Organspende: Für ein Leben nach dem Tod

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Luxemburg steht dieses Jahr schlecht da, was die Zahl der Organspenden in den sieben europäischen Ländern angeht, die der Stiftung „Eurotransplant“ angehören. Nicht ein einziger Organspender konnte dieses Jahr verzeichnet werden. 2008 waren es deren immerhin neun./ François Besch

Wir sprachen mit Jorge de Sousa, einer der vier Transplantations-Koordinatoren von „Luxembourg Transplant“ über die Problematik.

www.eurotransplant.nl: Screenshot der Website der internationalen Stiftung Eurotransplant, der neben Luxemburg auch die Niederlande, Österreich, Belgien, Kroatien, Deutschland und Slowenien angehören

Jorge de Sousa ist seit rund 10 Jahren Koordinator bei „Luxembourg Transplant“: Seine schwierige Aufgabe teilt er sich mit drei weiteren Kollegen. 
  FOCUS

Jorge de Sousa ist „infirmier-anesthésiste“ im hauptstädtischen „Centre hospitalier“ (CHL). Doch der junge dreifache Familienvater leistet noch viel mehr: Er arbeitet als einer von vier Transplantations-Koordinatoren in Luxemburg direkt mit der Eurotransplant-Zentrale in den Niederlanden zusammen und hat eine große Verantwortung zu tragen.

Sein Vater bekamein neues Herz

Der bekannte Chirurg und Luxemburger Experte auf dem Gebiet der Nierentransplantationen, Dr. Stanislas Lamy aus dem CHL, hat den spezialisierten Krankenpfleger dazu bewegen können, sich dieser schwierigen Aufgabe anzunehmen. Dies war 1999, als der Vater von Jorge selbst operiert wurde: Ihm war ein neues Herz implantiert worden.
Anfangs war Jorge der einzige Transplantations-Koordinator, kurze Zeit später folgte ein zweiter und seit dem vergangenen Jahr sind deren vier tätig. Für diese Arbeit werden die Mitarbeiter der „Luxembourg Transplant asbl.“, die mit dem Gesundheitsministerium konventioniert ist, zu 25% von ihrem anderen Job freigestellt.
Luxemburgs Gesetzgebung ist klar, was die postmortale Organspende angeht: Wer sich zu Lebzeiten nicht gegen eine eventuelle Entnahme von Leber, Herz, Niere und Co. ausgesprochen hat, käme an und für sich als potenzieller Spender in Frage. Doch das Großherzogtum verfügt auch über die strengsten Kriterien, was das Spenden angeht. In den übrigen sieben Eurotransplant-Ländern gelten vier Punkte, die erfüllt sein müssen, damit eine Person als hirntot gilt. In Luxemburg kam, als das entsprechende großherzogliche Reglement 1983 verabschiedet wurde, ein fünfter hinzu.
Hier die Punkte im Originaltext:
„1.L’examen direct du sujet, accompagné d’une analyse méthodique des circonstances ayant conduit à l’état de mort apparente;
2.La constatation de l’abolition totale de tous réflexes et notamment la constatation des pupilles à diamètre fixe et non réactives à la lumière;
3.L’absence de respiration spontanée en cas de déconnexion du respirateur ou d’arrêt de la respiration assistée;
4.La constatation de la disparition de tout signal électro-encéphalographique (tracé nul sans réactivité possible) après un enregistrement adéquat sur un sujet n’ayant pas été induit en hypothermie et n’ayant reçu aucune drogue sédative; l’électro-encéphalogramme peut être remplacé par la recherche des potentiels évoqués visuels, auditifs et somesthésiques.
5.La constatation de l’absence de circulation sanguine, prouvée par artériographies carotidienne et vertébrale controlatérales, ou bien par tomodensitométrie cérébrale après injection d’un liquide de contraste.“

Ein Rennengegen die Zeit

Der fünfte Punkt ist es, der viel dazu beiträgt, dass Menschen, die eigentlich Spender sein könnten, von vornherein ausgeschlossen sind, dies obwohl ihr Tod sicher ist.
Doch noch häufiger ist es die Familie des potenziellen Spenders, die eine Entnahme verweigert.
Wird der Hirntod festgestellt und findet sich beim Toten kein Spenderpass, so werden die nächsten Familienangehörigen um Erlaubnis gefragt. Diese tun sich oft schwer und so vergeht wertvolle Zeit. Zu lange darf es nämlich nicht dauern, bis die Organe entnommen und weiter verpflanzt werden.
Ein Herz beispielsweise muss spätestens nach fünf Stunden transplantiert worden sein, eine Leber hält bis zu zwölf Stunden durch, die Bauchspeicheldrüse und die Nieren können bis zu 36 Stunden auf ihren neuen Körper warten.
Wenn alles stimmt und der Hirntote zur Organentnahme freigegeben wurde, muss alles schnell gehen. Jorge de Sousa, oder einer seiner Kollegen, nimmt dann Kontakt mit dem Patienten auf der Warteliste, der für das jeweilige Organ in Frage kommt, setzt sich mit der „Eurotransplant“ und mit den Krankenhäusern und Ärzten in Verbindung.

181 Nieren seit 1980 transplantiert

In Luxemburg selbst werden lediglich Nierentransplantationen durchgeführt. Die erste fand 1980 statt. Inzwischen wurden bereits 181 Nieren in Luxemburg verpflanzt.
In den letzten zehn Jahren hat Jorge de Sousa schon vielen Patienten zu einem längeren, angenehmeren Leben helfen können, unter anderem auch Philippe Berg (siehe nächste Seite). Und oft wuchsen daraus tiefe Freundschaften …