Privater fällt Bäume für Staat

Privater fällt Bäume für Staat
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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Zwei rumänische und zwei lettische Arbeiter haben bei Useldingen Baumfällarbeiten entlang einer Straße durchgeführt. Angestellt sind die Männer bei einer im nahen deutschen Grenzgebiet ansässigen Firma. Auftraggeber der Arbeiten war die Forstverwaltung.

Bei besagter Firma nachgefragt, wurde dem Tageblatt bestätigt, dass diese Arbeiten im Auftrag der Forstverwaltung in Luxemburg durchgeführt wurden. Die Arbeiter aus Osteuropa würden einen Stundenlohn von 11,20 Euro brutto beziehen. Sie seien im Besitz eines Motorsägen-Scheins, hätten damit eine Waldarbeiterausbildung. Solche Arbeiter würden immer saisonbedingt eingestellt und blieben dann für zwei bis drei Monate. Ein ganz normaler Vorgang, so die Kontaktperson bei der deutschen Firma.

Auch Frank Wolter, Direktor der „Administration de la nature et des forêts“, bestätigte uns nach Rücksprache mit dem Verantwortlichen seiner Verwaltung im in Frage kommenden „Arrondissement Centre-Ouest“, dass diese Arbeiten an die deutsche Firma übertragen wurden. Frank Wolter sagte uns auch, dass er dem Sachverhalt, der für ihn neu war, auf den Grund gehen wolle. Wolter wolle unter keinen Umständen Sozialdumping mit seiner Verwaltung betreiben.

Gewerkschaft spricht von Sozialdumping

Unseren Quellen zufolge hätten die Arbeiter nicht den Eindruck erweckt, besonders geübt in diesen Arbeiten zu sein. Eine Aussage, die von der Firma aus Deutschland bestritten wird, eben wegen der vorhandenen Waldarbeiterausbildung. Auch den Vorwurf des Lohn- oder Sozialdumpings wollte man hier nicht gelten lassen.
Auch wenn solche Vorgänge in der Privatwirtschaft (leider) üblich sein mögen – im Auftrag einer staatlichen Verwaltung Personen unter diesen Umständen arbeiten zu lassen, das wirft schon Fragen auf.

Christian Sikorski, Zentralsekretär bei der Gewerkschaft OGBL und zuständig für den öffentlichen Dienst, weist auf den Kollektivvertrag für Staatsarbeiter hin, in dem festgeschrieben steht, dass staatliche Arbeiten nur in den allergrößten Ausnahmesituationen an Privatunternehmen weitergegeben werden dürften. Im Kollektivvertrag seien auch die Sicherheitsmaßnahmen festgehalten. Und Sikorski stellt sich die Fragen, wie denn die Arbeitszeiten der Männer seien, unter welchen Bedingungen sie arbeiten müssten, ob sie die passende Schutzkleidung tragen würden. Für Sikorski steht fest: Dies ist ein klarer Fall von Lohn- und Sozialdumping.