/ Probleme sind (noch) überschaubar
Gewiss, angesichts der 44 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, die jährlich in Luxemburg konsumiert werden, sind die privaten Brunnen marginal. Trotzdem sind sie für die Wasserwirtschaft nicht unbedeutend. Von ihnen kann auch eine unmittelbare Gefahr für die unterirdischen Trinkwasserereserven ausgehend.
Doch um derlei Probleme ging es in einer rezenten parlamentarischen Anfrage nur unterschwellig. Claude Haagen (LSAP) wolle vom Innenminister Details über die aktuelle Situation der Wasserversorgung haben.
Aus der Antwort von Innenminister Jean-Marie Halsdorf geht u.a. hervor, dass Luxemburgs Abhängigkeit vom Stausee in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Deckte dieser seit der Inbetriebnahme in den 1950er Jahren lange Zeit ziemlich konstant rund ein Drittel des Bedarfs, so liegt dieser Anteil heute bei über 40 Prozent. 19 Mio. Kubikmeter stammen aus dem Stausee, 25 Mio. Kubikmeter aus den 270 Quellen und 40 Tiefenbohrungen.
Über 300 Quellen und Tiefenbohrungen
Hinzu kommen nochmals vier Millionen Kubikmeter Wasser, das von Industriebetrieben über 20 Quellen und 20 Tiefenbohrungen gewonnen wird.
In seiner Antwort bemerkt Halsdorf auch, dass das Wasserwirtschaftsamt nicht in der Lage ist, in Realzeit den Betrieb der 122 lokalen Trinkwasserversorgungsnetze zu überwachen.
Die luxemburgische Trinkwasserversorgung sei langfristig gesichert, betont Jean-Marie Halsdorf. Insbesondere der Stausee biete ausreichend Reservekapazitäten, um auch den Bedarf von 560.000-605.000 Einwohnern im Jahr 2024 sicherzustellen. Derzeit steigt der Konsum jährlich um 1,4 Prozent, praktisch parallel zur Entwicklung der Bevölkerung.
Ohne konkret auf die für 2024 geplante Leerung des Stausees zu planmäßigen Wartungsarbeiten einzugehen, erklärt der Minister auch, dass im Wasserwirtschaftsamt derzeit an einer Reihe von Projekten gearbeitetet wird, die Wasserversorgung auf breitere Beine zu stellen. Bei der Leerung des Stausees wird sich für die Dauer von mehreren Monaten ein ernstes Versorgungsproblem auftun.
Zeitweiser Ersatz für den Stausee
Zwar verfügt das Sebes („Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“) seit der letzten Leerung des Stausees 1991 über die sogenannte Ersatzlösung (drei Tiefbrunnen in Everlingen, Itzig und Steinfort), doch deren Ertrag von 40.000 Kubikmetern/Tag reicht nicht aus, um den Ausfall des Stausees (rund 60.000 Kubikmeter/Tag) zu kompensieren.
Analysiert werden derzeit der Bau einer zweiten, kleineren Staumauer, die Möglichkeit zusätzlicher Tiefenbohrungen, die Gewinnung von Trinkwasser aus den früheren Minettegruben und der Rückgriff auf Uferfiltrat aus der Mosel.
Unabhängig von diesem zeitlich begrenzten quantitativen Problem bleibt das der Qualität des Trinkwassers. „La majorité des eaux captées souterraines (…) se caractérisent par une dégradation de la qualité microbiologique et/ou chimique due à la présence de nutriments et/ou de substances dangereuses …“ heißt es in der Antwort des Ministeriums.
Der Staat und die Gemeinden müssten endlich den Präventionsgedanken ernst nehmen und Quellenschutzgebiete ausweisen, unterstreicht Innenminister Halsdorf. Dringendes Handeln sei notwendig. Immerhin dauert es zehn bis 15 Jahre, bevor sich Maßnahmen beim Quellenschutz in der Qualität des Trinkwassers bemerkbar machen. Und die Ausfällung von einzelnen Substanzen ist extrem kostenaufwendig. In der Gemeinde Ettelbrück musste jetzt eine Anlage installiert werden, um ein bestimmtes Pestizid zu binden.
Was schlagartig zu einer Verteuerung des Kubikmeterpreises um 0,45 Euro führt.