Pakistan: Luxemburger Spender sind müde

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Vor fast zwei Wochen ist Pakistan von einer Flutkatastrophe überrascht worden. Doch trotz Spendenaufrufe geben sich die Luxemburger viel Bedenkzeit. Den humanitären Organisationen gehen die Spendegelder nur tropfenweise ein.

Caritas hat bis dato 35.000 Euros gesammelt. Das reicht nicht, so der Pressesprecher der Caritas. „Angesichts des Ausmasses der Katastrophe brauchen wir mehr“, sagte Chris Kettmann  tageblatt.lu. Leider befände man sich  in einer atypischen Situation, und die Sommerferien wären eine Ursache dafür.
Da aber die Hilfeaktion mittelfristig dauern wird, hofft die Caritas weiterhin auf eine Spenden im September. Dann wenn die Leute zurück aus den Ferien kommen. Immerhin handele es sich in Pakistan um Menschen in Not. Wer mag da herzlos bleiben. Die Spendebereitschaft sei nämlich da, betonte Chris Kettmann.  „Morgen wird  es nicht vorüber sein“, fügte er hinzu.  Die vor Ort geleistete Hilfe sei von großer Bedeutung.

Dramatische Lage

Unicef spricht ihrerseits von Spendemüdigkeit. Es ist erst sechs Monate her, dass Haïti Schauplatz eines Erdbebens war. Die Katastrophe sei vielen  Spendern wohl noch in Erinnerung beblieben, so Paul Heber von Unicef Lëtzebuerg. Siehe auch:
Pakistan: Luxemburg mobilisiert

Die Organisation hat bislang 400.000 Euros für die Opfer Haïtis gesammelt. 1,5 Millionen Euro waren seinerzeit für die Tsunami-Opfern in Asien gespendet worden. Obwohl es noch früh ist,  eine Bilanz über das Geldspende für die Opfer Pakistans zu ziehen, bleibt die Zahl der Spenden für das Land ziemlich niedrig.  Die Spenden erreichen nicht das Ausmaße der Spenden  für die Tsunami- und  Häiti-Opfer. Dabei ist die Lage in Pakistan schlimmer als bei der Tsunami-Katastrophe. Das haben die Vertreter der Vereinten Nationen vor einigen Tagen erklärt.

Stellungnahme der Extremisten

Für MSF (Médecins Sans Frontières) ist es auch noch zu früh, um Genaueres  über das Benehmen des Spender zu sagen. Aber ersten Einschätzungen nach ist die Unterstützung weit entfernt von der Hilfe, die den Opfern der Tsunami- und Erdebebenkatastrophe zugute kam. Dennoch zeigt sich Claude Briade von MSF-Luxemburg zufrieden, weil die Leute trotzdem gespendet haben, obwohl MSF  kein Spendenaufruf gestartet hat.

Die Lage ist „katastrophal“

Eine Ende der Flutkatastrophe ist nicht in  Sicht. Das Wasser steht bis zu 3,50 Meter hoch. 1 Million Häuser wurden zerstört. Und das sind nur  erste Schätzungen.  In den nächsten drei Tagen werden erneut Flutwellen befürchtet. Weitere Unterkünfte können dabei mitgerissen werden. Auch Brücken könnten diesen Regenfällen nicht Stand halten. „Wir haben Angst, dass es schlimmer wird“, sagte  Debora Neumann, Mitarbeiterin der SAH (Schweizerisches Arbeiterhilfswerk), tageblatt.lu.

Seuchengefahr

Derzeit ist die Gesundheitslage noch nicht katastrophal, aber die Hilfsorganisation SAH befürchtet, dass die Krankheiten sich erst richtig ausbreiten werden, sollte das Wasser nicht mehr abfließen. Es gibt bereits einzelne Fälle von Cholera, betont Debora Neumann, die sich in Nowshera,  Khyber Pakhtunkhwa, früher Nordwestliche Grenzprovinz, aufhält.
In ein bis drei Monaten kann es zu Verschlechterung kommen. Die aktuelle Hilfe reicht nicht, auch wenn der Einkauf der Hilfsgüter gut verlaufen ist, erklärt sie. Zelte, Esswaren, Plastikplanen und andere Güter wurden zwar verteilt. Aber man muss abwarten, bevor man mit der nächsten Hilfsphase  fortfährt. Erst wenn das ganze Wasser abgeflossen ist, ist ein Neuaufbau möglich. Viel zu viele Menschen seien von dieser Naturkatastrophe betroffen. Daher ist jede zusätzliche finanzielle Unterstützung willkommen.

Allerdings befürchtet Briade, dass die Zögerlichkeit der Spender  nicht nur mit der Spendiermüdigkeit oder an den Sommerferien zu tun hat. Auch der MSF-Vertreter ist der Ansicht, dass die Leute das Gefühl haben, sie hätten bereits genung gespendet. 100 bis 150 Euro waren durchschnittlich pro Kopf für Haiti gespendet worden.

Vielleicht fühlen sich die Leute den Pakistani  nicht so  nah, mutmaßt Briade.  Des weiteren würden die Aufrufe der Extremisten Pakistans, die Hilfe aus den Westländern abzulehnen, die Spendenaktionen nicht verreinfachen.  Auch die Kämpfe in dieser Gegend könnten ein Grund für diese zögerliche Haltung sein. Erinnern wir daran, dass noch am letzten Wochenende ein Ärzteteam in Afghanistan erschossen wurde. Claude Briade hofft, dass dieses Missverständnis so schnell wie möglich vergessen wird und stattdessen die Notlage in Pakistan wahrgenommen wird.

MnM

 

 

Spenden-Konten

  • Caritas: CCPL LU34 1111 0000 2020 0000
    Stichwort „Pakistan“.
    Oder  Online-Spenden per Kreditkarte unter www.caritas.lu
  • OGBL solidarité syndicale: CCP IBAN LU54 1111 0828 4810 0000
    Stichwort: Pakistan-OSEO
  • Care: CCPL LU28 1111 2588 1923 0000
    www.care.lu
  • MSF: CCPL LU75 1111 0000 4848 0000
    Stichwort: Inondations Pakistan
    www.msf.lu
  • Handicap International: CCP IBAN LU47 1111 0014 2062 0000
     www.handicap-international.lu
  • Croix Rouge luxembourgeoise:  CCPL LU 52 1111 0000 1111 0000
    Stichwort: Inondations Pakistan
    www.ifrc.org / http://wwww.croix-rouge.lu