Péckvillercher op der Éimaischen

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Traditionsgemäß wird am Ostermontag die „Éimaischen“ auf Fischmarkt stattfinden. 1827 wird dieser Markt ein erstes Mal schriftlich erwähnt. Eine Veranstaltung also, die Geschichte schrieb. Romain Durlet

Schon in jenen Tagen, vor fast zwei Jahrhunderten, hatte die Kirche im Marienland Luxemburg das Sagen. Die „Éimaischen“, die vor der „Méchelskierch“ stattfand, musste unter dem Druck des Klerus auf den Fischmarkt ausweichen, denn, so hatte Polizeikommissar Jemp Müllendorf an den Schöffenrat der Stadt Luxemburg am 3. April 1827 geschrieben:

Gottesdienst bitte nicht stören

„Nobles et honorables seigneurs – Le lundi de Pâques se tient une petite foire, principalement en poterie, en face de l’église Saint-Michel, et elle attire un grand rassemblement de monde, surtout d’enfants. Quoique la rue soit large en cet endroit, le passage s’est trouvé obstrué ce jour et quoique ce ne soit plus jour de fête, l’office devin se fait comme autrefois dans la susdite église. Par conséquent ce rassemblement de monde et de tumulte qui en est inséparable, sont très indécents en ce lieu. Je proposerai donc à vos seigneuries de transférer cette foire sur la grande place du Marché aux poissons qui réunit en elle-même tous les avantages de la sûreté publique, la liberté des passages et un plus grand éloignement de l’église.
On pourrait au besoin, pour prévenir les disputes que la cupidité de certaines personnes y fait souvent naître, pour occuper la première place, en faire la distribution la veille.“
Und am 6. April, also nur drei Tage später, erklärte der Bürgermeister: „Nous vous autorisons pleinement à prendre toutes les mesures que vous jugerez convenables pour la tenue de la foire d’Emmaus.“
Die „Éimaischen“ verstand sich eigentlich als Zunftfest der Töpfer und am Ostermontag wurde in der Kirche von St. Michael eine feierliche Messe abgehalten. Besonders ein angebotenes Produkt auf den Verkaufsständen fand regen Absatz, weil es durch seine Originalität bestach, nämlich der „Péckvillchen“, eine kleine Keramik-Pfeife, auf der man mit Pfeiftönen den Frühling begrüßte, wenn man der Überlieferung aus alten Zeiten Glauben schenkt. Claude Esch, Sekretär des „Comité Alstad“, geht auf der Internetadresse seiner Vereinigung (www.comitealstad.lu) auf die Geschichte von „Éimaischen“ und „Péckvillercher“ ein.
Da die „Éimaischen“ nach dem 1. Weltkrieg zu einem Krämermarkt verkommen war, wurden die Luxemburger „Péckvillercher“ durch jene aus der Eifel ersetzt und es sollte bis 1937 dauern, bis Gust. Hoffmann, Jos. Parmentier, Pierre Feidert und Jemmy Koltz sowie Georges Schmit und Lambert Schaus sich wieder auf die gute alte Zeit besannen, der „Éimaischen“ neuen Auftrieb gaben und das „Comité Alstad“ gründeten.

Seit 1937 wieder auf festen Füßen

Ein Luxemburger Keramiker aus dem Reckenthal, so weiß Claude Esch zu berichten, habe „Péckvillercher“ aus Nospelter Lehm geschaffen; ein Festprogramm ließ das Volksfest wieder aufleben und nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Tradition wieder in den Veranstaltungskalender eingetragen.
Das „Comité Alstad“ bietet heuer zum dritten Mal einen neuen Péckvillchen an, welcher von Serge Di Paoli geschaffen und für einen guten Zweck zum Verkauf steht. Der Preis liegt bei 25 Euro.
Aber nicht nur diese Gesellschaft, die die Geschichte des Fischmarktes pflegt, befasst sich mit der Gestaltung der Tonpfeifen. Auch private Initiativen wurden ins Leben gerufen. So beispielsweise bietet die Familie Thoma seit 1982 „Péckvillercher“ in ihrem Geschäft in der Siegfried-Straße gleich gegenüber dem Museum auf Fischmarkt, ihre eigenen Produkte an.

Eine aufwendige Arbeit

Sylvie Thoma und ihr Vater stellten also vor nunmehr 27 Jahren ihre ersten Pfeifen her und als Herr Thoma schon zwei Jahre später, also 1984, verschied, sollte die Familie ihr Hobby nicht aufgeben und entwarf so jedes Jahr ein neues Modell, das wohl in etwa die gleiche Form behält, jedoch jeweils einen andern Vogel darstellt.
Der Bekanntheitsgrad der Thoma-„Péckvillercher“ ist im Lauf der Zeit gewachsen und wird sogar im touristischen Guide aufgeführt.
Neben der täglichen Arbeit in dem Allround-Geschäft, in dem sowohl Touristen als auch echte Stadt-Luxemburger zum Kundenkreis zählen, kümmert man sich also um das Herstellen von „Péckvillercher“.
„Eine aufwendige Arbeit,“ erklärt Sylvie Thoma: „Zuerst muss man die Formen herstellen, putzen, trocknen, die Pfeife für den Ton stechen, glasieren, backen. Dann wird noch die Angabe des „Millésime“, also die Jahreszahl der Herstellung, aufgeklebt.“ Für nur sieben Euro kann man dieses Sammelobjekt erstehen.