gegen radioaktive Materialien eingeführt. Ob in Stahlwerken, Recyclinganlagen oder Mülldeponien, die Messgeräte kommen inzwischen überall zum Einsatz.
Luxemburg ist  beim Thema präventiver Strahlenschutz damit Vorreiter in der EU.

Probleme mit der Entsorgung

Der Waggon steht nun seit Dezember in einem gesichterten Berich bei ArcelorMittal und wartet auf seine Rücktransport nach Deutschland. Nur hier fängt jetzt das Problem an.
Laut deutscher Gesetzgebung kommt der verantwortliche Metall-Händler für den Rücktransport und die anschliessende Entsorgung auf. Alleine die Kosten für diesen Waggon belaufen sich auf  rund 5, 5 Millionen Euro. Eine Summe, die sich kein mittelständisches Unternehmen leisten kann.
Eine Entscheidung über den Rücktransport des radioaktiven Materials ist bis heute noch nicht gefallen.
Die Gespräche liefen, es würde nach einer grenzübergreifendenden Lösung gesucht, heisst es.
Alleine in Deutschland wurden in den vergangenen Monaten mehr als 150 Tonnen radioaktiv verunreinigtes Import-Edelstahl aus Indien sichergestellt.
Die betroffenen Länder versuchen über die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UN/ECE) eine Lösung zu finden.

Zuletzt kam die Divison de la Radioprotection in Luxemburg im Herbst 2008 zum Einsatz. Schrottreife Aufzüge aus Frankreich hatten Alarm ausgelöst. Die metallenen Aufzugsknöpfe waren radioaktiv verstrahlt. Knopf für Knopf mussten ausgebaut und an Frankreich zurückgeschickt werden. Dabei handelte es sich damals von der Masse her aber nicht um einen ganzen Waggon.